Umstrittene DIN VDE Normen

Hier geht es um neue Normen/Vorschriften und Änderungen
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-Claus-
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Beitrag von -Claus- »

Funker hat geschrieben:... ein Sonder-Präsidialausschuss beim Deutschen Institut für Normung e.V. (DIN) eingerichtet.
Hallo Funker
Ich glaube, man hat hier den Bock zum Gärtner gemacht.
Von 30 Mitgliedern der Kommission ist einer aus dem Ministerium und einer von DIN, der Rest (28) stellt offenbar Lobby dar.
Unter den 3 ständigen Gästen ist noch einer aus dem Ministerium.
....Es wird vermutet, dass bei der Überarbeitung von Normen &#8211]Seitens des DIN wird beklagt, dass sich verschiedene interessierte Kreise nicht ausreichend beteiligen.[/B]
Jetzt sind die Normen-Anwender schuld das Normen als Kostentreiber angesehen werden?

Dem Bereich E-Technik wird (wie nicht anders zu erwarten) eine untergeordnete, ja nebensächliche Rolle zugedacht. !!!!
Zudem scheinen Fachunkundige zu glauben, sie bräuchten keine EFK in der Runde zur Diskussion KG 440. Zumindest ist keiner erkennbar.
Die Kostengruppe 440 „Starkstromanlagen“ weist zwar eine erhöhte Preisentwicklung auf, hat jedoch aufgrund ihres geringen Anteils an den Gesamtbaukosten keine sonderlich große kostentreibende Wirkung
...minimierbaren Ausstattungsstandards...Beispiele dafür sind ...eine einfache Installation der Leitungen auf Putz und eine reduzierte Anzahl der Steckdosen......
...Die vielfach propagierte Vorbereitung einer Nachrüstung durch Leerrohre ist kritisch zu sehen, da auch die Nachrüstung mit großem Personalaufwand verbunden ist. Des Weiteren können Leerrohre in der Bauphase unbemerkt beschädigt werden und so eine spätere Nachrüstung unmöglich machen. Zudem hat die Praxis die gesetzliche Vorschrift der VDE 0100-410 überholt, weil diese vielfach so interpretiert wurde, als müsse jeder Raum separat abgesichert werden. Dies führt zu deutlichen Mehrkosten bei der Verkabelung und dem Aufbau der Elektroverteilung.....
Und da ein Schuldiger zu wenig ist, nimmt man noch einen weiteren Nichtanwesenden aufs Korn.
Die Einhaltung erhöhter Standards bei Bauträgerobjekten ist in der Praxis ratsam, da Gerichte dies im Falle von Klagen häufig in vorauseilendem Gehorsam fordern, obwohl gesetzliche Mindeststandards noch niedriger liegen.
Es gebe noch viel zu sagen, aber warum soll ich mich allein entrüsten?
Gruß
Claus
chris11
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Beitrag von chris11 »

Bin mal gespannt ob das bei Plattenbauten mit TNC, oder im Stall von Bethlehem als Standard endet. Aufputz GWS Installation hat doch auch was und ist leichter reparierbar. Gut zu wissen das die zukünftigen Favelas in D nun offiziell mit Hilfe des DIN geplant werden.

Mit freundlichen Grüßen
Christian
Funker
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Beitrag von Funker »

chris11 hat geschrieben:Bin mal gespannt ob das bei Plattenbauten mit TNC, oder im Stall von Bethlehem als Standard endet. Aufputz GWS Installation hat doch auch was und ist leichter reparierbar. Gut zu wissen das die zukünftigen Favelas in D nun offiziell mit Hilfe des DIN geplant werden.

Mit freundlichen Grüßen
Christian
Claus hat die Probleme gut herausgearbeitet.
Da gibt es genug Ansatzpunkte.
Als erstes müßte man als ein Verein, wie die Steckdose die Mitwirkung einfordern und auf dem Weg die Türen bis in die DKE öffnen, entweder für möglichst viele interessierte Leute oder für einige im Namen der Steckdose mit vorher breit diskutierten Aufgaben und konkreten Änderungswünschen und offensichtlich auch dafür sorgen, daß in solchen Gremien auch einige Richter mit dabei sind, damit die Justiz hinterher nicht anders urteilt.

