Netzwerkleitung zur Stromversorgung?!

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ThomasR
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Netzwerkleitung zur Stromversorgung?!

Beitrag von ThomasR »

Da die Frage in dem anderen Thread nicht weiter diskutiert wurde:
Was müssen wir "alte" Elektriker bei der Verwendung von Netzwerkleitungen für Stromversorgungszwecke beachten? Bei den gegebenen Querschnitten (z.B. AWG22 = 0,32mm²) würde das in der normalen Elektrikerwelt jede Menge Fragen bezüglich der Absicherung etc. aufwerfen.

Die IEEE läßt die Verwendung als Stromversorgung aber ausdrücklich zu und hat sogar Normen dafür veröffentlicht. Das können wir doch nicht einfach ignorieren?

Ich habe schon ein professionelles Lautsprechersystem gesehen/gehört, dessen Einzellautsprecher sich allein aus der Netzwerkleitung versorgten. Viele Häuslebauer verlegen nur noch Netzwerkleitungen und ge- bzw. mißbrauchen diese dann für alles mögliche. Auch Sensorik im industriellen Bereich nimmt sich die Versorgung aus der Netzwerkleitung.....

Wie steht die IEEE zu EN bzw. VDE Vorschriften? Was macht ihr damit? Welche Anwendungen? Schutzmaßnahmen?
Elo-Ocho
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Re: Netzwerkleitung zur Stromversorgung?!

Beitrag von Elo-Ocho »

Moinsen,

ohne jetzt Experte auf dem Gebiet zu sein, aber können die Netzteile, es dürfte sich ja in erster Linie um POE-Versorgungen handeln, überhaupt die Leistungen zur Verfügung stellen die notwendig wäre, um eine Leitung "ans brennen zu bekommen"?

Für den Menschen gefährliche Ströme dürften da ja kaum auftreten, oder?

Im privaten Bereich lese ich da immer viel von Einschränkungen, wie groß soll denn die, z.B. für Lautsprecher übertragene Leistung sein?
Im ELA-Bereich werden ja auch viele 100 Watt durch ein x DA-Kabel, mitunter auch schon mal 0,6 mm, "gequetscht".

Ocho
Immer wenn ich Langweile habe, dann melde ich mich in einem Eltern-Forum an und Frage, wie weit man den Schimmel im Pausenbrot der Kinder wegschneiden sollte...
karo1170
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Re: Netzwerkleitung zur Stromversorgung?!

Beitrag von karo1170 »

Elo-Ocho hat geschrieben: Dienstag 23. Oktober 2018, 13:06 Moinsen,

ohne jetzt Experte auf dem Gebiet zu sein, aber können die Netzteile, es dürfte sich ja in erster Linie um POE-Versorgungen handeln, überhaupt die Leistungen zur Verfügung stellen die notwendig wäre, um eine Leitung "ans brennen zu bekommen"?
M.W. ist derzeit der Standard IEEE802.3bt mit max 90-100W bei 52V über 4 Adern der Stand der Technik.
Schaut man sich die Spezifikation eines Cat7a Kabels (Nennspannung <72V DC, Strom max 1,5A) an, sollte alles im gruenen Bereich liegen.
Zuletzt geändert von karo1170 am Dienstag 23. Oktober 2018, 16:42, insgesamt 1-mal geändert.
ThomasR
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Re: Netzwerkleitung zur Stromversorgung?!

Beitrag von ThomasR »

Die IEEE hat mittlerweile bis zu 48 Volt Nennspannung und 960mA pro Aderpaar freigegeben. Bekanntlich kann bei DC oberhalb von ca. 30 Volt ein Lichtbogen entstehen, tödlich ist das wohl nicht aber sehr wohl sicherheitsrelevant. Bei 230Volt wird mit den AFDD's ein Heidenspektakel veranstaltet, bei Netzwerkleitung soll das ignoriert werden?

Mir geht es darum, daß hier eine "Parallelwelt" entsteht, die wir im Zweifel mit verantworten müssen. Wer beurteilt die "Eignung" der Leitung für den Zweck? Prüfung auf CAA Verwendung? Wie soll denn an so einer PoE Leitung eine Isomessung etc. gemacht werden? Solange das nur Datenleitungen im mA Bereich und 5Volt waren.....
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Tobi P.
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Re: Netzwerkleitung zur Stromversorgung?!

