Kommunikationsverkabelung - wohin geht der Weg?

Hier kommt alles rein was mit IT zu tun hat und nicht durch die anderen Boards abgedeckt ist
Olaf S-H
Beiträge: 13786
Registriert: Montag 10. Januar 2005, 23:57

Kommunikationsverkabelung - wohin geht der Weg?

Beitrag von Olaf S-H »

Moin zusammen,

nun waren hier ja schon einige Themen, die sich mit der hausinternen Kommunikationsverkabelung befasst haben. Mich würde mal die allgemeine Meinung interessieren.

Wie installiert Ihr Kommunikationsnetze (Telefon und Datennetzwerk) in Wohnungen/Häusern? Was ist zukunftsweisend? Womit ist in den nächsten Jahren zu rechnen? Benötigt man überhaupt noch Leitungsnetze oder geht demnächst alles mit WLAN/DECT/LTE/...?

Gruß Olaf
Dies ist keine rechtsverbindliche Auskunft sondern meine Meinung bzw. mein Tipp für den Bereich der Bundesrepublik Deutschland! Die einschlägigen Normen/Vorschriften (z. B. DIN, VDE, TAB, DGUV, TRBS, BekBS, NAV, EN, LBO, LAR, ArbStättV, BetrSichV, ProdSG, ...) sind zu beachten. Ein Rechtsanspruch kann hieraus nicht abgeleitet werden. Die Nennung von Fundstellen in Regelwerken stellt keine Rechtsberatung sondern nur die Sichtweise des Verfassers dar.
vde1
Für elektrotechnische Laien gilt: Dieser Beitrag erläutert die technischen Zusammenhänge. Die Umsetzung obliegt den konzessionierten Fachbetrieben (§13(2)NAV).

"Wer eine Handlung begeht, der übernimmt auch alle daraus folgende Pflichten." §33 I-3 prALR 1794
Benutzeravatar
Elt-Onkel
Null-Leiter
Beiträge: 7749
Registriert: Donnerstag 25. März 2004, 01:08
Kontaktdaten:

Beitrag von Elt-Onkel »

Hallo.

ich kenne ein Zweifamilien-Haus,
wo jede (!) Steckdose,
und jeder (!) Schalter,
und jeder (!) Deckenauslaß einzeln zur Hauptverteilung verkabelt ist.

Dann in jedem Zimmer in jeder Ecke ein CAT7 zur Hauptverteilung.

Dann jedes technische Gerät (Heizkessel, Waschmaschine, ...) mit einem
CAT7 zur Hauptverteilung.

Das Kabelbündel im Keller hatte den Durchmesser einer gut gehegten
Deutschen Eiche, kurz vor der Ernte.

Zukunftsweisend würde ich noch in jedes Geschoß eine Glasfaserleitung legen.

Das dürfte dann für die nächsten 30 Jahre hinreichen.

An WLAN glaube ich nicht.
Da ist die Störmöglichkeit von außen zu groß.

Momentan erfolgt der Energietransport und der Datentransport über Kabel.
Ob in 30 Jahren der Energietransport über Mikrowelle erfolgt,
kann ich nicht überblicken.

...
geloescht

Beitrag von geloescht »

Hallo Olaf,
oder geht demnächst alles mit WLAN/DECT/LTE/...?
das kann ich mir nicht vorstellen.

Der m.W. aktuelle WLAN Standard kann theoretisch 540 Mbit. Die Praxis zeigt, dass das meist deutlich weniger ist und mit zunehmender Entfernung zur Quelle und zunehmenden Hindernissen dramatisch abnimmt. Nutzen mehrere Personen im Haus das WLAN, dann teilen sich die Benutzer die Bandbreite.

Kupfer kann problemlos 1Gigabit. Mit Glas geht noch mehr.

Ich würde deshalb darauf tippen, dass der Glasfaser die Zukunft gehört zumal die Preise zunehmend fallen.

Glasfaser hat Vorteile gegenüber Kupfer.

- keine Störungen durch elektromagnetische Einflüsse
- keine Ströme über den Schirm durch ein verPENtes Netz
- hohe Bandbreite
- Bandbreite kann durch Bündeln erhöht werden (geht aber auch bei Kupfer)

Deshalb ist es auch sinnvoll die Datenleitungen in Rohr zu verlegen um sie ggf. austauschen zu können.

