Wie wehre ich mich gegen die Berufsschule?

Das Azubi & Studenten Board
LuckySlevin
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Beitrag von LuckySlevin »

Nur weil ein Lehrer im Prüfungsausschuss ist, heißt es nicht das er auch die Prüfung kennt.

Nimm dir den Rahmenlehrplan in die Hand und erarbeite die Inhalte selber in denen du nachhol bedarf siehst. Grün kennzeichnen was sitzt und orange/rot was nicht bzw weniger. Kannst das ding ja deinen Ausbilder zeigen und um Hilfe bitten.

Das ist deine zweite Ausbildung? So habe ich es rausgelesen. Also anstrengen und gas geben. Das heueln bringt doch nichts.

Ich selber habe nächste Woche Prüfung und denkst du bei uns ist es anders? Natürlich nicht aber das bringt doch keinem was. Hinsetzen und büffeln bis der Kopf raucht. Ich lerne täglich 3-4h (derzeit weil Urlaub 6-8h) und das mit einem vollzeit job, Frau und 2 Kinder.

Also, Füße in die Hand und gas geben!

Gruß
Gespenst
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Beitrag von Gespenst »

LuckySlevin hat geschrieben:Nur weil ein Lehrer im Prüfungsausschuss ist, heißt es nicht das er auch die Prüfung kennt.
Ich habe das nicht gemutmaßt. Ich weiß aus ganz sicherer Quelle, dass alle unsere Lehrer, die Altprüfungen kennen und sich auch vor unserer Prüfung damit beschäftigt haben.
LuckySlevin hat geschrieben:Nimm dir den Rahmenlehrplan in die Hand und erarbeite die Inhalte selber in denen du nachhol bedarf siehst. Grün kennzeichnen was sitzt und orange/rot was nicht bzw weniger. Kannst das ding ja deinen Ausbilder zeigen und um Hilfe bitten.
Es geht mir um das Prinzip! Es sind Inhalte des Rahmenlehrplans nicht unterrichtet worden. Ganze Themengebiete hat man einfach ausgelassen. Das ist so nicht in Ordnung und ich möchte, dass sich das ändert.
Natürlich habe ich im Betrieb bereits nach Hilfe gefragt und es wird auch Maßnahmen geben, dass mir fehlende Inhalte näher gebracht werden.
LuckySlevin hat geschrieben: Das ist deine zweite Ausbildung? So habe ich es rausgelesen. Also anstrengen und gas geben. Das heueln bringt doch nichts.
Das verstehe ich nicht. Was hat diesbezüglich meine erste Ausbildung mit der zweiten zu tun?
LuckySlevin hat geschrieben:Ich selber habe nächste Woche Prüfung und denkst du bei uns ist es anders? Natürlich nicht aber das bringt doch keinem was. Hinsetzen und büffeln bis der Kopf raucht. Ich lerne täglich 3-4h (derzeit weil Urlaub 6-8h) und das mit einem vollzeit job, Frau und 2 Kinder.

Also, Füße in die Hand und gas geben!

Gruß
Na ja... nur weil es bei dir auch daneben läuft, ist die Situation doch nicht besser...? Ich bin der Meinung, wenn alle so denken würden, würden wir heute noch in der Steinzeit leben. Generation Ja-Sager...
Ich habe da übrigens in meiner vorherigen Ausbildung deutlich bessere Erfahrungen gemacht. Die Lehrinhalte waren optimal auf die Prüfungen abgestimmt. Es hat kein Unterrichtsstoff gefehlt. Es gab aufgrund mangelnder Azubis einen zentralisierten Ausbildungsstandort und spezialisierte Lehrer. Warum geht das, soll aber in einem anderen Ausbildungsberuf unmöglich sein?

Und jener Lerntyp, der sich hinsetzt und lernt/liest, bin ich nicht und war ich auch noch nie. Ich könnte stundenlang meine Unterlagen oder Bücher durchgehen und wüsste nachher trotzdem nicht, was Phase ist. Ich bin eher der Macher/Zuhörer/Ausprobierer.
karo1170
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Beitrag von karo1170 »

