"Phasengleicher Herdanschluss mit einem Neutralleiter"

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SPS
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"Phasengleicher Herdanschluss mit einem Neutralleiter"

Beitrag von SPS »

Hallo,
ein immer wieder gefragtes Thema wird in der Zeitschriften EP besprochen.

https://www.elektropraktiker.de/nc/fach ... ralleiter/


Diskussion zur Leseranfrage "Phasengleicher Herdanschluss mit einem Neutralleiter"

https://www.elektropraktiker.de/nachric ... ralleiter/
Mit freundlichem Gruß sps
Funker
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Re: "Phasengleicher Herdanschluss mit einem Neutralleiter"

Beitrag von Funker »

Danke SPS für das Ausgraben des Themas.

Ich denke im Prinzip werden wir und auch hier einig sein, daß das eine verkorkste Installation ist.

Es kommen aber ein paar Probleme zu Tage, die ich schon woanders erwähnt habe.

1. Grundlage der Installationsnormen ist die VDE 0140-1 bzw. entsprechende DIN EN

Da Problem die heißt kurz gesagt - Schutz vor elektrischem Schlag für Anlagen und Betriebsmittel ( Geräte) gemeinsame Anforderungen

Offensichtlich stimmt, wenn man die Aussagen von W.H richtig interpretiert die Koordination nicht, wenn man nicht mehr nur über elektrischen
Schlag redet, sondern auch andere Gefährdungen.

Wenn eine Sicherung, LS oder ähnliches wie bekannt bei 1,45 in erst nach 1 h auslöst, muß dabei gewährleistet sein, daß das auch die Isolation
der Betriebmittel aushält.

Während bei einer NH Sicherung eine solche Last sicher schon zu irreversiblen Zuständen führen wird, d.h. bei der Last und 45 min wird sich das
nicht beliebig oft mit 45 min wiederholen lassen, siehe Funktionsweise von NH Sicherungen hier im Forum oder beim ZVEI oder aktuelle
Darstellung im EP 03/2018. Dann würde die Sicherung sicher schneller Auslösen bevor die Isolation Brand gefährlich zerstört ist.

Problem dabei ist die Tatsache, daß Laien normale Sicherungen bis 63 A wechseln dürfen und diese dann nicht unbedingt vorher den SK
kontrollieren lassen.
Abschaltungen von LS Schaltern sind ebenfalls mehrfach möglich.

Daher sollte die Isolation von Stromkreisen die in dieser Größenordnung davon betroffen sind, d.h. bis 63 A so stabil sein, daß auch mehrere
solche Vorgänge keine Auswirkung auf die Isolation haben dürften.

Wenn das, wie W.H. aussagt nicht der Fall ist stimmt offensichtlich die Koordination der Norm nicht.

Die erste Forderung wäre daher die VDE 0140 - 1 umzufunktionieren in eine Norm nicht nur gegen elektrischen Schlaf, sondern allgemein
Gefährdungen.

2. Daraus abgeleitet müssen Anforderungen ergehen, daß dort wo 16 A darauf steht auch 1 h 16 A x 1,45 ohne Nebenwirkung überstanden werden,
z.B. bei den vielbelieben Tischverteilern und Verlängerungen u.s.w..
Dann brauchte es vielleicht auch den AFDD noch nicht unbedingt.

Offensichtlich gibt es noch viel Arbeit in der Normung.
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SPS
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Re: "Phasengleicher Herdanschluss mit einem Neutralleiter"

Beitrag von SPS »

Hallo, auch bei 1 Phasen Anschluß mit 16A bei 2,5 mm² wird die Nennstromregel Ib ≤ In ≤ Iz nicht eingehalten.
Ib bei einem neuen Herd ist oft 48 A und mehr.

Nennstromregel ist das die VDE 0100 -430 ?
Mit freundlichem Gruß sps
Olaf S-H
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Re: "Phasengleicher Herdanschluss mit einem Neutralleiter"

Beitrag von Olaf S-H »

Moin SPS,

die VDE 0100-430 spricht im Abschnitt 433.1 vom Betriebsstrom IB. Das wird sicherlich Dein "Nennstrom" sein - so habe ich es seinerzeit auch noch gelernt.

Gruß Olaf
Dies ist keine rechtsverbindliche Auskunft sondern meine Meinung bzw. mein Tipp für den Bereich der Bundesrepublik Deutschland! Die einschlägigen Normen/Vorschriften (z. B. DIN, VDE, TAB, DGUV, TRBS, BekBS, NAV, EN, LBO, LAR, ArbStättV, BetrSichV, ProdSG, ...) sind zu beachten. Ein Rechtsanspruch kann hieraus nicht abgeleitet werden. Die Nennung von Fundstellen in Regelwerken stellt keine Rechtsberatung sondern nur die Sichtweise des Verfassers dar.
vde1
Für elektrotechnische Laien gilt: Dieser Beitrag erläutert die technischen Zusammenhänge. Die Umsetzung obliegt den konzessionierten Fachbetrieben (§13(2)NAV).

