Diskussion Fachzeitschrift de Beitrag

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Mail Mayer
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Re: Diskussion Fachzeitschrift de Beitrag

Beitrag von Mail Mayer »

Moin Mail Mayer,

umbedreht ist es richtig. Der LSS wird nach seiner Produktnorm gebaut und ich muss prüfen, ob ich ihn einsetzen kann.
Der Einsatz ist dann wohl eine Planungssache.
Im Prinzip ist das wie mit der Henne und dem Ei.
Die Produktnorm wird wohl so gestaltet sein, das sie die Abschaltbedingung nach VDE 0100-430 auch einhalten wird, sonst wäre der Einsatz ja nicht möglich nach der DIN.
Wir besprechen hier aber über den Nachweis.
Ich muss doch nicht nachweisen, das ein 1,5mm² und ein 16A/C Automat nicht zusammenpassen. Das stellt man doch schon bei der Sichtprüfung fest. Dafür gibt es doch schon Vorgaben ohne das ich in die 430 reinschauen muss.

Vielleicht ist das 1,5mm² einfach zu grenzwertig, da es ja einen kleinen Teil unterhalb des sicheren Abschaltens liegt. Zwar im Könntebereich aber dafür ist es eben grenzwertig aber eben nicht unmöglich.
Bei einem 2,5mm² liegen die Abschaltzeiten komplett überhalb des sicheren thermischen Auslösers. Da liegen die Werte immer im sicheren Bereich. egal was ich messe. Ihr könnt euch die Punkte der Abschaltzeit auch selber mal reinmalen.

Ich versuche ich euch die ganze Zeit zu vermitteln, das bei einer ordnungsgemäßen Produktauswahl der Kurzschlussnachweis unnötig.
Denn ich kann das Prüfverfahren nicht nachvollziehen.
Wenn eine falsche Produktauswahl getroffen wurde kann das doch ein Prüfer schon vor dem Messen feststellen.
Deshalb verstehe ich euch beide nicht. Wenn ein Prüfer bei der Sichtprüfung schon versagt, wie soll er denn die größere Hürde des Kurzschlusschutznachweises meistern. Denn spätestens wenn er die Konstellation ein 2. mal vorfindet weiß er schon, dass es nicht passen kann.
Deshalb kann er sich den Prüfschritt auch sparen und die Erfahrung in die Sichtprüfung einfließen lassen.
Wenn er zum erstenmal prüft musste ich meinen Hut ziehen wenn er in die DIN 100-430 reinschaut NN1 .

Wenn wir nun die Abschaltbedingung etwas ändern (z. B. IK = 9 x In = 9 x 16 A = 144 A), dann haben wir eine Zeit t = 1,44 s (Formel aus VDE 0100-430). Aus der Kurve des LSS ergibt sich allerdings ein ta von rund 9 s.
ich lese da 2,5s und keine 9.
9s wären 5xIn.
Olaf S-H
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Re: Diskussion Fachzeitschrift de Beitrag

Beitrag von Olaf S-H »

Moin Mail Mayer,

ich habe mir die Auslösekurven angesehen und festgestellt, dass diese unterschiedlich sind. Anfrage beim zuständigen UK ist raus. Mal sehen, inwieweit die Hersteller hier einen Normenabweichungsspielraum haben.

Gruß Olaf
Dies ist keine rechtsverbindliche Auskunft sondern meine Meinung bzw. mein Tipp für den Bereich der Bundesrepublik Deutschland! Die einschlägigen Normen/Vorschriften (z. B. DIN, VDE, TAB, DGUV, TRBS, BekBS, NAV, EN, LBO, LAR, ArbStättV, BetrSichV, ProdSG, ...) sind zu beachten. Ein Rechtsanspruch kann hieraus nicht abgeleitet werden. Die Nennung von Fundstellen in Regelwerken stellt keine Rechtsberatung sondern nur die Sichtweise des Verfassers dar.
vde1
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Funker
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Re: Diskussion Fachzeitschrift de Beitrag

Beitrag von Funker »

Hallo Mail Mayer, Olaf und SPS,

ich würde da einmal eingreifen wollen und der Antwort des UK vorgreifen wollen.
Die einzelnen Ansätze sind grundsätzlich richtig aber teilweise in der verwendeten Reihenfolge etwas durcheinander gekommen.

Ich bleibe einmal bei der Frage von Mail Meyer

3x1,5 bei 16A/C. Ich messe R-LPE 0,87Ohm und R-LN 1,24Ohm.