Gespenst hat geschrieben: Ich habe da übrigens in meiner vorherigen Ausbildung deutlich bessere Erfahrungen gemacht. Die Lehrinhalte waren optimal auf die Prüfungen abgestimmt. Es hat kein Unterrichtsstoff gefehlt. Es gab aufgrund mangelnder Azubis einen zentralisierten Ausbildungsstandort und spezialisierte Lehrer. Warum geht das, soll aber in einem anderen Ausbildungsberuf unmöglich sein?
Möglicherweise handelt es sich bei dem gewählten Ausbildungsberuf um ein, sagen wir mal, mit heisser Nadel zusammengestricktes Berufsbild, dem irgendwie die passenden Inhalte fehlen. Die Bezeichnung "Technischer Systemplaner - Elektrotechnische Systeme" lässt eher auf Anforderungen in Richtung eines Techniker oder an ein Studium denken, als an einen Ausbildungsberuf.
Gespenst
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Beitrag von Gespenst »

karo1170 hat geschrieben:Möglicherweise handelt es sich bei dem gewählten Ausbildungsberuf um ein, sagen wir mal, mit heisser Nadel zusammengestricktes Berufsbild, dem irgendwie die passenden Inhalte fehlen. Die Bezeichnung "Technischer Systemplaner - Elektrotechnische Systeme" lässt eher auf Anforderungen in Richtung eines Techniker oder an ein Studium denken, als an einen Ausbildungsberuf.
Jein. Wenn ich richtig informiert bin, handelt es sich nur um ein 2011 neugeordnetes Berufsfeld. Zu dieser Zeit bestand bereits der Beruf "Technischer Zeichner - Elektrotechnik" sowie weitere Fachrichtungen. Dieses ist nun unterteilt worden in Technische Produktdesigner mit Schwerpunkt (z.B. Maschinen- und Anlagenkonstruktion) und Technische Systemplaner mit Schwerpunkt (z.B Versorgungs- und Anlagentechnik). Grundsätzlich geändert hat sich eigentlich nur, dass die Berufsbezeichnung jetzt geiler klingt. Lehrinhalte sind grob gleich geblieben.
Efalos
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Beitrag von Efalos »

Gespenst hat geschrieben: Und jener Lerntyp, der sich hinsetzt und lernt/liest, bin ich nicht und war ich auch noch nie. Ich könnte stundenlang meine Unterlagen oder Bücher durchgehen und wüsste nachher trotzdem nicht, was Phase ist. Ich bin eher der Macher/Zuhörer/Ausprobierer.
Wenn Ihr sowieso anfangt an euren Ausbildungsstrukturen/-inhalten rumzuschrauben würde ich empfehlen, dass euer Ausbilder in dem Punkt noch etwas nachrüstet.
Du wirst dir im normalen Berufsleben immer irgendwelche Kleinigkeiten selbst beibringen müssen.

Spätestens wenns an Normen (VDE, ect.) geht wirst du um das selbständige Lernen nichtmehr drumrum kommen können.
Auch wenn es hier viele Schulungen gibt: die Grundlagen musst du selbst schaffen. Die meisten Vortänzer behandeln nur Schwerpunkte in ihren jeweiligen Bereichen (& je nach Firma kann es ein ganz schöner Akt werden überhaupt diese Schulungen zu bekommen).

Mein Ausbilder hat sehr viel wert auf selbstständige Azubis gelegt, was mir persönlich sehr oft weitergeholfen hat.
IH-Elektriker
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Beitrag von IH-Elektriker »

Efalos hat geschrieben: Die meisten Vortänzer behandeln nur Schwerpunkte in ihren jeweiligen Bereichen
Ich darf demnächst wieder "Vortanzen" und einigen Seminarteilnehmern diverse Normenkenntnisse beibringen. Etwa 12 Stunden (1,5 Tage) an Unterricht, Übungen und Gruppenarbeit sind dabei ein Anriss diverser EN- und VDE-Normen. Das ist eine Arbeitsgrundlage für ein intensives Selbststudium. Ohne Eigeninitiative ist es m.E. nach nicht möglich sich in viele Dinge wie eben Normen, Vorschriften oder komplexe Sachverhalte intensiv einzuarbeiten.

Das werden viele hier sicher bestätigen können ;)

Idealerweise besitzt man beide Fähigkeiten - sich Wissen praktisch und auch theoretisch zu erarbeiten. Letzteres kann man trainieren - oder wie heißt es so schön: "Lernen kann man lernen!"
Gespenst
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Beitrag von Gespenst »

Da habt ihr beide sicher recht.
Das tolle an Normen ist allerdings, dass man sie für gewöhnlich auch praktisch anwendet, so verinnerlicht es sich fast von ganz allein.
Das ich jetzt gar nichts hinkriege, wenn ich lesen soll, ist so auch nicht ganz richtig. Die Chefetage gibt mir durchaus auch mal Denkaufgaben, wenn Zeit ist. Dann bekomme ich eine Aufgabe, bin gezwungen mich schlau zu lesen und dann tue ich das auch motiviert. Hinterher besprechen wir das alles, feilen an meinen Ergebnissen und ich bin wieder ein wenig schlauer geworden. So finde ich lernen gut: Ich habe ein Problem und muss eine Lösung finden.

