Verlautbarung zu DIN VDE 0100-420 (VDE 0100-420):2016-02

Hier geht es um neue Normen/Vorschriften und Änderungen
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Funker
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Beitrag von Funker »

-Claus- hat geschrieben:Ist in meinem Fall aber nur interessant, wenn aus dem seriellen Fehler ein Paralleler wird.

Bei sehr zögerlichem einstecken des Netzteils hab ich den AFD nun doch auslösen können. Das ist aber wohl auch stark vom kapazitiven Zustand des Netzteils abhängig.
Wenn man die Zielrichtung bei dem der AFDD wirken soll und die Beispiele die dargestellt werden vor Augen hält, geht es um Vorgänge, die langsam entstehen.
Ich gehe aus praktischer Erfahrung bei einem solchen Beispiel davon aus,
daß dabei aus dem seriellen Fehler immer ein paralleler wird.

Letzter selbst erlebter Fall war eine SK 2 Kabelzug Pendelleuchte 60 W, BJ ca. 1988. Schwachpunkt war die Kunststoffschraube der Zugentlastung.
Hier hatte sich offensichtlich durch zu starkes Anziehen eine Druckstelle aufgebaut und der beschriebene Prozess mit allmählicher Zerstörung der Isolation war in Gang gekommen.
Dann gab es eines Tages einen kleinen Knall, d.h. den kleinen Lichtbogen bei
Durchzündung zum zweite Leitern und damit Kurzschluß,
Folge LS 16 A hat ausgelöst, Isolationsversagen der Adernisolation beider
Adern, Isolationsversagen der übergestülpten Isolation und Herabfallen der Leuchte.
Auf Grund des nicht vorhanden PE wirkt dann auch kein FI, der hier nicht vorhanden war. Bei 60 W fließen bei 230 V weniger als 300 mA.
Dafür gibt es für den AFDD keine Kennlinie
Da der LS ausgelöst hat waren also mit Sicherheit auch mehr als 120 A
beim Durchzünden vorhanden.
Laut Kennlinie ist hier der LS schneller als der AFDD

Von offizieller Seite wurde übrigens folgende Denkschrift als Quelle für die
Begründung der Zahlen zum AFDD angegeben

http://www.ibk-heyrothsberge.sachsen-an ... schung.pdf
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chris11
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Beitrag von chris11 »

Funker hat geschrieben: dazu dann durch Betreiber Verschmutzung.
Siehst so aus als ob an der abgeschmolzenen Stelle noch Reste einer Lüsterklemme zu sehen sind, die dort garantiert nichts verloren hat.

Zur Betäubung von Typ A mit Gleichstrom mache ich noch Messungen.
Der erste schachtelneue 30mA FI war leider beim Auspacken schon defekt.

Mit freundlichen Grüßen
Christian
Funker
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Beitrag von Funker »

chris11 hat geschrieben:Siehst so aus als ob an der abgeschmolzenen Stelle noch Reste einer Lüsterklemme zu sehen sind, die dort garantiert nichts verloren hat.

Zur Betäubung von Typ A mit Gleichstrom mache ich noch Messungen.
Der erste schachtelneue 30mA FI war leider beim Auspacken schon defekt.

Mit freundlichen Grüßen
Christian

Ich gehe davon aus, daß Du die dicken Leitungen meinst.
Das waren vorher alles durchgehende 2 x 5 x 10 qmm Kabel aber mit
entsprechender Verschmutzung darauf, so daß diese nicht mehr atmen konnten, bei voller Last.
Das Aussehen kommt rein vom Lichtbogen.
Teletrabi
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Beitrag von Teletrabi »

Kann man das bisherige einmal zusammenfassen? Was ist denn jetzt aktueller Stand bei den AFD?

Wer ist mit solchen am Markt?

Und was genau meint die Übergangsregelung mit Fertigstellung bis 2017 - aber nur wenn schon vor Inkrafttreten schon geplant, oder? Wie ist das mit beispielsweise heute eingehendem Auftrag, bis übernächste Woche einen Stromkreis zu errichten?
Funker
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Beitrag von Funker »

Teletrabi hat geschrieben:Kann man das bisherige einmal zusammenfassen? Was ist denn jetzt aktueller Stand bei den AFD?

Wer ist mit solchen am Markt?

Und was genau meint die Übergangsregelung mit Fertigstellung bis 2017 - aber nur wenn schon vor Inkrafttreten schon geplant, oder? Wie ist das mit beispielsweise heute eingehendem Auftrag, bis übernächste Woche einen Stromkreis zu errichten?
Fertigstellung bis Mitte Dezember heißt, alles was danach fertig wird muß
mit AFDD geplant und ausgeführt werden.
Bei allen Anlagen davor kann man sich um die Probleme herumdrücken.
Wobei der ZVEH bzw. der Vorantreiber des Themas gern mit Aussagen von
Richtern ins Publikum geht, daß einige Richter bei Toten keine Übergangsfristen gelten lassen.

Am Markt sind nach meinem Stand neben den bekannten auch Schneider und EATON.
Funker
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Beitrag von Funker »

Ich habe mir einmal die Mühe gemacht die Statistik ein wenig auszugraben.

Interessante sind die Todesfälle mit Rauchgas bei der ständig steigenden
Anzahl von Rauchmeldern und der Nachrüstpflicht
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Brand_Statistik_sonstige_2016_01.doc
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Brand_Statistik_sonstige_2016_02.doc
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Funker
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Beitrag von Funker »

Hallo Kollegen,

beiliegend einmal die sortierte Statistik der Todesfälle bei Bränden.

