Mehrere Stromkreise mit einem AFDD absichern

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faraday80
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Mehrere Stromkreise mit einem AFDD absichern

Beitrag von faraday80 »

Derzeit heißt es ja immer wieder, dass es nur möglich sei, jeden Stromkreis einzeln mit einem AFDD abzusichern. Was spricht derzeit denn technisch dagegen mehrere Stromkreise zusammen durch einen AFDD zu sichern?

Ist realistisch damit zu rechen, dass sich das in einigen Jahren ändern wird?
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SPS
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Re: Mehrere Stromkreise mit einem AFDD absichern

Beitrag von SPS »

Hallo,
es gibt die AFDD nicht über 16 A. Also macht es in den meisten fällen keinen Sinn mehr als 1 Endstromkreis damit abzusichern.
Auch wir der AFDD mechanisch mit einem LSS Verbunden Das geht nur nicht mit 2 LSS.
Viele Hersteller bauen auch Kombinationen mit Lss und oder RCd
Zuletzt geändert von SPS am Donnerstag 3. Mai 2018, 19:01, insgesamt 1-mal geändert.
Mit freundlichem Gruß sps
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Lightyear
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Registriert: Sonntag 10. Juni 2007, 16:41

Re: Mehrere Stromkreise mit einem AFDD absichern

Beitrag von Lightyear »

Das stimmt so nicht ganz.
Siemens hat (oder hatte) auch AFDD-Module mit größerem Bemessungsstrom als 16A im Programm.
Da ich auf die gleiche Idee gekommen bin, wie faraday80, habe ich den Dozenten seinerzeit gleich mal danach gefragt.
Darüber hinaus hat der Dozent schon damals angekündigt, dass dreiphasige AFDDs bereits zur Marktreife fertigentwickelt seien, aber normativ noch nicht gefordert wären, somit noch in der Schublade lägen und dort solange blieben, bis die Normung angepasst wäre.

Auf meine Idee hin, z.B. drei einphasigen 10A-Stromkreisen z.B. eine 32A-AFDD vorzuschalten erteilte er die gleiche Absage, wie der Idee, dereinst eine "große" dreiphasige AFDD der kompletten Wohnungsinstallation vorzuschalten, wie heute eine RCD.
Begründung für die Absage in beiden Fällen war u.A. die ungeheure technische Schwierigkeit, einen abschaltenswerten Fehlerlichtbogen sicher von einem, z.B. bei Schalthandlungen geduldet auftretenden Lichtböglechen zu unterscheiden. Würden nun mehrere Stromkreise mittels einer AFDD überwacht, kämen viel mehr derartige zu duldende "Störungen" zusammen, die die Auswerteeinheit dann überfordern würden und zum (unbegründeten) Abschalten führen würde.

Ob das Alles so stimmt, weiss ich natürlich nicht, dazu fehlt mir das Insiderwissen, aber plausibel klingen die Argumente schon irgendwo.
Elo-Ocho
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Re: Mehrere Stromkreise mit einem AFDD absichern

Beitrag von Elo-Ocho »

Moinsen,

Funker und Masterelektrik mögen mich korrigieren, wenn ich was falsches schreibe...

es gibt keine Begrenzung der lieferbaren AFDD auf 16A. Mindestens Hager kann mindestens 20A.

Dreiphasige AFDD sind wohl in der Entwicklung, aber näher an Fertig als an "wir haben da eine Idee".

Meinem Einwand, dass der AFDD erst dann akzeptiert werden wird, wenn er "vor oder hinter" dem FI, aber vor die LS kommt, wurde nicht widersprochen, später hieß es dann, dass dieses Konstellation "nie" funktionieren wird, sondern die Elektronik immer nur einen Stromkreis (mit was weiß ich wie vielen Mehrfachsteckdosen und Verbrauchern?) überwachen kann.

Ich halte da die Theorie von LY mit den aufsummierten, akzeptablen "Fehlerströmen" für am ehesten passend.

