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Verfasst: Mittwoch 5. Juli 2017, 19:09
von Funker
ThomasR hat geschrieben:Hallo Funker,

wie ich schon schrieb, war das garantiert eine Überlastauslösung, KEIN Kurzschluß. Alle Lotstellen haben gleichmäßig Sand eingeschmolzen.
Daher die Frage nach der ganzen Sicherung zum Vergleich, zB. als Bild.
Ich habe bisher nur NH gesehen, bei denen das Lot an einer Stelle aufgebracht war und nicht an allen zum Abschmelzen vorgesehenen Brücken, um beim Kurzschluß den Lichtbogen aufzuteilen.

Verfasst: Mittwoch 5. Juli 2017, 22:54
von Funker
Nachfolgend einmal von mir auch ein paar Bilder für einen vermutlichen Überlastfall bei dem die Sicherung auf der Seite lag, so wie im Foto rekonstruiert.
Es handelt sich nach Ereignisbild offensichtlich nicht um einen Kurzschuß.

Das Lot, daß in der Rille vorgehalten wurde ist aus dieser geflossen, aber nicht vollständig auf die kleinen Verbinder, auf denen es legieren und schmelzen sollte.

Das im Bild sichtbare Sicherungsband und die oberen und unteren Deckel müssen um 90° nach hinten weggeklappt werden, Messer nach hinten und Lotrille in der Sicherung nach hinten liegend im oberen Bereich über den
Schmelzstegen.

Wie die Nahaufnahme der Rille von rechts und links zeigt, bzw. in Einbaulage oben und unten ist das Lot in der Rille in Einbaulage liegend
nach unten geflossen, diffundiert oder vielleicht auch abgetropft, so daß es nicht ausreichte um die Schmelzstege in der Mitte voll zu bedecken und dort zu legieren.

Oben ist an der Rille ein Loch und freies Cu zusehen, unten ist alles vom Lot bedeckt.
Das fließen des Lotes deutet daher auf einen längeren Zeitraum, d.h. eher einen Überlastvorgang als einen Kurzschluß hin.
Dieser hat aber offensichtlich nicht wie geplant funktioniert.
Wahrscheinlich kam es dann durch Erwärmungsprobleme an den Messern,
siehe auch geschmolzenes CU an einem Messer zu einer stärkeren Erwärmung bis zum Schmelzpunkt an beiden äußeren Schmelzstegen.
Gut zu sehen sind auch die unterschiedlichen Querschnitte von mittlerem breiten Steg für Überlastfall und den anderen schmäleren für den Kurzschlußfall.

Der sichtbare Rost ist sicher der Tatsache geschuldet, das die SI beim EU eine ganze Zeit im Freien in der Abfallbox lag.

Verfasst: Freitag 14. Juli 2017, 09:47
von Funker
Hier nun einmal ein Bild von einer nach Leermaterial ZVEI als Überlastfall
einzustufender Sicherungsauslösung.

Dabei stellen sich jedoch auch noch Fragen.

Üblicherweise befinden sich die Auslöseplättchen an den SI oben, bei senkrechter Lage und lesbarer Schrift.

Dann wäre aber im Inneren die Lage des Schmelzbandes unter der Berücksichtigung der Erdanziehungskraft unerklärlich, wenn nicht falsch eingebaut - die Rille mit dem Lot liegt unter der Schmelzstelle !

Möglicherweise hat hier die Leertheorie des ZVEI nur funktioniert weil eventuell ein Produktionsfehler vorlag und die Sicherung kopfüber stehend eingebaut oder liegend eingebaut war und durch die Rillenkante verhindert wird, daß das Lot in eine andere Richtung fließt.

Zum Vergleich auch noch ein Bild einer nicht ausgelösten SI 125 A mit Lot in Form von Punkten über dem Schmelzverbinder.

Re: Einbaulage von NH Sicherungen und Überlast

Verfasst: Montag 25. September 2017, 15:17
von Funker
Einmal zwischendurch der Stand der Erkundigungen
DSCI0118_klein.jpg
Hier noch ein Beispiel für eine Auslösung bei Überlast links im Bild nur zwei Punkte wie oben beschrieben und recht die Kurzschlußraupe.

Die angekündigte Antwort von JeanMüller ist leider ausgeblieben, da dort der GF vor kurzem verstorben ist.
Da habe ich noch einmal mit der Firma Kontakt aufgenommen.

Weiterhin habe ich die Frage auf der EFA in der letzten Woche mit den in den vorherigen Bildern dargestellten Demobeispielen gestellt bei einigen
Fachkollegen gestellt.

Namhafte Schalschrankhersteller als auch die Presse fand das Thema interessant, hatte aber auch keine Antwort darauf, weder
dafür = Lage unabhängiger Einbau ohne Folgen oder
dagegen = Lage abhängiger Einbau, sonst Folgen .

