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Elektroherdanschluss an nur einem Außenleiter

Verfasst: Freitag 13. September 2019, 22:00
von SPS
Hallo zusammen,
in einer Aktuellen Praxisfrage bei der Fachzeitschrift de
Wird die Frage geklärt, die öfter gestellt wird.

Nur für Abo-Kunden im ganzen frei Zugänglich.
Der Frei Zugängliche Teil sagt schon das Wesentliche.
https://www.elektro.net/praxisprobleme/ ... senleiter/

In der Frage geht es um eine neue Anlage.
Es wird jedoch auch auf die Forderung nach Drehstrom in alten TAB hingewiesen.
Ohne genaue Daten zu nennen.
Ab welchem Jahr wurde die Forderung nach Drehstrom bei höherer Leistung erstmals gestellt?
Da gibt es sicher auch je nach VNB unterschiede.

Re: Elektroherdanschluss an nur einem Außenleiter

Verfasst: Sonntag 15. September 2019, 00:48
von Olaf S-H
Moin SPS,

ich habe hier eine TAB (Stand 1983) rumliegen, die ab 4,4 kW Drehstrom fordert. Einphasige Herde dürfen mit max. 1 x 25 A angeschlossen werden.

Die bekannte Gleichung IB <= IN <= IZ

IB: Betriebsstrom
IN: Nennstrom Schutzorgan
IZ: Belastbarkeit der Leitung

ist schon in der VDE 0100-430:1981-06 enthalten. Damit wäre ein Herd mit 5.500 W als Wechselstromverbraucher zulässig. Dies wäre dann aber nur ein kleines Gerät.

Gruß Olaf

Re: Elektroherdanschluss an nur einem Außenleiter

Verfasst: Sonntag 15. September 2019, 02:45
von SPS
dank1 Olaf,
das sind schon mal mehr Infos als ich habe.

Re: Elektroherdanschluss an nur einem Außenleiter

Verfasst: Montag 16. September 2019, 18:15
von SPS
Hallo zusammen,
danke eines Users im anderen Forum, habe ich jetzt die Lösung gefunden.
Power-Management-Funktion. Gesamtleistung des Kochfelds begrenzen
https://media3.neff-international.com/D ... 7319_C.pdf

Seite 21 der PDF
Da kann ich dann die max. Leistung je nach Absicherung festlegen.
Ist das nach VDE ausreichend, da der User das auch wieder verstellen kann?
Fehlt nur noch das gleiche in Kombination mit dem Backofen.

Re: Elektroherdanschluss an nur einem Außenleiter

Verfasst: Montag 16. September 2019, 19:07
von E-Jens
Hallo SPS,

der Leitungsschutzschalter übernimmt den Leitungsschutz für Überlast und Kurzschluss. Wenn das korrekt umgesetzt wurde, ist meiner Meinung nach mit keiner Gefahr zu rechen. Wenn der Kunde nun die Leistung des Herdes einfach hoch stellt, mag er wenn er geschickt ist ein, wenig mehr Leistung "rauskitzeln" können. Ich gehe jedoch davon aus, dass er schnell lernen wird und die Einstellung wieder zurück setzen wird.
Denk mal an die Einstellung von Motorschutzschalter. Diese sind doch recht einfach zu verstellen. Also alles schön im Protokoll dokumentieren, vielleicht noch ein Hinweis der Rechnung und es sollte gut sein.

Re: Elektroherdanschluss an nur einem Außenleiter

Verfasst: Mittwoch 18. September 2019, 09:55
von meisterglücklich
Im Bereich der BEWAG in Berlin (später Vattenfall/Stromnetz Berlin) war es früher üblich, nur Wechselstromzähler in Wohnungen zu installieren, wenn keine Warmwasserbereitung gebraucht wurde.
Herde wurden dann grundsätzlich einphasig angeschlossen. In älteren Wohnanlagen (um 1960 herum) war auch trotz Durchlauferhitzer ein einphasiger Herdanschluß üblich. Meines Wissens war der einphasige Anschluß in der TAB sogar erwähnt, da ja sonst Großverbraucher über 4kW genehmigungspflichtig waren, "dies gilt nicht für Herde", war wohl die Formulierung.
Auch wenn heute die Vorbereitung für Drehstrombetrieb von Herden Pflicht ist, so spricht es nicht unbedingt dafür, extra Drehstrom zu organisieren.
Gleichmäßige Belastung beim Herd ist sowieso Zufall, insofern zieht das Argument nicht.
Wenn man Altanlagen hat, sehe ich keine Notwendigkeit, gerade das zu ändern.