Wenn man die Chance vorüberziehen läßt muß man sich hinterher nicht beschweren.
meisterglücklich
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Beitrag von meisterglücklich »

Und dann noch das Verbandsklagerecht, analog zu den Naturschutzorganisationen für die Steckdose e.V. einfordern!

Fakt ist, daß die Elektroinstallation, auch bei üppiger Ausstattung die Baukosten nicht wesentlich beeinflußt, Abstriche dabei bedeuten immer ein Sicherheitsverlust oder eine erhebliche Komforteinbuße.
Und selbst wenn jedes Zimmer noch einen Brandschutzschalter kriegen soll, so sind das pro Zimmer auch nur 150 Euro.

Grunderwerbssteuer und Umsatzsteuer sind ein nicht zu unterschätzender Kostenfaktor-
Wenn man die Arbeitsleistung mit dem verminderten Steuersatz berechnen würde, so könnten die Baukosten durchaus um 10% geringer werden, ohne technische Abstriche...
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-Claus-
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Beitrag von -Claus- »

meisterglücklich hat geschrieben:Grunderwerbssteuer und Umsatzsteuer sind ein nicht zu unterschätzender Kostenfaktor-
Wenn man die Arbeitsleistung mit dem verminderten Steuersatz berechnen würde, so könnten die Baukosten durchaus um 10% geringer werden, ohne technische Abstriche...
Hallo meisterglücklich
Auf den 1. Blick scheint es logisch zu sein, ist es aber nicht. Denn:
1. Es würden derartige Einsparungen nicht weitergegeben!!!!
2. In den 90er Jahren hatte ich mal ein Steuermodel entwickelt und dem Bauministerium vorgestellt.
Für Familie mit 2 Kindern war die Förderung genau so hoch wie die erforderliche MwSt beim Bau eines EF-Haus. Der Vorschlag war eine Steuerurkunde auszureichen, damit der Bau auf Netto-Preisbasis erfolgen könnte. Dafür wird die Bauförderung gestrichen. Zusätzlicher Effekt wäre gewesen die Fremdkapitalaufnahme zu verringern und Einsparung bei den Zinsen.
Die Antwort war: Das könne man nicht machen, weil dann andere Wirtschaftsbereiche kommen würden die ein derartiges System auch für sich einfordern würden.
Funker
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Beitrag von Funker »

meisterglücklich hat geschrieben:Und dann noch das Verbandsklagerecht, analog zu den Naturschutzorganisationen für die Steckdose e.V. einfordern!

Fakt ist, daß die Elektroinstallation, auch bei üppiger Ausstattung die Baukosten nicht wesentlich beeinflußt, Abstriche dabei bedeuten immer ein Sicherheitsverlust oder eine erhebliche Komforteinbuße.
Und selbst wenn jedes Zimmer noch einen Brandschutzschalter kriegen soll, so sind das pro Zimmer auch nur 150 Euro.

Grunderwerbssteuer und Umsatzsteuer sind ein nicht zu unterschätzender Kostenfaktor-
Wenn man die Arbeitsleistung mit dem verminderten Steuersatz berechnen würde, so könnten die Baukosten durchaus um 10% geringer werden, ohne technische Abstriche...
Brandschutzschalter sind pro Endstromkreis zu installieren.
Bei zwei Stromkreisen je Raum macht das bei einer 4 Raum Wohnung 8.
Das ist dann ist allein dieser Punkt eine Erhöhung der Kosten um 30 %, wenn ich mir so ansehe was in den Ausschreibungen drin steht.
30 % ist sicher eine Größenordnung und mit RCD B, B+, F anstelle von A geht das weiter.
Funker
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Beitrag von Funker »

Elt-Onkel hat geschrieben:Hallo,

also die 4 Punkte beeinflussen die Baukosten vielleicht in
Homäopatischen Dosen.

E-Technik dürfte nicht kostenrelevant sein.


