Gießharztrafos vs. Öltrafos

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froebel88
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Gießharztrafos vs. Öltrafos

Beitrag von froebel88 »

Hallo,

mich würde einmal interessieren, welcher Trafoart ihr im Bereich der Verteiltransformatoren (Kundenstationen) wann den Vorzug geben würdet.

In einigen Bereichen scheinen Gießharztrafos Pflicht zu sein, z.B. in der Seefahrt.

Bei Öltrafos gibt es verschärfte Anforderungen hinsichtlich des Betriebsraums. Generell scheinen die Verluste bei Öltrafos aber merklich geringer zu sein, als bei Öltrafos. D.h. der Betrieb ist für den Kunden auf längere Sicht günstiger. Allerdings entstehen hier Kosten für Ölprüfung und ggf. -austausch? (Mit sich ergebenden Totzeiten?)


Wie handhabt ihr das?

Mfg.
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Tobi P.
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Re: Gießharztrafos vs. Öltrafos

Beitrag von Tobi P. »

Moin,

nun ja - es kommt darauf an :) In Innenraumanlagen hab ich eigentlich nur Giessharztrafos, bei Kompaktstationen im Aussenbereich dagegen Öltrafos. Dann gibts noch Spezialfälle wie zb Lebensmittelindustrie, Wasserschutzgebiete, Kläranlagen und ähnliches obwohl wir sowas eigentlich nicht machen. In solchen Fällen geben die Kunden in der Regel die Verwendung von Giessharztrafos vor da denen das Risiko einer Havarie trotz großzügig bemessener Auffangwannen zu groß ist.
Gegen die Leerlaufverluste hilft die Verwendung sogenannter amorpher Transformatoren, da ist ABB groß drin vertreten. Sind natürlich auch teurer in der Anschaffung. Aktuell werben die glaube ich mit bis zu 70% weniger Leerlaufverlusten gegenüber Standard-Verteiltransformatoren, das müsste ich aber nachschauen.


Gruß Tobi
froebel88
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Re: Gießharztrafos vs. Öltrafos

Beitrag von froebel88 »

Hi Tobi,

danke für die Antwort! Aber was spricht für Giessharztrafos in Innenraumanlagen und was spricht für Öltrafos in Kompaktstationen?

Bezüglich Wartung: Laut dieser ABB-Anleitung für Öltransformatoren sollte man das Trafoöl nur untersuchen, wenn man da einen Schaden vermutet. Ich habe das irgendwie anders in Erinnerung und dachte, dass man das Trafoöl regelmäßig (alle ~5 Jahre?) testen muss.

Wenn dem so ist, wie das da von ABB beschrieben ist, dann unterscheiden sich Nass- und Trockentrafos ja nicht in Bezug auf die Wartung..? D.h. Sichtprüfung sowie Reinigung?

Bezüglich der Verluste:
Zum Vergleich, ein konventioneller Öltrafo hat Leerlaufverluste von ca. 600W und Lastverluste von 6500W, ein Giessharztrafo hat ca. 1100 und 7600.

Im schlechtesten Falle wären das 1600W, die man da an zusätzlichen Verlusten verbrät. Sofern die Leerlaufverluste auch gezählt werden, also die Messung auf der MS-Seite stattfindet, liegt man da bei ca. 2.800€ p.A. Sicherlich kostet die Herrichtung des Traforaumes (Säurebeständiger Anstrich, Auffangwanne usw) etwas. Aber ich kann mir schon vorstellen, dass sich das recht schnell armotisiert, zumal Nasstrafos in der Anschaffung ja auch günstiger sind:

Für mich klingt das so, als könne man problemlos Öltrafos für die gängigen Kundenstation nehmen? Wie handhaben das die EVUs in Ihren Stationen?

Gefühl dachte ich eigt. dass Trockentrafos deutlich auf dem Vormarsch sind.. Aber warum?

Sorry falls das etwas wirr wirkt, aber Trafos sind bisher nicht mein Spezialgebiet. ;)
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Elt-Onkel
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Re: Gießharztrafos vs. Öltrafos

Beitrag von Elt-Onkel »

Hallo,

klar sind Gießharztrafos im Trend.

Der Umweltschutz schlägt alles.

Auch hohe Leerlaufverluste.