Beitrag von Tobi P. »

Moin,
ThomasR hat geschrieben: Dienstag 23. Oktober 2018, 15:59 Wie soll denn an so einer PoE Leitung eine Isomessung etc. gemacht werden?
mal anders gefragt: Wer macht denn überhaupt Messungen an Netzwerkleitungen? Viele Branchenkollegen scheuen ja schon die Anschaffung eines Schutzmassnahmenprüfgeräts und noch viel mehr werden sich hüten mal eben knapp 7k€ in die Hand zu nehmen und sich ein Lantek zu kaufen (wir haben mittlerweile schon zwei davon :) ).
Oder fangen wir mal ganz von vorn an: Wie viele netzwerkleitungverlegende Elektriker wissen denn überhaupt dass auch Netzwerkleitungen messtechnisch geprüft werden können und müssen (von simplen Zuordnungstestern um Verdrahtungsfehler auszuschliessen mal abgesehen, die dürfte jeder kennen)?


Gruß Tobi der NEXT-Fehler nicht ausstehen kann
Olaf S-H
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Re: Netzwerkleitung zur Stromversorgung?!

Beitrag von Olaf S-H »

Tobi P. hat geschrieben: Dienstag 23. Oktober 2018, 22:36 ... Wer macht denn überhaupt Messungen an Netzwerkleitungen? ...
Moin Tobi,

in meiner aktiven Phase, diese endete 2007, hatten wir ganz am Anfang nur einen mit LEDs blinkenden "Verpolungstester". Dieser wurde dann recht schnell durch ein "echtes" Messgerät ausgewechselt. Dieses hatten wir allerdings nicht gekauft sondern beim Großhandel gemietet. Später gab es dann ein eigenes Gerät. Damit konnte man mit "viel Papier" beim Kunden punkten.

Ich fand es insofern ganz gut, da Fehler meistens recht eindeutig zugeordnet werden konnten.

Gruß Olaf
Dies ist keine rechtsverbindliche Auskunft sondern meine Meinung bzw. mein Tipp für den Bereich der Bundesrepublik Deutschland! Die einschlägigen Normen/Vorschriften (z. B. DIN, VDE, TAB, DGUV, TRBS, BekBS, NAV, EN, LBO, LAR, ArbStättV, BetrSichV, ProdSG, ...) sind zu beachten. Ein Rechtsanspruch kann hieraus nicht abgeleitet werden. Die Nennung von Fundstellen in Regelwerken stellt keine Rechtsberatung sondern nur die Sichtweise des Verfassers dar.
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Für elektrotechnische Laien gilt: Dieser Beitrag erläutert die technischen Zusammenhänge. Die Umsetzung obliegt den konzessionierten Fachbetrieben (§13(2)NAV).

"Wer eine Handlung begeht, der übernimmt auch alle daraus folgende Pflichten." §33 I-3 prALR 1794
EIB-Nutzer
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Re: Netzwerkleitung zur Stromversorgung?!

Beitrag von EIB-Nutzer »

Gegenfrage an die Runde,

wer macht den Bei Telefon und Klingelleitungen Leitungsmessungen, ein Weckersingnal hat auch über 60V~.
Allgemein müssen POE Netzteile Kurzschlußfest sein, wenn POE aus den Switchen kommt sowieso.
Erdisoliert sind die Leitungen i.d.R auch, sonst gibt es beim Signal Ärger.

Und ja, ich habe schon Elis gesehen die Kat 7 mit dem Multimeter messen wollten zwecks Abnahme und Fehlersuche... bravo1


MfG

Ralf
chris_hh
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Re: Netzwerkleitung zur Stromversorgung?!

Beitrag von chris_hh »

kleine Ergänzung
EIB-Nutzer hat geschrieben: Donnerstag 25. Oktober 2018, 23:17 wer macht den Bei Telefon und Klingelleitungen Leitungsmessungen, ein Weckersingnal hat auch über 60V~.
Bei der Uk0 Schnittstelle (ISDN aus der Vermittlungsstelle) haben wir bis zu 99V= auf der Doppelader.
Ist aber noch im Bereich der zulässigen Berührungsspannung für erwachsene Menschen.

VG
Chris
Olaf S-H
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Re: Netzwerkleitung zur Stromversorgung?!

Beitrag von Olaf S-H »

EIB-Nutzer hat geschrieben: Donnerstag 25. Oktober 2018, 23:17 ... wer macht den Bei Telefon und Klingelleitungen Leitungsmessungen ...
Moin EIB-Nutzer,

ich habe immer die Leitungen auf Iso geprüft. Ist ja auch so in VDE 0100-600 gefordert.

Gruß Olaf
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Olaf S-H
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Re: Netzwerkleitung zur Stromversorgung?!

Beitrag von Olaf S-H »

chris_hh hat geschrieben: Freitag 26. Oktober 2018, 12:04 ... 99V= auf der Doppelader.
Ist aber noch im Bereich der zulässigen Berührungsspannung für erwachsene Menschen. ...
Moin Chris,

ab 60 V = ist allerdings schon ein Berührungsschutz erforderlich.

Gruß Olaf
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