Mein Betrieb ist auch recht aufgeschlossen was Fortbildungen angeht. Und wenn ich ehrlich bin, würde ich gerne in meinem "Fachgebiet" bleiben. Mir gefällt das "Unwettergewerk" ;)
Ein Glück, dass mein Arbeitsplatz nach der Ausbildung fürs erste auch gesichert ist.
Was kommt, weiß man nie, aber wenn ich nicht muss, werde ich meinen Platz auch nicht räumen.
geloescht

Beitrag von geloescht »

Hallo Gespenst,
Lücken des Unterrichtsstoffs in Bezug auf den Ausbildungsrahmenplan sind uns bereits ins Auge gesprungen
Sorry, für die Einhaltung des Ausbildungsrahmenplanes ist Dein Vertragspartner - der Betrieb - zuständig.

Die Schule hat sich an den Rahmenlehrplan für Deinen Beruf zu halten.

Verantwortlich für Deine Ausbildung insgesamt ist Dein Vertragspartner - Dein Betrieb -, nicht die Berufsschule.


Fragen:

Was hat der Ausbildungsbetrieb in Bezug auf die Zwischenprüfung gemacht?

Was steht im Ausbildungsrahmenplan was bis zur Zwischenprüfung gemacht werden muss?

Wenn der Betrieb nichts gemacht hat was im Ausbildungsrahmenplan steht, dann ist der Betrieb der Adressat Deiner Beschwerde.


Gruß

Alois
geloescht

Beitrag von geloescht »

Damit wir wissen worüber wir reden.

Ausbildungsrahmenplan
Rahmenlehrplan
Ausbildungsvertrag

Ganz wichtig im Ausbildungsvertrag ist der Satz
wird nachstehender Vertrag zur Ausbildung im Ausbildungsberuf mit der Fachrichtung/dem Schwerpunkt/ dem Wahlbaustein etc.

nach Maßgabe der Ausbildungsordnung geschlossen.
Die Ausbildungsordnung ist also das Maß. Wenn Du eines Tages ein Zeugnis von Deinem Betrieb bekommst, steht dort idR. als erstes

"wurde nach Maßgabe der Ausbildungsordnung ausgebildet".

Für die Zwischen- und Abschlussprüfung ist ebenfalls die Ausbildungsordnung maßgebend.

Auch die Lektüre der Pflichten des Ausbilders (also Deines Betriebes) zeigt klar wer zuständig ist.

Wenn Du also die Zwischenprüfung, oder die Abschlussprüfung nicht schaffst, dann hat einer (oder beide) der Vertragspartner seine Pflichten nicht erfüllt.



Gruß

Alois
Etrick
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Registriert: Freitag 3. August 2007, 21:53

Beitrag von Etrick »

ganz leicht off topic:

im Saarland wurde vor ein paar Jahren das Abi nach 12 Schuljahren eingeführt (und dabei vom Stoffumfang und den Bestehenskriterien leichter gemacht - man darf eine 6 und eine 5 im schriftl. Abi haben, wenn man zB mit Religion mündlich die 6 ausgleicht). Außerdem gibt es über Gesamtschulen das Abi nach gleichen Kriterien in 13 Jahren.

Nun machen rund 50% eines Jahrgangs Abi, es fällt so gut wie keiner durch und trotzdem gibt es jedes Jahr lautes Geschrei - auch in der Presse: es war zu schwer, es wurden nicht behandelter Stoff abgefragt etc.

Alles Quatsch. Die Kids lernen nur den Stoff der beiden letzten Schuljahre anhand von den letzten 3 oder 4 Abiprüfungen und wenn das nicht kommt, heulen sie - leider werden danach tatsächlich Bonuspunkte verteilt. Dafür, dass sie Basiswissen aus früheren Schuljahren vergessen haben...

Es ist nun mal so: eigentlich sollte ein Abschluss so schwer sein, dass die Glockenkurve der Noten ihr Maximum bei "3" hat. Heute erwarten aber alle, dass es nur Durchschnitte von 3 oder besser gibt. Verkehrte Welt.

Bei Azubis sieht es ein klein wenig anders aus, wobei ich aber nicht nachvollziehen kann, wie es manche schaffen bei "leichten" Berufen durchzufallen. Das zeugt von totalem Desinteresse und auch hier ist das eingesetzte Mittel, Prüfungen leichter zu machen um die Statistik besser aussehen zu lassen. Folge auch hier: Facharbeiter sind oft keine wirklichen Facharbeiter mehr, sondern haben nur "den Brief."

Soll aber nicht heißen, dass es keine schlechten Ausbilder gibt. Deren Einfluss auf das Prüfungsergebnis im Theorieteil wird aber überschätzt, da sind Schule und Eigeninitiative gefragt.


Gruß

Achim
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