Querschnitte vor der Sicherung/Haushaltsgeräte.- Darf man das?

Hier geht es um allgemeine Normen der Elektrotechnik, Auslegungen und deren Anwendung
troete
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Querschnitte vor der Sicherung/Haushaltsgeräte.- Darf man das?

Beitrag von troete »

Hallo liebe Community,

aktuell bin ich bei mir Zuhause meine Hauptverteilung am ausmisten/neu aufsetzten.
Da ich mehr aus der Industrie/M+R /Programmierung komme, fangen gerade sich bei mir die Rädchen im Kopf extrem an zu drehen.
Ich möchte nicht auf die einzelnen Vorschiften eingehen, sondern nur dieses einzelne Problem betrachten.
(Aktuell bin ich die einzelnen Zimmer nach und nach am renovieren, und wohne Gleichzeitig drin)

Zum Problem/Frage:

Darf ich für eine einzelne 35A Sicherung mit einer Aderzuführung von 10mm² anfahren?
Ich meine nicht hinter der Sicherung sondern davor.

Zum besseren Verständnis vielleicht einmal anders rum: Hauptsicherung von 50A. Von dort gehe ich mit 16mm² auf ein Klemmbaustein. Von diesem Klemmbaustein möchte ich weiter gehen auf eine einzelne Sicherung mit 35A.
Theoretisch würden hier die 10mm² ausreichen, da der max. Strom der über diese Ader fließt, ja nie 35A überschreiten würden.

Ich habe mir hierzu einige Gedanken gemacht. Gibt es eine Vorschrift oder irgend etwas was dagegen spricht?
(Sicherlich könnte ich hier auch einen Querschnitt höher anfahren, aber da stellt sich das Problemchen ein, dass meine Aderendhülsenzange nur bis 10mm² geht.)

Genauso kontrovers wird die Thematik mit dem RCD (FI) aktuell in sämtlichen Foren diskutiert. Brauche ich eine Vorsicherung, wenn der Strom von von 40A (max. Belastung des FI) theoretisch (Gleichzeitigfaktor ODER Sicherungen hinter FI zusammen max. 40A) nicht erreicht wird?

Ähnliches Problem:
Bei einem normalen Haushaltsgerät. Hier denke ich bspw. an einen günstigen No-Name Fön von Übersee. Wenn man sich diese anschaut, sind die Querschnitte auch nicht sonderlich groß.

Muss eigentlich auch ein Geräteschutz gewährleistet sein? Oder bleibt das dem Hersteller überlassen?

Vielen herzlichen Dank schon einmal im Voraus für eure Antworten. Schreibt doch einfach mal drauf los.
dank1
ego11
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Re: Querschnitte vor der Sicherung/Haushaltsgeräte.- Darf man das?

Beitrag von ego11 »

Es würden auch 6mm² reichen.
troete
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Re: Querschnitte vor der Sicherung/Haushaltsgeräte.- Darf man das?

Beitrag von troete »

ego11 hat geschrieben: Samstag 25. März 2023, 21:19 Es würden auch 6mm² reichen.
Danke für den Hinweis.
Ich gehe ggf. auf 40A. Es geht mir aber nicht unbedingt um die genauen Werte, sondern vielmehr um die Thematik.
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Elt-Onkel
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Re: Querschnitte vor der Sicherung/Haushaltsgeräte.- Darf man das?

Beitrag von Elt-Onkel »

Hallo,

man muss unterscheiden zwischen Kurzschlußschutz und Überstromschutz.

Es gab mal von Klöckner-Moeller im grünen Katalog eine schöne Grafik.
(Vielleicht finde ich sie mal wieder.)

Zwischen Vorsicherung und Gerätesicherung braucht man einen Querschnitt,
wo die Vorsicherung den Kurzschlußstrom begrenzt.
Den Überstromschutz macht dann die Gerätesicherung.

Beispiel:
Eine Neozed 63A bringt den Kurzschlußschutz für Cu-Leiter mit 6mm².
Hat man mehr als 63A als Vorsicherung, z,B. eine NH00-100A,
braucht man eine kurzschußsichere Installation, wenn man von den 6mm² nicht abrücken will.

Klassisches Beispiel: Spannungsabgriff für Wandlermessung.
Niemand würde bei 250A Adern mit 120mm² Cu bis zu den 10A-Sicherungen verlegen.
Man installiert in 1,5 mm², aber kurzschlußfest.

In den Leitergrößen von 1,5mm² bis 10mm² ist es meißt kostenneutral entweder
in Kupfer oder in Isolierung zu investieren, zumal die Leiterlängen
in einer NSHV ja begrenzt sind.

Die Amerikaner sind da übrings schmerzfreier.
Die zweigen von einer NH1-200A auch schonmal mit 1,5mm² auf Neozed 16A ab,
ohne kurzschlußfeste Isolierung.
Aber die Amerikaner bauen ja auch Papphäuser, und lieben AFD's.

...
E-Jens
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Re: Querschnitte vor der Sicherung/Haushaltsgeräte.- Darf man das?

Beitrag von E-Jens »

Hallo Troete,

ich wundere mich gerade über die Ausstattung der zukünftigen Verteilung für dein Zuhause.
35 A kenne ich nur als Schmelzsicherung. Möchtest du Schmelzsicherungen nehmen?
Wenn du dich an die Anzahl der Absicherungen hinter einem RCD (DIN 18015) hältst, wird vieles um den RCD einfacher und besser.
Gruß Jens
troete
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Re: Querschnitte vor der Sicherung/Haushaltsgeräte.- Darf man das?

