Kommunikationsverkabelung - wohin geht der Weg?

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Lötauge35
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Beitrag von Lötauge35 »

mal ganz ehrlich, ich weiß gar nicht wie ich hochauflösende Filme übers Netzwerk übertragen sollte. Ich kennen auch niemanden der so etwas schon macht.
geloescht

Beitrag von geloescht »

Hallo Tobi,

was macht das für einen Sinn Cat7-Leitung zu legen ohne die dafür geeigneten Steckverbindungen zu haben. Oder installiert Ihr etwas anderes als RJ45?

Hier mal Links zu CAT7 Steckverbindern

http://de.wikipedia.org/wiki/GG-45
http://de.wikipedia.org/wiki/TERA

Die Frage ist inzwischen ob Glasfaser nicht billiger ist als durchgängig CAT7. Zumal man damit die Probleme durch das verPENte-Netz nicht hat.

Nachtrag:

Ich frage mich, ob es überhaupt zulässig ist eine CAT7-Leitung an CAT6 Komponenten anzuschließen? Ich bezweifle das jedenfalls.

Beispiel:

Ich hatte letzte Woche einige CAT6-Leitungen auf ein Patchpanel aufzulegen. Da ich nur ein CAT5e-Patchpanel hatte (die Kategorie hätte gereicht), habe ich nachgeforscht und festgestellt dass CAT5e-Adern dünner als CAT6-Adern sind. Das bedeutet, dass die Schneidklemmen der Patchpanel und der Dosen auf den Durchmesser der Ader angepasst sind. CAT6-Adern auf CAT5e-Patchpanel geht demnach nicht (gehen tut es schon, aber die CAT6-Adern werden in ein zu enge Schneidklemme gedrückt. Ob das auf Dauer gut ist bezweifle ich). Ich habe ein CAT6-Patchpanel kaufen lassen und es verwendet.

Bei der Telefonie würde ich hinsichtlich Funk auch in Zukunft keine Probleme sehen. Die dort nötigen Datenraten sind bekannt und werden sich nicht wesentlich erhöhen (wenn überhaupt).



Gruß

Alois

Änderungsvermerk: "Nachtrag" zugefügt und kleine redaktionelle Änderungen/Verbesserungen vorgenommen.
geloescht

Beitrag von geloescht »

Hallo Lötauge,
mal ganz ehrlich, ich weiß gar nicht wie ich hochauflösende Filme übers Netzwerk übertragen sollte. Ich kennen auch niemanden der so etwas schon macht.
Die Frage war auf zukünftige Trends gerichtet.

Vor nicht allzu langer Zeit hat uns das "normale" Fernsehbild gereicht. Inzwischen ist es wesentlich höher aufgelöst.

Es gibt Anbieter, die bieten bereits 50 Mbit und mehr an. Fernsehen übers Internet ist damit möglich und wird vermutlich vermehrt genutzt (wobei ich die Gefahr sehe, dass wir irgendwann für das Fernsehen zusätzlich zahlen).

Mit Glasfaser bis ins Haus wird die Bandbreite problemlos auf 1Gbit zu steigern sein. Damit werden ggf. auch vermehrt Forderungen aufkommen Glasfaser im Haus zu verlegen.

Gruß

Alois
ohoyer
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Beitrag von ohoyer »

Man kann allerdings mal etwas abseits vom Stand der Technik (zumindest dem Stand, den sich Besserverdiener bereits jetzt leisten können) mit etwas GMV das Pferd von hinten aufzäumen, und auch mal die Entwicklung der letzten Jahre auf dem Sektor etwas extrapolieren.

Datenraten/Verkabelungsgüte: Bereits anständig verlegtes CAT5 kann Gigabit übertragen. Gigabit (Ethernet) als Übertragungsstandard wurde auch explizit mit der Massgabe designed, dass man bestehende CAT5-Verkabelungen weiternutzen kann. Aus diesem Grunde ist die Übertragungsfrequenz nicht höher als bei Fast Ethernet, aber es werden alle Adernpaare auf dem Kabel verwendet und es gibt eine höhere Anzahl an Modulationszuständen, wie die Spannung auf den Aderpaaren angelegt wird.