Re: Elektroherdanschluss an nur einem Außenleiter

Verfasst: Mittwoch 18. September 2019, 18:29
von Trumbaschl
Die Realität ist: genügend Länder kommen recht gut damit zurecht, ganzen Einfamilienhäusern nur eine Phase zu geben, mit 20-80 A. Die Lastverteilung erfolgt dann eben über mehrere Häuser, nicht innerhalb eines Hauses. Bei MFHs eben eine Phase pro Wohnung. Sind in Mitteleuropa wirklich die Leitungen der VNBs so knapp dimensioniert, dass es auf diese Kleinigkeiten ankommt? Städte mit uralten Versorgungsnetzen gibt es ja sicher in Frankreich, GB und Irland (typische Einphasenländer) auch zur Genüge.

Ja, ich lege weit lieber 5x2,5 als 3x4 oder 3x6 mm2 zum Herd (in GB breiten sich langsam Herdanschlüsse mit 2x10/2,5 und B40 aus, jedenfalls für Luxusküchen, sonst 2x6/2,5 und B32), aber die Debatte kommt mir doch teilweise etwas überzogen vor. Irland hat übrigens vor ein paar Jahren den Schritt getan und blanke Schutzleiter mit reduziertem Querschnitt verboten. Jetzt hört man gelegentlich Flüche, wie man zwei 3x10 mm2 in den Hauptschalter (Zugschalter an der Badezimmerdecke) des dort üblichen Klein-DLEs bringen soll.

Re: Elektroherdanschluss an nur einem Außenleiter

Verfasst: Mittwoch 18. September 2019, 18:51
von ego11
@Trumbaschel
Der Kölner sagt dazu:
"Ett jütt auf Erden kein größer Leid, als watt der Minsch sich selfs andeit!"

Gelegentlich tauchen solche Konstrukte ja auch bei uns auf auf, wenn der Installateur so nen Kleindurchlauferhitzer mit 230V/5,7kw anschleppt.
Da verweigere ich konsequent den Anschluß und verlange 11kW Geräte mit Drehstrom, wenn nicht auch ein 3,5kW Modell ausreicht.

Re: Elektroherdanschluss an nur einem Außenleiter

Verfasst: Freitag 20. September 2019, 20:14
von Olaf S-H
Moin zusammen,

Realität ist doch, dass einige Elektriker diese Thematik gar nicht kennen. Es wird eine Anlage errichtet, die nicht den allgemein anerkannten Regeln der Technik entspricht aber über einen längeren Zeitraum funktioniert. Und solange Pizzablitz und Consorten das Futter frei Bordsteinkante liefern, muss der Herd auch nicht in einphasiger Volllast wie zu Großmutters Zeiten betrieben werden.

Gruß Olaf

Re: Elektroherdanschluss an nur einem Außenleiter

Verfasst: Dienstag 24. September 2019, 00:51
von Trumbaschl
Wie oft hat Omma wirklich was gekocht, was mehr als zwei Platten oder eine Platte plus Backrohr gleichzeitig gebraucht hat? Wahrscheinlich fast nur zu Weihnachten. Und dann ist immer noch das Backrohr thermostatgeregelt, läuft also nach dem Aufheizen nicht mehr annähernd mit Volllast. Der Worst-Case-Fall wäre ja "Backrohr heizt gerade auf und alle drei bis vier Platten haben gleichzeitig ankochende Töpfe drauf" - mir fällt spontan kein Menü ein, bei dem das realistisch wäre. Und selbst wenn, werden nicht alle Töpfe ewig auf voller Hitze kochen, sondern man schaltet zurück. Oder schmilzt überhaupt nur kurz die Butter.

Mit einem gewissen Augenmaß habe ich herzlich wenig Skrupel, die Nennstromregel zu ignorieren, solange In<=Iz garantiert ist. Gerade beim Herd kann man in den allermeisten Fällen von einem moderaten Gleichzeitigkeitsfaktor ausgehen. Bei den meisten Koch-Szenarien sind überhaupt nur 1-2 Platten oder das Backrohr gleichzeitig in Verwendung. Mehr als drei Platten habe ich außerhalb der Gastronomie überhaupt noch nie erlebt. Meine Eltern wollten unbedingt einen 4-flammigen Herd, und was ist? Die eine Flamme wurde glaube ich noch nie benutzt, dient nur als Abstellplatz für den Teekessel, so wie das Gitter des 3-flammigen Vorgängermodells. Gekocht wird dort übrigens mit Gas, weil vorhanden - ein Elektrobackrohr war im Gespräch, konnte ich allerdings mit dem Hinweis auf die Notwendigkeit einer neuen Leitung vom Verteiler in die Küche abwenden.