Dauerbelastung AR4100

Hier geht es um allgemeine Normen der Elektrotechnik, Auslegungen und deren Anwendung
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meisterglücklich
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Dauerbelastung AR4100

Beitrag von meisterglücklich »

Hallo Kollegen!
Es ergab sich im Rahmen einer Baubesprechung, wie AR4100 Abs, 8 zu interpretieren ist. Es geht um die vorgeschriebene Strombelastbarkeit der Unterverteilung nach dem Zählerplatz in Wohnungen. Da heißt es sinngemäß, die Zuleitung ist für Ströme mit 3x63A auszulegen.
Meine Interpretation ist der übliche Aussetzbetrieb, denn da steht ja nicht, daß sie für Dauerbetrieb auszulegen wäre, denn sonst hätte man sich ja wie aus dem Kapitel mit den Ladeeinrichtungen, wo ja explizit auf Dauerlast eingegangen wird, einen entsprechenden Hinweis erlaubt.

Argumente für Aussetzbetrieb:
2-3 Wohnungen mit Dauerlast würden sowieso das Hauptstromversorgungssystem überlasten, insbesondere die Bemessungskurven für die Auslegung der Hauptstromversorgungssysteme können nicht eine Dauerlast für Wohnungen annehmen.
Wenn das Normungsgremium Dauerlast angedacht hätte, dann hätte es dies erwähnt, schließlich ist das nicht üblich, in Abgrenzung zu Gewerbeanlagen, die (ggf. mit Gleichzeitigkeistfaktor) auf Dauerbetrieb ausgelegt sind.

Die Folge für die Dauerlastinterpretation wäre ja die Errichtung von massiven Kupfergräbern mit entsprechendem Zusatzaufwand bei der Montage.
Ich hielt bisher eine Querschnitterhöhung nur aus Spannungsfallgründen erforderlich, wenn die Zuleitung elendig lang werden mußte.

Argumente für oder gegen Dauerlastannahme von Euch?
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Elt-Onkel
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Re: Dauerbelastung AR4100

Beitrag von Elt-Onkel »

Hallo,

das ist wie in der Kirche.
Es ist quasi eine Glaubensfrage.

Es gibt z.B. NB, die sagen Batterie-Auto über PV laden ist Aussetzerbetrieb, weil ja auch Wolken kommen.
Andere wollen strikt Dauerlast.

Das kommt alles von der "Schmalspurauslegung" der Kontakte vom eHZ.
Hätte man die mal 1/2 mm dicker gemacht, wäre das alles kein Problem.
Nachdem man eine üppige Erwärmung im Dauerbetrieb festgestellt hat,
hat man sich beholfen, die Zuleitungsstrippen auf 16 mm² zu verstärken, und hofft auf eine Wärmeabfuhr.
Dazu kommt dann die Kuriosität, dass man dann nur noch einen eHZ in ein 250mm-Feld schrauben darf.

Das Reultat sieht man auf ebay.
Kasetten mit 10mm² werden einem für 20,- EUR nachgeworfen, die mit 16mm² kosten so um die 130,- EUR.
Die ausgebauten Kasetten sind alles die, die der Planer als Aussetzerbetrieb mit 10mm² geplant hat.
Kommt dann PV erschrecken sich die Hauseigentümer, das der Schrank zu schmalbrüstig ist.

Beim Laden von Batterie-Autos findet dann noch der maximal Strom Beachtung.
Wir planen für Laden und Wärmepumpe je eine 35/32 A - 10mm² - Kasette.

Reine Wohnungen im Geschoßwohnungsbau sind immer Aussetzerbetrieb.
Was anderes sind Spezialwohnungen.
Z.B. solche mit Infrarot-Deckenheizungen wegen Alergikerbewohner.

...
OChatter
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Re: Dauerbelastung AR4100

Beitrag von OChatter »

Dauerlast wäre völlig sinnfrei und dem Verbrauchsverhalten eines Haushalts nicht angemessen. Gut, pauschal 63A überhaupt als Bedarf anzunehmen auch nicht. Da schielt man wohl auf geringe Hürden (man könnte auch böse "zwangweise Vorrüstungen" sagen) für Durchlauferhitzer und Nachtspeicherheizung.
Etwaige Wallbox wird ja nicht auf dem Balkon installiert werden, sondern kann erforderlichenfalls aus dem Hauptverteiler heraus separat zur Wohnungssteigleitung zum Stellplatz verlegt werden.
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