Hallo zusammen,
da Alois den fachlichen Teil ja eigentlich erledigt hat, möchte ich mal kurz für den Fragesteller in die Bresche springen.
Aus meinem eigenen Unterricht weiß ich, dass das eine der schwersten "Ableseaufgaben" in der Grundstufe ist, vielleicht neben der Strombelastbarkeitstabelle. Ich brauche für das Thema "Auswahl von Leitungsschutzorganen" je nach Klasse 2-4 Doppelstunden inklusive Übungen.
Warum? Das ist erstes Lehrjahr, da bringen die Jungs als Voraussetzung maximal ein bisschen Laienwissen mit. Das heißt:
- Man denkt "eine Sicherung löst aus, wenn der Strom, der drauf steht, durchfließt". Die Erkenntnis, dass das grottenfalsch ist, und dass da irgendwelche Zeiten mit reinspielen, ist komplett neu.
- Man hat noch KEINE Ahnung von Elektromagnetismus und nur wenig Ahnung von Wärmeeffekten, kann also von alleine nur sehr schwer verstehen, wie diese Kennlinie überhaupt zu Stande kommt
(Beschwerden bitte an diejenigen, die den Lernfeldunterricht erdacht haben, der ein echtes fachsystematisches Aufbauen der Unterrichtsinhalte sehr schwierig macht
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). Auch, dass Bauteile Toleranzen haben weiß ein Laie normalerweise nicht.
- Man kennt ziemlich sicher keine (teil)logarithmischen Skalierungen, außer man war auf dem Gymnasium. Deshalb neigt man hier dazu, die ungewohnte Skala einfach zu übersehen.
Natürlich wurde das (vermutlich) alles im Unterricht behandelt und steht in den Fach- oder zumindest Tabellenbüchern, aber da steckt dermaßen viel Neues drin, dass ich nachvollziehen kann, dass man anfangs Schwierigkeiten hat. Im dritten Lehrjahr wird er das mit links machen. Dafür wird er dann an der "Tabelle aus der Hölle" knabbern, in der man Raumwirkungsgrade von Beleuchtungen abliest
Also lasst die Kirche im Dorf, nicht alle Azubi-Fragen sind auf (Denk-)Faulheit zurückzuführen.
Gruß,
Frank