Ist doch auch viel einfacher.
Keine Wanne, keine Brandlast, keine Öluntersuchungen.


froebel88
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Re: Gießharztrafos vs. Öltrafos

Beitrag von froebel88 »

Moin,
Elt-Onkel hat geschrieben: Donnerstag 25. Juli 2019, 05:25 Der Umweltschutz schlägt alles.
Wikipedia sagt dazu:
Als umweltfreundliche Alternative zu PCB, aber auch als Ersatz für das klassische Mineralöl, werden schon seit über 25 Jahren synthetische organische Ester in Transformatoren eingesetzt. Dabei handelt es sich um gesättigte Pentaerythrittetrafettsäureester, die sich durch einen hohen Brennpunkt (> 300 °C), Flammpunkt (> 250 °C) und eine hohe Zündtemperatur (> 375 °C) auszeichnen und somit wie PCB schwer entzündlich sind. Außerdem ist die Esterflüssigkeit ungiftig, leicht biologisch abbaubar und als nicht wassergefährdend eingestuft. Die Isoliereigenschaften sind mit denen von Mineralöl, das herkömmlicherweise als Isolieröl in Transformatoren eingesetzt wird, und mit denen von PCB vergleichbar.[5]
Is das heute Standard in Öltrafos?
Keine Wanne, keine Brandlast, keine Öluntersuchungen.
Bezüglich Wanne, ich meine mich zu erinnern, dass es Trafos gibt, welche mit Auffanggefäß ausgestattet sind.
Muss man heutzutage eine Wanne baulich ausführen? Was kostet sowas?

Bezüglich Öluntersuchungen: S.o. ABB-Dokument. Wie oft wird sowas wirklich fällig?
Josupei
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Re: Gießharztrafos vs. Öltrafos

Beitrag von Josupei »

Als umweltfreundliche Alternative zu PCB, aber auch als Ersatz für das klassische Mineralöl, werden schon seit über 25 Jahren synthetische organische Ester in Transformatoren eingesetzt. Dabei handelt es sich um gesättigte Pentaerythrittetrafettsäureester, die sich durch einen hohen Brennpunkt (> 300 °C), Flammpunkt (> 250 °C) und eine hohe Zündtemperatur (> 375 °C) auszeichnen und somit wie PCB schwer entzündlich sind. Außerdem ist die Esterflüssigkeit ungiftig, leicht biologisch abbaubar und als nicht wassergefährdend eingestuft. Die Isoliereigenschaften sind mit denen von Mineralöl, das herkömmlicherweise als Isolieröl in Transformatoren eingesetzt wird, und mit denen von PCB vergleichbar.[5]
Is das heute Standard in Öltrafos?

Wir haben Projekte begangen wo auch für Öltransformatoren mit Midelöl (Ester) Wannen verlangt wurden. Für nen 1,4 MVA Trafo zahlt man aber in der regel das 1,5 fache im Vergleich zu Mineralöl. Sicherlich ist das Midelöl biologisch abbaubar wird aber wohl in Mengen von 200-400l oder mehr auch ned so toll in der Umwelt machen.

Ich habe bei Gießhatztrafos auch oft gesehen, das diese mit Lüftern ausgestattet werden, das ist sehr wartungsintensiv.

Gruß
Josupei
froebel88
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Re: Gießharztrafos vs. Öltrafos

Beitrag von froebel88 »

Moin,

die 400L Öl sehe ich in Bezug auf Umweltschutz eher als sekundär an.. Wieviele LKW fahren rum mit Dieseltanks in der Größenordnung, ohne Auffangwanne und sonstigem Gedöns?

Da ist die Wahrscheinlichkeit dass das in der Umwelt landet ja wesentlich größer..

Lüfer haben Gießharztrafos m.W. die über ihrer Nennlast betrieben werden. Die kann man wohl nachrüsten. Ich glaub, so kann man die teilweise mit bis zu dem 1,5 fachen der Nennlast betreiben. Das ist natürlich auch ein Argument, dass sowas möglich ist. Aber die meisten Trafos dürften wohl eher im Unterlast- als im Überlastbereich fahren..

Zudem muss ja auch die Belüftung des Traforaumes auf die Mehrleistung ausgelegt sein.

Ich verstehe immernoch nicht warum Öltrafos schlecht sein sollen..

Mfg
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