Ich habe mit einem Errichter (von Holzhäusern?) gesprochen, wo ein AFDD (einphasig) vor mehrere LS gesetzt wird, aber nur kurz, ich habe seine Karte, aber noch keine Verbindung aufgenommen, daher ist das erst mal mit Vorsicht zu genießen.

Möglicherweise fliegt die Einschränkung auf einphasig und 16 A schon bei nächster Gelegenheit wieder aus der Norm, damit nicht demnächst wieder was geändert werden muss, wenn dreiphasige Geräte auf den Markt kommen.

Mal das Protokoll der Einspruchsbesprechung abwarten...

Ocho
Immer wenn ich Langweile habe, dann melde ich mich in einem Eltern-Forum an und Frage, wie weit man den Schimmel im Pausenbrot der Kinder wegschneiden sollte...
Funker
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Registriert: Donnerstag 23. April 2015, 21:13

Re: Mehrere Stromkreise mit einem AFDD absichern

Beitrag von Funker »

Das entscheidende ist wohl, daß der AFDD wohl mehrere Kriterien im Sinne einer Fuzzylogik ( ungenaue Logik mit Grauzonen, bei der mehrere übereinstimmen müssen) überwacht.
Je mehr aktive Elemente in einem Stromkreis betrieben werden, z.B. LS Leuchten, die ähnliche Strommuster aufweisen wie der Fehlerlichtbogen,
kann es dann zu einer Überlagerung kommen die zur Fehlinterpretation und damit Fehlabschaltung führt.

Rein technisch wurden bereits 1995 bei der UL zur Bewertung AFCI (AFDD) eingereicht, die bereits bei einem Fehlerlichtbogen von 100 mA reagierten.
Offensichtlich ist aber dabei die Fehlerrate derart hoch, daß eine sinnvolle Anwendung erst wie in IEC festgelegt bei 2,5 A gefordert wird und einige Hersteller wohl 1,5 A erreicht haben. Darunter ist es eher ein Fehlerlichtbogenorakel.
Bei drei Phasen summieren sich die Fehlereignisse aus drei Phasen, weshalb die sicherer Erkennung noch schwieriger wird, woran aber nach den
Aussagen der Hersteller offensichtlich mit Erfolg gearbeitet wird.

Daher auch meine Anforderung an die DKE auf Gebiete die für den Brandschutz, z.B. im Zusammenhang mit RCD mehr und sicherere Ergebnisse erwarten lassen, konsequenter zu sein,
- z.B. Schutzleiter auch für SK II Betriebsmittel in der Zuleitung, kostet je Anschlußleitung nur einige Cent und führt zur Erkennung von
Isolationsfehlern durch RCD schon bei kleineren Strömen, wenn der Lichtbogen noch nicht ausgebrochen ist.
- besserer Staffelung der RCD auch bis in den 6 mA Bereich, was technisch ebenfalls kein Problem, da vorhanden und preiswerter ist,
- AFDD dreiphasig vielleicht auch im Zusammenhang mit FU da dort das Problem Ableitstrom im Gegensatz zum RCD keine Rolle spielt
- AFDD ja als Technologie dort wo sinnvoll anwendbar, aber eben nicht in der Kita mit 0,5 A Laststrom des MP 3 Schlafliedplayers als muß
oder auch nicht im Seniorenwohnheim als vorgegebenes Installationsüberwachungsinstrument gegen durch Alzheimer verursachte Essenbrände auf
dem Küchenherd

Wie es sich jetzt entwickelt werden wir sehen.
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Lightyear
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Registriert: Sonntag 10. Juni 2007, 16:41

Re: Mehrere Stromkreise mit einem AFDD absichern

Beitrag von Lightyear »

Funker hat geschrieben: Donnerstag 3. Mai 2018, 20:56 auch nicht im Seniorenwohnheim als vorgegebenes Installationsüberwachungsinstrument gegen durch Alzheimer verursachte Essenbrände auf dem Küchenherd
Dafür gibt es ja (z.B. von Hager) schon lange einwandfrei funktionierende Lösungen, die ich seit geraumer Zeit sehr erfolgreich einsetze. dd1
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