Gruß

Alois
Benutzeravatar
Lightyear
Beiträge: 3458
Registriert: Sonntag 10. Juni 2007, 16:41

Beitrag von Lightyear »

Neulich hatte ich ein Wohnobjekt, in dem die Datendosen alle hiermit angefahren wurden. In das Rohr war dann "normale" Cat7-Leitung eingezogen.

Ob das die Zukunft darstellt..? Immer seltener jedenfalls finde ich die klassische "Telefoninstallation" in I-J(St)Y vor, zumeist wird gleich eine "aktuelle" Datenleitung verlegt. Allerdings oftmals ohne durchgängige Verrohrung und ebensooftmals ohne geeignete u.P.-Dosen.
Da wird die Datenleitung eben auf teilstrecken komplett eingeputzt und endet in einer "stinknormalen" u.P.-Dose - den Installateuren ist's zumeist völlig egal, ob (und wenn ja, wie) da jemals "echte" Datendosen dran agngeschlossen werden.
"Wenn eine einfache Kaiserdose nicht reicht, dann müssmer dann halt aufklopfen..."
W-LAN sehe ich auch nur als "Krücke", idealerweise räumlich begrenzt, um eben mit mobilen Endgeräten (Tablet, Smartphone) in's Netz zu kommen.
Komplexere ("managed") W-LANs sind sowieso nicht mehr ohne Weiteres von Laien am Laufen zu halten, sowas tun sich nur echte Fans an...
Spätestens wenn wir aus dem Bereich "sozialer Wohnungsbau" 'raus sind, wird W-LAN schnell unzufriedenstellend, wenn dann noch raumübergreifende "handshakes" nötig werden, um abrisslose Übergänge zwischen verschiedenen Funkzellen zu ermöglichen, wird's komplex...

Langfristig wird vermutlich jedes Gebäude (jedenfalls in Ballungszentren) einen Glasfaseranschluß bekommen (analog zum Kabelfernsehen seinerzeit), ob und wie Der dann genutzt werden wird, steht in den Sternen. Solange jedenfalls das vorhandene Kupfernetz noch Möglichkeiten nach oben bietet, sehe ich noch keinen Zwang zur Erstellung einer kompletten Glasinfrastruktur.

Im klassischen Geschoßwohnbau wird es vermutlich noch länger so bleiben, wie's ist, d.h. der Kommunikations-Übergabepunkt wird in der Wohnung bleiben, angefahren mittels IY(St)Y.
geloescht

Beitrag von geloescht »

Hallo Lightyear,

ich sah die Frage auch (oder nur) im Hinblick auf das zukünftige hausinterne Netzwerk.

Da sieht es oft so aus, dass im Haus ein NAS vorhanden ist, welches Filme, Musik, Bilder und Daten vor hält. Um an diese Daten zu kommen braucht es Bandbreiten die u.U. mit herkömmlichen Mitteln (Leitungen) nicht mehr erreichbar sind. Deshalb meine Meinung zur Frage von Olaf.

Zur Polymer optischen Faser hier ein paar Infos aus Wikipedia

http://de.wikipedia.org/wiki/Polymere_optische_Faser

Die Bandbreite liegt weit unter den Möglichkeiten von Kupfer. Ist die Bandbreite höher, wird die überbrückbare Entfernung geringer.

Das einfache Abschneiden der Faser und zusammen stecken (Werbefilm unter Deinem Link) scheint sich auch negativ auf die erreichbare Bandbreite auzuwirken. Warum man so etwas überhaupt installiert, wenn dann doch Kupfer eingezogen wird (siehe den Werbefilm auf der verlinkten Seite)??