Welche Datenraten werden denn in einem Privathaushalt so benutzt?
- Telefonie: ISDN hat 64 kbit/s gehabt.... lassen wir mal mehrere Leute gleichzeitig telefonieren, dann habe meinetwegen die Telefonie 1Mbit/s incl. der Verkapselung über den jeweils gerade genutzten VoIP-Standard.
- Surfen, Mail, kleinere Videoschnipsel bei youtube etc. schauen: 2Mbit/s-6Mbit/s in der Praxis ausreichend, auch für mehrere Nutzer. Lassen wir die Webseiten in den nächsten Jahren noch fetter werden, sind meinetwegen 10Mbit/s oder 16Mbit/s angebracht.
- Im lokalen LAN mal ne Datensicherung des Rechners fahren: 100 Mbit/s sind da schon manchmal etwas zäh, Gigabit idR ausreichend
- Filme schauen, z.B. von einem zentralen Media-Server (der die ganze Familie befeuern muss): Eine Bluray mit FullHD (1920x1080) Content hat 54 Mbit/s Bandbreite. Eine DVD (deren Qualität ja nun auch locker für entspannten Filmeabend ausreicht) darf max. 10 Mbit/s Datenstrom generieren.

Iin der Praxis liegen die Flaschenhälse aber nicht in mangelnder Bandbreite, sondern an anderen Ursachen:
- zu hohe Latenzen im Übertragungsweg
- Störungen im Übertragungsweg, dadurch hohe retransmitraten
- zu billige/ineffiziente aktive Netzwerkhardware, die den Datendurchsatz nicht schafft resp. hohe CPU_Last erzeugt

Latenzen: Gerade Wireless-Lösungen können prinzipbedingt höhere Latenzen haben als kabelgebundene Lösungen. Auch schwankender Empfang geht hier ggf. zu Lasten der Stabilität, auch gerade wenn noch der Nachbar hier im gleichen Segment funkt und damit Bandbreite belegt und ggf. damit noch Störungen verursacht
Störungen: Schlechte Übertragungsweg bedingen, dass häufiger mal Datenpakete neu übertragen werden. ->netto-Bandbreite sinkt, und es entstehen quasi "Löcher" im Datenstrom
- ineffiziente Netzwerkhardware: Die Haupt-CPU in einem Rechner muss sich im Normalfall auch um das Durchschleusen der Pakete Richtung Netzwerk kümmern. Je nach Hardware/Treiber gibt es aber Unterschiede, wieviel Rechenzeit eine CPU pro transferiertem Datenpaket aufzuwenden hat.


In der Praxis kommen viele Klagen, dass "das Netzwerk zu langsam sei" eher daher, dass entweder schon der Übertragungsweg nicht stabil und optimiert ist, oder daher, dass ein Server am Ende des Weges mit anderen Dingen wie Disk I/O nicht hinterherkommt. Schwachbrüstige Netzwerkhardware, die z.B. aus Kostengründen nur kleine Pufferspeicher hat, schlecht geschriebene Software, die auch mit schwankenden Datenströmen Probleme hat, geben hier noch ein übriges dazu.

Fazit: Vieles vom Hype um Verkabelungen mit so toll zukunftssicheren Frequenzen etc. ist überbewertet. In der Praxis ist oft ein mit Augenmass geplantes Netzwerk mit CAT6 und anständigem Material errichtet besser und günstiger als eine Installation, die mit CAT7 errichtet wurde, teuer Geld gekostet hat und wo die aktiven Komponenten die Herrlichkeit nicht ausreizen.