Beitrag von troete »

E-Jens hat geschrieben: Sonntag 26. März 2023, 07:46 Hallo Troete,

ich wundere mich gerade über die Ausstattung der zukünftigen Verteilung für dein Zuhause.
35 A kenne ich nur als Schmelzsicherung. Möchtest du Schmelzsicherungen nehmen?
Wenn du dich an die Anzahl der Absicherungen hinter einem RCD (DIN 18015) hältst, wird vieles um den RCD einfacher und besser.
Hallo E-Jens,

vielen Dank für den Hinweis.
Prinzipiell geht`s mir hier erst einmal um den "vorschriftlichen Hintergrund".
Dennoch möchte ich dich gerne an meinen Gedanken teil haben lassen :)

Der HAK besteht aus 2 Zählerplätzen Plus 1 Reihe mit je 12 Einheiten für Sicherungen.

Ein Zähler war für die Nachspeicherheizung ist raus geflogen.
Hier habe ich gestern übrigens 2 Mantelleitungen gefunden, abgeklemmt, die immer noch ein Signal zur Umschaltung schicken (Vermutung)

Der andere Zählerplatz ist aktiv. Hinter dem Zählerplatz kommt nur eine Schmelzvorsicherung (3x50A)
Während der Renovierungsphase möchte ich jetzt nach und nach die einzelnen Stromkreise neu verlegen/anklemmen.
Hier bin ich schon sehr weit. Aktuell bin ich jedoch an einem Punkt angelangt, an dem ich "im großen Stil" einmal um klemmen will.

Normalerweise, und ist mir durchaus bewusst, gehört ein SLS-Schalter und diverse andere Dinge in einen HAK.
Ich möchte jedoch nur einmal einen Elektriker der in der Handwerksrolle eingetragen ist, bemühen.
Daher gehe ich jetzt hin, greife hinter der Vorsicherung ab und lege wohl 2 "Nachsicherungen mit Schalthebel" an.

Hierzu wollte ich je einen Lasttrennschalter mit Schmelzsicherungen für den Bestand und eine für die neue nehmen.

So kann ich "ohne Gefahr" nach und nach alles super modernisieren.
Schmelzsicherung daher, da die Auslösekennlinie doch eine andere ist, wie bspw. bei LS-Automaten C-Kategorie.

Nachdem ich alles dann umgezogen habe, möchte ich einmalig ein letztes mal hingehen und den Kasten entsprechend nach den neusten Regelwerken in Betrieb nehmen.

Bis dahin ist es allerdings noch ein Stück Arbeit.
troete
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Re: Querschnitte vor der Sicherung/Haushaltsgeräte.- Darf man das?

Beitrag von troete »

123
Zuletzt geändert von troete am Sonntag 26. März 2023, 12:53, insgesamt 1-mal geändert.
troete
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Re: Querschnitte vor der Sicherung/Haushaltsgeräte.- Darf man das?

Beitrag von troete »

Elt-Onkel hat geschrieben: Sonntag 26. März 2023, 06:00 Hallo,

man muss unterscheiden zwischen Kurzschlußschutz und Überstromschutz.

Es gab mal von Klöckner-Moeller im grünen Katalog eine schöne Grafik.
(Vielleicht finde ich sie mal wieder.)

Die Amerikaner sind da übrings schmerzfreier.

...
Hallo Elt-Onkel,

vielen Dank für deine Ausführung.
Wenn du die Grafik noch hättest, wäre schön. (Bzw. begebe ich mich einmal selbst auf die Suche)
Anhand deiner Beispiele kann ich entsprechend folgen und wird mir entsprechend einiges klarer.

Das heißt umgekehrt:
Habe ich gewährleistet, dass der max. Strom (Kurzschluss- und Überstromschutz) durch nachgeschaltete Sicherheitseinrichtungen (bspw. Schmelzsicherungen)gegeben ist,
UND
die Adern entsprechende Isoliereigenschaften aufweisen,

wäre alles cool?!

Ich glaube es gibt kein Land vor Deutschland, wo solche Dinge so "reglementiert und genau" anwendet :-)
lagerregal
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Re: Querschnitte vor der Sicherung/Haushaltsgeräte.- Darf man das?

Beitrag von lagerregal »

Hallo,

der Kurzschlussschutz muss durch die vorgelagerte Sicherung gewährleistet werden. Es sei denn, die Leitung ist kurzschlussfest.
troete
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Re: Querschnitte vor der Sicherung/Haushaltsgeräte.- Darf man das?

Beitrag von troete »

lagerregal hat geschrieben: Sonntag 26. März 2023, 13:22 Hallo,

der Kurzschlussschutz muss durch die vorgelagerte Sicherung gewährleistet werden. Es sei denn, die Leitung ist kurzschlussfest.
Hallo lagerregal,

welche Aderleitung wäre denn "nicht kurzschlussfest" in einer Niederspannungsanlage bis max. 400V?
Die 0815-Aderleitung, bspw. H07'V-K ist auch (bedingt) kurzschlussfest. Auch wenn es nicht explizit erwähnt ist.

Ich habe einmal gelernt, die Isolierung muss so gewählt sein, das die höchste Spannung nicht durchdringen kann.
In der Regel sind alle Aderleitungen entsprechend für den Niederspannungsbereich geeignet.

Der min. Querschnitt für die Erdung einer lackierten Stahlschaltschranktür gibt (wenn überhaupt noch nötig) der Hersteller vor. Ansonsten habe ich gelernt, das der Querschnitt mindestens so gewählt sein muss, das er im Falle eines Kurzschluss "den Strom einmal ableiten" kann.
(Eine sehr wage Aussage)

Es geht mir wie gesagt nicht um meinen Fall, sondern um die generelle Handhabe.

Ich werde mich demnächst berufsbedingt wieder intensiver mit der VDE-Norm Geschichte beschäftigen können. Auch habe ich dann entsprechend Zugriff auf die Regelwerke.

Es wird Spannend :-)
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