Das ergibt eine zulässige Abschalttoleranz für C 16 x 10 = 160 A + 50 % = 240 A.
Daraus resultiert ein einzuhaltender Widerstand von U / I = 0,95 Ohm.

Bei einer abweichenden Messung von RPe zu RLN um 30 % muß man sich schon fragen wo das herrührt.
Offensichtlich ist die Leitung des Endstromkreises für C16 zu lang oder zu dünn.
Bei RLPe befindet sich der C16 noch im Kurzschlußbereich der Kennlinie und schaltet sicher wie gefordert innerhalb von 0,4 s TT oder 0,2 s TN
ab Personenschutz erfüllt, auch ohne RCD.

Damit wäre für den Wert auch der Kurzschlußschutz erfüllt.
In Übereinstimmung mit diesen Werten wird nämlich für die Produkte in Abhängigkeit von Querschnitt und Isolationsmaterial
ein Durchlaß- Energieintegral gefordert.
Das liegt bei NYM
k2 × S2 Cu 1,5 qmm NYM 29756, 1,5 qmm VPE 46010, 2,5 qmm NYM 82656

Beispiel hier Ik liegt hier bis 0,95 Ohm bei I2 x t (240 A)sq x t = 57000 x 0,4 s = 23040 A2s

Das würde also für alle Materialien eingehalten.

Für die LN Schleife würde der C 16 den Kurzschlußbereich verlassen und erst im Überlastbereich auslösen.
C - ist eine Sonderbauform für schwere Anläufe Motoren, Beleuchtungsanlagen.
Ik liegt hier dann bei schon benannten 185,5 A nach der Kurve bei 185,5 A bei 1,35 s ´(SIEMENSKURVE) siehe unten

Damit ergäbe sich ein Energieintegral von 46453 .
3 x 1,5 qmm NYM wäre unzulässig und damit mit C16 nicht kurzschlußfest.

An einer Anlage im Bestand, wo es darum geht, kann ich C16 einsetzen oder nicht.

3 x 1,5 qmm VPE läge nur knapp darunter und sollte unter Berücksichtigung der Toleranzen gerade noch so funktionieren,
Ersatzweise sollte man die Leitung vielleicht um 3 m kürzen, zweckmäßig am Anfang und die Kürzung durch 2,5 qmm oder stärke ersetzen,
oder muß auf B16, C 13 oder B20 ausweichen.
Da hängt dann aber beim B20 wieder von der Verlegeart ab, wegen der Überlast

Wenn man so etwas plant wäre von vornherein 3 x 2,5 qmm erforderlich.
Funker
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Re: Diskussion Fachzeitschrift de Beitrag

Beitrag von Funker »

Nachfolgend noch einmal ein Hinweis für eine Tabelle für die Durchlassintegrale der Leitungen

https://library.e.abb.com/public/476790 ... 7D0103.pdf

siehe

Die o.a. Werte sind Normative Grenzanforderungen Kapitel 3 S. 18

Ich habe da welche aus einem ELFAPlus Germany Katalog Teil4 im Prinzip alle ähnlich, bis auf die letzten Stellen.

Die Werte der Kabelhersteller liegen mit Sicherheit immer etwas über der Norm, weshalb im Grenzfall wie oben die Entscheidung
durchaus vertreten werden könnte. Man kann ja zusätzlich aus Gründen das Brandschutzes im Bestand auch eine RCD oder AFDD nachrüsten.
Dann wäre zwar die Leitung NYM mit C16 gegebenenfalls defekt aber das Bestands-Gebäude würde nicht abbrennen.
Funker
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Re: Diskussion Fachzeitschrift de Beitrag

Beitrag von Funker »

Die Normwerte für die Kabel gibt es entweder in der VDE 0100 - 430, wie schon benannt, als K Faktor oder in der VDE 0298-4 : 2013- 06

z.B. CU bis 300 qmm fest verlegt Anfangstemperatur ab 70°C 115

K qad x S(A) qad = I qad x t = 115 x 115 x 1,5 qmm x 1,5 qmm = 29756 siehe oben

Bei kleinerer Kurzschußanfangstemperatur z.B.50 °C K = 129 , siehe Begründung oben.
Mail Mayer
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Re: Diskussion Fachzeitschrift de Beitrag

Beitrag von Mail Mayer »

Schön wenn man es mal durchgerechnet hat. respekt1 Ich finde es nur einen mächtigen Aufwand. Zumal der Häufigkeitsfaktor die Strombelastbarkeit soweit drückt, das man die Kombination 16A und 1,5mm² zum überwiegenden Teil ausschließen kann.
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