(Und wo dann meist auch so Belange wie EMV etc. auf der Strecke bleiben in der Praxis, und die Errichter sich nicht über Erdungs/Schirmungskonzepte streiten, sondern davon schlichtweg kaum was wissen)

Glasfaser ist auch so eine Sache- einen Hausanschluss damit zu errichten, macht durchaus Sinn, je nachdem, wie die Strasse etc. verkabelt/angeschlossen ist. In einem Haus, was man jetzt verkabeln will, sehe ich allerdings Glasfaser nicht als Verkabelung, die man im privaten Bereich einsetzen will/sollte. Eines der Argumente ist hier die Empfindlichkeit, dass es nicht mal eben schnell installiert ist, und dass man in einem Haus auch die potentiell längeren Leitungen und Geschwindigkeiten nicht nutzen kann. Einmal, weil wie oben dargelegt, m.E. in einem durchschnittlichen Privathaushalt keine Bandbreiten oberhalb 1Gbit/s benötigt werden, die aktiven Komponenten bei Glasfaser deutlich teurer werden (sprich dann 10 Gbit/s machen müssen, um ihre Vorteile auszuspielen) und auch in den nächsten Jahren noch genug Geräte mit Kupferports benutzt werden, sodass man hier immer noch beide Lösungen vorhalten muss.

Meine persönliche Meinung: Ich halte es im Privathaushalt (und auch in kleineren Betrieben) für sinnvoll, ausgehend von einem zentralen Raum, z.B. dem kleinen Schrank bei der Hauseinführung oder Übergabedose in einer Wohnung, eine Handvoll CAT6-Verlegekabel (die ja paarig verlegt werden) in jeden Raum zu führen, im Leerrohr noch Platz vorzusehen und nen Ziehdraht einzulegen. Pro Raum dann eine Doppel-RJ45-Dose, wo dann nach Wahl Ethernet und Telefon (TAE kann man simpel auf RJ45 adaptieren) rausfallen.
Je nach Bedürfnis kann man hier ggf. noch Platz für klassische Koaxleitung/Fernsehen vorsehen, und bei späterer Nachrüstung auf Glasfaser wird dann simpel die Anschlussblende der Dose ersetzt, und einer der Träger (Cat 6 oder Koa) fliegt dann raus.

Hier bringt es mehr, anständiges aktive Equipment wie Switches, Router und NAS-Systeme zu kaufen, dass das Netzwerk stabil läuft.
„Wer mit Ungeheuern kämpft, mag zusehn, dass er nicht dabei zum Ungeheuer wird. Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein.“

Friedrich Nietzsche (Werk: Jenseits von Gut und Böse, Aph. 146)
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Tobi P.
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Beitrag von Tobi P. »

Moin Alois,
Alois hat geschrieben: was macht das für einen Sinn Cat7-Leitung zu legen ohne die dafür geeigneten Steckverbindungen zu haben. Oder installiert Ihr etwas anderes als RJ45?
hat mehrere Gründe, zum einen Zukunftssicherheit, zum anderen wird es größtenteils so gefordert und letztendlich ist es auch einfach unsere Standardleitung. Wir verarbeiten das Zeug kilometerweise (mal eben 21km für zwei Büroetagen sind durchaus drin), da lohnt es sich einfach nicht auf verschiedene Leitungstypen zu bauen.
Patchfelder und Dosen mit klassischen LSA-Schneidklemmen verbauen wir so gut wie gar nicht, bei uns kommen fast ausschliesslich Keystone-Module zum Einsatz. Ok, ist letzten Endes auch nur RJ45 und Schneidklemmen sind auch drin :)
Probleme mit den Aderdurchmessern kann ich nicht bestätigen. Bei uns wird jede Dateninstallation einer Zertifizierungsmessung unterzogen - selbst wenn es nur ein einziger lumpiger Port ist - und bisher hatte ich noch keinerlei Auffälligkeiten die auf einen ungeeigneten Aderdurchmesser zurückzuführen wären. Und unser Datenmessgerät (Lantek 7G, Ideal Industries) meckert schon wenn die Patchkabel die als Messleitungen verwendet werden zuviele Steckzyklen hinter sich haben (das führt meist zu unerklärlichen NEXT-Fehlern während der Messung) ;)


Gruß Tobi
Gründer und 1. Vorsitzender des "Vereins der Freunde des 175kVA Bosch"
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