Wer es nachvollziehen will -

z.B. Google Stichwort gbe Bund .dd

GBE-Bund.de aufrufen

Stichwort => erweiterte Suche

Eingabe T75 Heim und Freizeit

bei den dann folgenden Vorschlägen Unfälle ab 1998 wählen

dann unten auf Werteauswahl

da läßt sich dann oben bei Werteauswahl Arbeitsunfall, Heim- und Freizeit, Schulunfall u.a. einstellen.

bei den ICD 10 Werte die gewünschten Ziffern ankreuzen oder entfernen

für Rauchgas z.B. T58 oder T59 bei Strom T75.4. u.s.w.

Auswahl durchführen

dann noch Tabelle in Spalten und Zeilen ordnen und übernehmen.

Ergebnis z.B. beiliegend


Für mich ergibt sich daraus folgendes

1. Ein Schwerpunkt bei AFDD in Altenheimen und Kindergärten anzusetzen ergibt sich aus der Statistik in keinem Fall.
Schwerpunkt müßte der private Bereich sein, dann aber mit Nachrüstforderung und da das in bestehenden Verteilern nicht gehen wird mit steckbaren Modulen oder Einbaumodulen für
Steckdosen, die nachgerüstet werden müssen.

2. Eine bisher deutlich erkennbare Wirkung der Rauchmelder und deren Nachrüstpflicht ist bisher nicht erkennbar.
Ursache dafür ist offensichtlich erstens die Verlagerung der Wartungs- und Kontrollpflicht auf den Miete, der dazu gar nicht befähigt ist und weiterhin
die fehlende Kontrolle durch den Gesetzgeber.
Wenn ein Gesetz besteht und keine Kontrolle erfolgt, wird es nur sehr schwerfällig umgesetzt.
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Teletrabi
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Beitrag von Teletrabi »

Funker hat geschrieben:Fertigstellung bis Mitte Dezember heißt, alles was danach fertig wird muß
mit AFDD geplant und ausgeführt werden.
Bei allen Anlagen davor kann man sich um die Probleme herumdrücken.

Ist das mit den Übergangsregelungen beim VDE sonst nicht so, dass sie das Fertigstellen bestehender/angefangener Vorhaben ermöglichen sollen, für neu Beginnendes aber sofort gelten? Ist das hier anders??
Funker
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Beitrag von Funker »

Teletrabi hat geschrieben:Ist das mit den Übergangsregelungen beim VDE sonst nicht so, dass sie das Fertigstellen bestehender/angefangener Vorhaben ermöglichen sollen, für neu Beginnendes aber sofort gelten? Ist das hier anders??

offensichtlich gibt es zu den Übergangsfristen andere Auffassungen als früher.


https://www.dke.de/de/normen-standards/ ... -maschinen



Das für die Norm DIN VDE 0100-420 (VDE 0100-420):2016-02 „Errichten von Niederspannungsanlagen – Teil 4-42: Schutzmaßnahmen – Schutz gegen thermische Auswirkungen (IEC 60364-4-42:2010, modifiziert + A1:2014); Deutsche Übernahme HD 60364-4-42:2011 + A1:2015“ zuständige DKE/UK 221.2 „Schutz gegen thermische Auswirkungen/Sachschutz“ gibt als Hilfe für die Anwendung folgende Hinweise zur Norm.

•DIN VDE 0100-420 (VDE 0100-420):2016-02 ist gültig für Neuanlagen und bei Erweiterung oder Änderung von bestehenden Anlagen. Die Vorgängerausgabe DIN VDE 0100-420 (VDE 0100-420):2013-02 ist mit dem Erscheinen der Neuausgabe zurückgezogen worden; auf Grund der festgelegten Übergangsfrist bleibt sie aber bis 18.12.2017 anwendbar. Somit können für elektrische Anlagen, die bis zum 18.12.2017 errichtet werden, beide Normen herangezogen werden.
Ab dem 19.12.2017 ist allein DIN VDE 0100-420 (VDE 0100-420):2016-02 anwendbar. Eine Anlage, die sich in Planung/im Bau befindet, aber erst nach dem 18.12.2017 fertig gestellt sein wird, muss somit den Anforderungen der Ausgabe 2016-02 entsprechen.
Etrick
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Beitrag von Etrick »

Hallo,


zu der überschätzten Wirkung von Rauchmeldern habe ich schon einmal ausführlich was im Thread zur Einführungspflicht geschrieben. Wenn man sich näher mit dem Thema beschäftigt, fragt man sich wirklich: begründet die (mäßige) Wirkung eine Einbaupflicht?

Das sehe nicht nur ich so: in ein paar Jahren werden die Melder durch Gasdetektoren ersetzt werden. Das Fraunhofer Institut hat gerade diesen Einsatzzweck für neu entwickelte Sensoren genannt, die "es riecht verschmort" entdecken können. Zusammen mit CO Auswertung gibt es dann etwas, das Schmorbrände frühzeitig bemerkt (was optische Rauchmelder nicht können).

Sie werden vermutlich propagiert werden, weil es zuerst nur teure "Premiummarken" geben wird, die entsprechend gute Kontakte zu Normengebern haben.


In den USA kippen die ersten Bundesstaaten die Pflicht zum Einbau der "Arc Detectors", es scheint, sie wirken nicht so durchschlagend wie versprochen.
(in den USA hat man mit Brandschutzschaltern angefangen und ist erst spät auf den FI Schalter gekommen).

Gruß

Achim


[die Tabellen der Website sind so ziemlich das unübersichtlichste, was ich seit langem gesehen habe. Ein Bild oder ein PDF könnte da für Überblick sorgen, zumal mir aufgefallen ist, dass es Mehrfachauflistungen gibt]
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