Wiederholungsprüfung DIN VDE 0105

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Olaf S-H
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Beitrag von Olaf S-H »

Funker hat geschrieben:Die Auslösezeiten die in VDE 0100-410 stehen 0,2 s und 0,4 s sind Werte, die für jeden LS gelten. ...
Moin Funker,

sie gelten auch für RCDs und Schmelzeinsätze.

Gruß Olaf
Dies ist keine rechtsverbindliche Auskunft sondern meine Meinung bzw. mein Tipp für den Bereich der Bundesrepublik Deutschland! Die einschlägigen Normen/Vorschriften (z. B. DIN, VDE, TAB, DGUV, TRBS, BekBS, NAV, EN, LBO, LAR, ArbStättV, BetrSichV, ProdSG, ...) sind zu beachten. Ein Rechtsanspruch kann hieraus nicht abgeleitet werden. Die Nennung von Fundstellen in Regelwerken stellt keine Rechtsberatung sondern nur die Sichtweise des Verfassers dar.
vde1
Für elektrotechnische Laien gilt: Dieser Beitrag erläutert die technischen Zusammenhänge. Die Umsetzung obliegt den konzessionierten Fachbetrieben (§13(2)NAV).

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Funker
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Beitrag von Funker »

Olaf S-H hat geschrieben:Moin Funker,

sie gelten auch für RCDs und Schmelzeinsätze.

Gruß Olaf
Formal schon - insbesondere was die Schmelzeinsätze angeht, die LS sollten ja nur das Beispiel für normale Abschaltgeräte sein.

Wenn eine einfach RCD heute immer noch so langsam ist, daß sie erst nach 199 ms schaltet ist das wohl mindestens seit Ende der 60 iger Jahre kein Stand der Technik mehr, da durch den Sonderausschuß Unfallforschung des VDE 2007 feststellt wurde, daß bereits zu diesem Zeitpunkt RCD 30 mA verfügbar waren die bei Auslösung mit Bemessungsdifferenzstrom in weniger als 40 ms abschalteten.

Insofern ist die VDE 0100-410 an dieser Stelle als sogenannter "anerkannter Stand der Technik" gemessen an den Anforderungen der Niederspannungsrichtlinie, Arbeitsschutzgesetz und BetriebsichVO dem darin geforderten "Stand der Technik" stark hinterherhinkend und bedarf eine erheblichen Konkretisierung.
Solange es die Norm nicht tut ist jeder Prüfer der im Bereich dieser Richtlinie , Gesetze und Verordnungen tätig wird, aufgefordert selbst den Rahmen aus eigenen Erfahrungen enger zu ziehen.
In dem Fall versagt die Vermutungswirkung des ENWG und der NAV mit Verweis auf die VDE Normen sicher nachweislich.

Insofern ist die benannte Aussage im Meßbuch von Megger sicher der richtigere Weg.
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kabelmafia
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Beitrag von kabelmafia »

Moin,

leider ist das mit der Auslösezeit so ne Sache. Das Messbuch von Megger sagt natürlich nur die allgemeine Weisheiten und keine Spezialfälle.
Stand der Technik ist es natürlich auch wenn RCD Typ B eingesetzt werden. Diese sind bei AC-Auslösungen sehr viel langsamer als bei DC (interessanterweise). Bei AC erhalte ich bei Neugeräten je nach Modell durchaus Werte die an der 200 ms-Marke kratzen. Auch bei 2x oder 5x IdeltaN ist die ta durchaus knapp am zulässigen Wert.
Da beißen sich die Stände der Technik...
Der Strom kann ruhig bunt sein-ohne Kabel nützt das nix.
Bild: NAKBA 3x95/50sm 0,6/1kV VDE U 0250:1936
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Funker
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Beitrag von Funker »

Ich hatte ja bei den 50 ms auch immer Typ A davor geschrieben und gehe davon aus, das das Megger Meßbuch und dessen Laudator das auch so gemeint hat.

Das mit dem Stand der Technik und Typ B ist so eine Sache.

Wenn die Abschaltzeiten gegenüber Typ A schlechter werden, ist das eine "Verschlimmbesserung" oder "Verbesserschlimmung".

Besser wäre das Problem im Produkt zu lösen, entsprechend den Hinweisen nach VDE 0140.

Eine elektronische Einrichtung, die bei Überschreitung der zulässigen Grenzwerte das Produkt allpolig von der Anlage abschaltet als Forderung an alle die oberschwingungs- und Gleichstöme in WS Netzen erzeugende Produkte herstellen, wäre der richtige Weg, ist aber wohl von der Lobby, die
Oberschwingungströme trotz besseren Wissens gegen den PE ableitet oder
trotz Patenten auf "Brandschutzschalter im Steckerformat" diese nicht produziert, offensichtlich nicht so gewollt.

Dann bräuchte es auch vielfach keinen B, B+, F Typ oder ähnliches.

Ein positives Beispiel sind da so die internen FI ähnlichen Gebilde in einigen
PV-Wechselrichtern auf der Netzseite - es geht also, wenn man will.

Im anderen Fall müßte man eigentlich als Stand der Technik dem B, B+ oder F einen gleichen Typ A weiterhin in Reihe schalten.

Solange keine den Typ A gefährlichen Ströme auftreten hat man dann weiterhin die schnellere Abschaltung vermutlich in den meisten Fällen unabhängig von der B oder anderen Funktion.

Erst wenn der Typ A "erblindet" muß das dann zwar verzögert einer der
allstromsensitiven Typen lösen, sozusagen als Zusatzschutz.

Stand der Technik wäre also eigentlich beide System wieder zu trennen,
wenn man beide Vorteile, die schneller Abschaltung und die Technik der
Reaktion auf die Stromprobleme haben will.
Man schafft dadurch mehr Sicherheit.

Insofern ist auch das Verbot in der Norm beide Typen in Reihe zu schalten
kein Stand der Technik.

Das es den getrennten elektronischen Teil als einzelnen Zusatzschutz nicht gibt ist auch nur dem Verbot, der spannungsabhängigen RCD in Deutschland geschuldet.

Es gibt als eine ganze Reihe Probleme die von der Sicherheitsphilosophie noch diskussionswürdig sind.
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