...
falsche installierte E-Technik schon, wenn ich mir die BMA und RWA bei BER so ansehe ...
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Elt-Onkel
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Beitrag von Elt-Onkel »

Moin Männer,

also ein Standard - Einfamilienhaus kostet 300'000,- EUR.

Ja, man kann am Grundstück etwas sparen,
oder etwas mehr ausgeben.

Ein AFDD kostet ca. 30,- EUR.

Macht also den Faktor 0,0001.

Da ist der dritte Satz Bauantragsunterlagen vom Papier her ja schon teurer.

Wenn ich den Themenstarter richtig verstanden habe,
ging es um das Einsparpotential.

Wo soll man bitteschön bei der derzeit üblichen E-Technik etwas einsparen,
ohne den Komfort zu beschneiden ?




...
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Elt-Onkel
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Beitrag von Elt-Onkel »

Hallo,

wieso sollte ein Verzicht auf Mehrwertsteuer und Grunderwerbsteuer
nicht zu preiswerterem Bauen führen ?

Der Planer prüft die Rechnungen der Einzelgewerke.

Der Bauherr bezahlt die Einzelrechnungen.

Wenn dann da 19 % weniger auf der Rechnung stehen,
muß der Bauherr auch 19 % weniger bezahlen.

Etwas anderes ist der Preis der Miete.

Das regelt sich nach Angebot und Nachfrage.

Bauen wir z.B. 20 % neue Häuser (neue Wohnungen),
dann wären ca. 10 % der alten Häuser ohne ausreichende Wärmedämmung,
und ohne ausreichende Gebäudetechnik nicht mehr vermietbar.

Dort sinkt der Mietpreis dann auf 0 %.

Anderes Beispiel:

In den Niederlanden gibt es signikikant mehr Hauseigentümer.
Also ist der Mietmarkt dort viel entspannter.

Warum ist das so ?

Na, weil es in Deutschland ein Mißverhältnis in den Kosten von Industrieware (Autos)
zu Handwerksleistung gibt.

Ein 'vernünftiges' Auto kostet etwa 60'000,- EUR.
Das sind 20 % eines Preises für ein o.g. Haus.

Das Auto word auf 10 Jahre kalkuliert.
Ein Gebäude wird (in Europa) auf 100 jahre kalkuliert.

Also ist das Auto um das Doppelte zu teuer.

Weiteres Beispiel:

Im Bauhauptgewerbe kalkulierte man mal mit 3 bis 5 % Wagnis und Gewinn.
Derzeit liegen wir bei ca. 1 bis 3 %.
Es gab vor 15 Jahren schon Zeiten, da waren es 0 % Gewinn.

Ein mir bekannter Automobil-Zulieferer arbeitet derzeit mit 10 % Gewinn.
Das Wagnis liegt bei fast 0 %.


...
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-Claus-
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Beitrag von -Claus- »

Elt-Onkel hat geschrieben:In den Niederlanden gibt es signifikant mehr Hauseigentümer.
Also ist der Mietmarkt dort viel entspannter.
Mehr Hauseigentümer und Warum?
In den Niederlanden sind die Bauwerkskosten ca. 40-50% niedriger als in Deutschland.
Auch Frankreich, Großbritannien oder Dänemark sind offenbar günstiger.
Die Einsparkommission schreibt dazu: (S.109)
Beispiele aus den Niederlanden zeigen, dass durch die Verwendung von Fertigteilen Kosten eingespart werden können, sogar dann, wenn ein langer Transportweg besteht.
Vorgefertigte Elemente senken die Kosten um ca. 20%, Rationalisierungen in der Planungs- und Ausführungsphase können ca. 20-25% ausmachen und geringere Normenanforderungen dürften so ca. 5% Ersparnis bringen.

Was aber offensichtlich nicht ins Blickfeld der Kommission gerät ist, dass es oft an der Partnerschaft zwischen den ausführenden Gewerken mangelt und offensichtlich Niemand einen Blick für unproduktive oder kontraproduktive Leistungen am Bau hat.
Gruß
Claus
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