Gruß

Alois
Max60
Beiträge: 970
Registriert: Donnerstag 13. August 2009, 12:41

Beitrag von Max60 »

Elt-Onkel hat geschrieben:Hallo.

ich kenne ein Zweifamilien-Haus,
wo jede (!) Steckdose,
und jeder (!) Schalter,
und jeder (!) Deckenauslaß einzeln zur Hauptverteilung verkabelt ist.
Wenn das jeder so macht, dann dürften die Kupfervorräte der Erde schnell erschöpft sein. :)

Ich denke Steckdosen kann man heute und in Zukunft noch immer recht gut zusammenfassen, weil die Geräte ja eher energiesparender werden. Lampen brauchen dank LED auch weniger Strom. So eine LED-Lichtvoute im Flur hat schon was. :) (Dann direkt ein YSTY mitziehen, weil wegen DALI und so)
Dann in jedem Zimmer in jeder Ecke ein CAT7 zur Hauptverteilung.
Da wurde dann wieder gespart. (Edit: Hatte das "in jeder Ecke" überlesen). Ich würde pro Raum mindestens ein Doppelanschluss vorsehen, damit man neben Laptop auch ein Telefon anschließen kann. In größeren Räumen, z.B. Wohnzimmern, dann auch gerne mehr als zwei Datenanschlüsse (Variable Lage des Schreibtisches, Multimediageräte..) - Dazu natürlich Anschlüsse für Accesspoints für WLAN (über dass dann auch das VOIP-Schnurlostelefon läuft). Eventuell noch 230V-Verkabelung für Rauchmelder. Dazu, je nach Budget, natürlich KNX mit diversen Funktionen (Heizung, Fenster, ..) - Hier wäre es schön, wenn das erschwinglicher werden würde.

Glasfaser wird in Privathäusern, denke ich, sich nicht richtig durchsetzen. Zum einen gehen derzeit 10 Gbits/s über Kupfer, zum anderen ist Glasfaser zu wenig laienfreundlich..
Lötauge35
Null-Leiter
Beiträge: 658
Registriert: Samstag 3. März 2007, 08:34

Beitrag von Lötauge35 »

im Heimbereich geht der Trend doch in Richtung Plug und Play.
DECT und WLAN mit Smartphone, Nottebook und Table PC und Smart TV.
keine Leitungen mehr verlegen, wozu auch... kostet nur unnötig und lässt sich nicht planen.
Bei kleineren Firmen sieht das ähnlich aus.
Dennoch bin für eine Doppeldose LAN und 1x SAT je Raum.
Es genügt auch schon KAT5.
ego11
Null-Leiter
Beiträge: 2222
Registriert: Sonntag 12. November 2006, 21:40
Wohnort: Köln

Beitrag von ego11 »

Neulich hatte ich ein Wohnobjekt, in dem die Datendosen alle hiermit angefahren wurden.
Na hoffentlich hat nicht irgendwer das Rohr unterwegs mit einer normalen Muffe verlängert.
geloescht

Beitrag von geloescht »

Hallo Lötauge,

ich sehe das anders. Die Datenmenge - auch im Heimbereich - wird zunehmen. Um größere Datenmengen (z.B. hochauflösende Filme) zu übertragen eignet sich die Luftstrecke m.E. nicht.

Gruß

Alois
Benutzeravatar
Tobi P.
Beiträge: 1906
Registriert: Sonntag 18. November 2007, 13:46
Wohnort: 41516 Grevenbroich

Beitrag von Tobi P. »

Moin,

also um die Frage kurz und schmerzlos zu beantworten: Einmal Cat7 vom APL in den "Technikraum" und von dort dann sternförmig in Cat7 in die Räume. Keine Unterscheidung zwischen Telefon und Datenanschluss, alle Leitungen enden im "Technikraum" auf einem/mehreren Patchfeldern und können dann je nachdem was der Kunde am entsprechenden Port braucht gepatcht werden.
Ich sehe im Bereich der Patchfelder auch immer eine UAE-Dose vor auf der der Sprechanlagenbus liegt, damit kann ich dann bei Bedarf auch die Wohntelefone über das Datennetz verkabeln.
In gewerblichen Umgebungen genauso wobei hier meist auch noch LWL dazukommt (können wir dank firmeneigenen Spezialspezialisten auch selbst verarbeiten/spleissen :) ).

J-Y(St)Y habe ich in Kommunikationsnetzen seit Jahren nicht mehr verwendet, das kommt bei mir eigentlich nur noch für Sprechanlagen und als MSR-Leitung zur Anwendung.


Gruß Tobi
Gründer und 1. Vorsitzender des "Vereins der Freunde des 175kVA Bosch"
Antworten