"Wer eine Handlung begeht, der übernimmt auch alle daraus folgende Pflichten." §33 I-3 prALR 1794
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SPS
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Re: "Phasengleicher Herdanschluss mit einem Neutralleiter"

Beitrag von SPS »

dank1 Olaf
Mit freundlichem Gruß sps
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cyclist
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Registriert: Mittwoch 23. November 2005, 21:29
Wohnort: Ruhrpott, tief im Westen u. OWL

Re: "Phasengleicher Herdanschluss mit einem Neutralleiter"

Beitrag von cyclist »

Hallo Funker,
Die erste Forderung wäre daher die VDE 0140 - 1 umzufunktionieren in eine Norm nicht nur gegen elektrischen Schlaf, sondern allgemein
Gefährdungen.
das es nun auch eine Norm gegen den elektrischen Schlaf geben soll, ist mir neu. :D idee1
Danke für den Hinweis! Ist darin geregelt, wie man (weniger) gesünder schläft, oder wie rum man seine Finger nicht in die Steckdose stecken soll? inocc1 :confused:
Auf sowas musste ich einfach mal antworten, die E-Technik ist ja ansonsten eher recht trocken... :rolleyes:

Zum Thema zurück, wer von den Otto-Normal-Elektrikern weiß denn schon sowas, worüber wir hier diskutieren? Standardmäßig wird die Wohnung neu installiert, der alte Einphasen-Wechselstromzähler aber beibehalten, da soll sich bitte der neue Mieter drum kümmern, so er denn will... Der hat natürlich keine Ahnung, der Abgang für den E-Herd ist quasi normal 3-phasig abgesichert, aber nur einphasig eingespeist...
Der Zähler macht zwar sein Wettrennen seines Lebens, aber das Essen wird warm, was ja dem Mieter ausreicht.
Von Prüfung, Prüfprotokoll und so´nen Krams, will weder der Mieter, noch der Vermieter, geschweige denn der Monteur oder dessen Meister was wissen.
Bei Schönheitssanierungen (neue Schalter + Steckdosen, neue UV, neue Fliesen, neue Farben, neue Sanitärelemente, ...) sieht doch hinterher alles gut aus, der neue Mieter/Eigentümer freut sich...
Und dann kam plötzlich ein schlauer Elektriker und fängt an zu meckern... richt1 no:
Vorsichtshalber: Dieser Beitrag stellt keine, in diesem Forum nicht zulässige, Rechtsberatung dar.
Ciao + Gruss
Markus
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SPS
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Re: "Phasengleicher Herdanschluss mit einem Neutralleiter"

Beitrag von SPS »

Hallo zusammen,
bei einem Herd ist das Anwenden der Nennstromregel klar.
Welchen Ib rechne ich bei einem Steckdosen Stromkreis
Mit freundlichem Gruß sps
Olaf S-H
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Re: "Phasengleicher Herdanschluss mit einem Neutralleiter"

Beitrag von Olaf S-H »

Moin SPS,

meiner Meinung nach kannst Du hier nur mit den 16 A der Steckdose rechnen - es sei denn, der Stromkreis ist niedriger abgesichert.

Gruß Olaf
Dies ist keine rechtsverbindliche Auskunft sondern meine Meinung bzw. mein Tipp für den Bereich der Bundesrepublik Deutschland! Die einschlägigen Normen/Vorschriften (z. B. DIN, VDE, TAB, DGUV, TRBS, BekBS, NAV, EN, LBO, LAR, ArbStättV, BetrSichV, ProdSG, ...) sind zu beachten. Ein Rechtsanspruch kann hieraus nicht abgeleitet werden. Die Nennung von Fundstellen in Regelwerken stellt keine Rechtsberatung sondern nur die Sichtweise des Verfassers dar.
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SPS
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Re: "Phasengleicher Herdanschluss mit einem Neutralleiter"

Beitrag von SPS »

Hallo Olaf,
in der Formel Ib ≤ In ≤ Iz ist mit In der Lss schon eingerechnet.

Es kann im Winter vorkommen das 2 Heizgeräte an einen Stromkreis angeschlossen werden.
Dann ist mit 2 mal 2 KW Ib zu Groß
Also Bestimmungsmäßigen Gebrauch max. 16 A bei der Schukosteckdose
Mit freundlichem Gruß sps
E-Jens
Null-Leiter
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Re: "Phasengleicher Herdanschluss mit einem Neutralleiter"

Beitrag von E-Jens »

Wenn 230 V x 17,39 A = 4000 W zu fließen kommen, ist das definitiv mehr als 230 V x 16 A = 3680 W. Führt aber nicht zu einer Auslösung des Überlastauslöser des LSS. 16 A x 1,13 = 18,08 A, also 230 V x 18,08 A = 4158 W werden nicht abgeschaltet. 1,13 = kleiner Prüfstrom bei LSS Charakteristik B bis 63 A. Dieser ist in den Tabellen zu Leistungsauswahl oft berücksichtigt. Also ist alles gut. Wenn auch die Belastung durch den Dauerbetrieb über eine Stunde als kritisch anzusehen ist. Hoffen wir mal, dass der Temperaturregler für genügend kleine Pausen sorgen kann.
Gruß Jens
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