Ich habe das Thema daher noch einmal an die angetroffenen kommuniziert und bin nun gespannt auf die Antworten.

In einer Technik Fibel von XXXXXXX steht folgendes:

S. 20
„Das Lot wird bei Ganzbereichsicherungen verwendet. Es ist auf das Schmelzleitermaterial
abgestimmt und muss in der richtigen Menge an der richtigen Stelle sitzen. Wichtig für
die Lotreaktion mit dem Schmelzleiter ist eine innige Verbindung. Blei- und Cadmiumhaltige
Lote, die früher allgemein verwendet wurden, sind in XXXXXXX-Sicherungen nicht
mehr enthalten. (Wirkungsweise s. 4.1)“

S.51 in 4.1.

„Zum Abschalten von Überlasten (relativ kleiner Überströme) wird ein Material mit niedrigem
Schmelzpunkt, meistens Zinn oder Zinnlegierungen, als Reaktionslot an der wärmsten Stelle des Schmelzleiters
aufgetragen. Diese befindet sich in der Regel an einer Engstelle in der Schmelzleitermitte (Bilder 4.1.4a
und 4.1.5). Sobald das Lot schmilzt, reagiert es mit dem Schmelzleitermaterial der benachbarten Engstelle
und löst diese auf. Dieser Effekt des Lots wird auch „M-Effekt“ genannt. Der M-Effekt bewirkt ein
Verschieben der Strom/Zeit-Kennlinie zu kleineren Strömen im oberen Zeitbereich und ermöglicht damit
das Abschalten von Überlastströmen, ohne dass unzulässige Erwärmung auftritt (Bild 4.1.6)“

Da frage ich mich noch immer - wie kommt das Lot dorthin ?

Re: Einbaulage von NH Sicherungen und Überlast

Verfasst: Mittwoch 10. Januar 2018, 22:49
von Funker
Ich habe heute einmal eine NH Sicherung gefunden - interessanterweise geschätzte ca. 40 Jahre alt, bei der alles paßt

das Lot ist beidseitig bereits dort wo es hingehört und muß nicht erst hinfließen.
DSCI2268_klein.jpg
War früher vieles besser ?

Re: Einbaulage von NH Sicherungen und Überlast

Verfasst: Freitag 20. April 2018, 07:26
von Funker
Hallo zusammen,

bezüglich des Thema erreichte mich am 19.04.018 eine E-Mail mit folgendem Inhalt als Antwort eines großen Sicherungshersteller auf Fragen zum Thema

"Anlagen mit Schmelzsicherungen in unterschiedlichsten Einbaulagen (seitlich, auf dem Rücken liegend, auf der Front hängend) sind seit Jahrzehnten im Netz und verrichten zuverlässig Ihren Dienst – auch bei Überlast."
", arbeiten wir derzeit mit Experten aus den für Schmelzsicherungen zuständigen Normungskreisen sowie technischen Hochschulen an einer entsprechenden Stellungnahme, die auf wissenschaftlichen Untersuchungen & Fakten beruht. Dies wird aber noch einige Wochen in Anspruch nehmen."

Eine einfache Antwort ist offensichtlich derzeit noch nicht vorhanden.

Re: Einbaulage von NH Sicherungen und Überlast

Verfasst: Montag 15. Oktober 2018, 17:14
von Wulff
In heutigen EP_Newsletter wird auf eine Studie hingeweisen, siehe hier.

Artikel ist für Nichtabonennten aber nur zeitlich befristet zugänglich.

https://www.elektropraktiker.de/nc/fach ... gen-belegt

Re: Einbaulage von NH Sicherungen und Überlast

Verfasst: Montag 15. Oktober 2018, 21:56
von Funker
viewtopic.php?t=16950

Da gibt es dann auch noch den Link zu dem Video, daß bei den Versuchen aufgenommen wurde.

Ursächlich für die Fragen war somit die falsche Darstellung aus den Unterlagen des ZVEI aus 2007, siehe am Anfang, bei der das Lot bereits unmittelbar auf der Schmelzstelle aufgebracht dargestellt ist und nicht unmittelbar daneben am Rand liegt.

Neben den allgemeinen Aussagen und Erkenntnissen zum Thema ist aber auch die Aussage der Verfasser interessant, daß +/- 10 % eine ganz normale
Abweichung sind, d.h. gilt dann auch beim Ablesen aus Kennlinien Diagrammen u.ä.

Re: Einbaulage von NH Sicherungen und Überlast

Verfasst: Dienstag 16. Oktober 2018, 11:12
von ttwonder
Und was heisst das nun im Resultat? Gibt es bezüglich der Einbaulage ein Problem oder nicht?

Re: Einbaulage von NH Sicherungen und Überlast

Verfasst: Dienstag 16. Oktober 2018, 12:03
von ego11
Nein, natürlich nicht. Wäre ja auch ein Skandal!