Disput mit der BG zur Prüfung einer Anschlußleitung

Hier geht es um allgemeine Normen der Elektrotechnik, Auslegungen und deren Anwendung
Dennis L.
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Disput mit der BG zur Prüfung einer Anschlußleitung

Beitrag von Dennis L. »

Moin zusammen,

so nach vielem lesen hier und Gesprächen mit meinen Kollegen, möchte ich dann doch mal eine Diskussion starten für die Ideen Findung
zu einem "Problem" aus Sicht der BG.

Erstmal zur Ausgangssituation:
Bei mir hier im Betrieb werden auf Prüfständen Großgetriebe auf Funktion getestet.
Diese Getriebe können entweder eine Schmierpumpe besitzen die durch die eigene mechanische Energie angetrieben werden oder aber, und da setzt das Problem an, es sind Schmierpumpen im Einsatz die eine 3Ph. 400V Einspeisung benötigen. Diese Einspeisung wird dann am jeweiligen Einsatzort direkt vom Kunden vorgenommen, soll heißen die Getriebe verlassen das Werk ohne Zuleitung zur Pumpe.
Da wir aber auf unseren Prüfständen eine volle Funktionsprüfung machen, müssen wir die Schmierpumpen temporär mit einer Zuleitung versorgen.
Dafür verwenden wir ganz normales H07BQ-F, auf der einen Seite mit einem 5Pol. CEE Stecker und auf der anderen Seite Ringkabelschuhe für den Anschluss im Motorklemmbrett.

Und nun das Problem:
Bei der letzten Begehung durch die BG wurde angemerkt das diese Anschlussleitungen einer Regelmäßigen Prüfung unterliegen müssen.
Hab ich im Grunde erstmal kein Problem mit, aber auf Nachfragen nach welchen Vorschriften ich denn da bitte Prüfen soll gab es keine Antwort.

Denn für mich sieht es dabei so aus:
- Die VDE 0701/0702 war das erste was mir eingefallen ist, da Verlängerungsleitung danach ja auch geprüft werden. Aber ich habe ja offene Endanschlüsse in Form von Ringkabelschuhen und das tut mir Persönlich einer vollständigen prüffähigen Verlängerung widersprechen.
- Die VDE 0100-600 wäre eine Möglichkeit da die Kabel von EFK's an geklemmt werden, dabei ist Problem 1 das mir mit Sicherheit die Produktion aufs
Dach steigen wird wegen mehr aufwand für dieses Prüfen, denn ich sage mal mit Stecker Kontrolle, Messgerät aufbauen und einrichten, Messung durchführen und Protokoll ausfüllen gehen da schon mal 15 - 20 min. ins Land, Problem 2 es liegt trotzdem nach dem Abklemmen da ein halbfertiges Anschlusskabel wieder rum was keine aktuelle Einzelprüfung hat wie die BG es möchte, den die Prüfung ist dann ja geschehen in Kombination
mit der Schmierpumpe.
- Die Kabel mit einer Gefärdungsbeurteilung ggf. aus einer Prüfpflicht raus zulosen ist auch unschön da es schon öfter vorgekommen ist das
durch das häufige an und abklemmen und dem "groben Umgang" mit den Kabeln sich die Anschlüsse in den CEE-Stecker gelöst haben.

Zur Lagerung der Kabel muss noch gesagt sein das diese in einem abgeschlossenem Käfig lagern zu dem nur EFK's zugang haben.

So jetzt bin ich mal gespannt wie Ihr so ein Fall beurteilen würdet.

LG
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Wulff
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Re: Disput mit der BG zur Prüfung einer Anschlußleitung

Beitrag von Wulff »

Dennis L. hat geschrieben: Mittwoch 28. Oktober 2020, 14:08
Die VDE 0100-600 wäre eine Möglichkeit da die Kabel von EFK's an geklemmt werden
Hier liegt wohl das Problem, nämlich das Nicht-EFK den Anschluß vornehmen.

Das sollte die Gefährungdungsbeurteilung möglicherweise ausweisen, nämlich nur durch EFK anzuschließen.



Wenn es durch die EFK nicht möglich ist: Kann denn nicht der jetzige "Anschließer" nicht zur EUP unterwiesen werden, du dann die GefBu daraufhin anpasst? Ich entnehme deinem Post, dass eine EFK/VEFK vorhanden ist, die dann die Überwachung vornehmen kann?

Dann weiterhin: regelmäßige Kontrolle der Anschlußleitungen? Eine Messung als "Verlängeurngsleitung" nach 0100-701 scheidet wohl aus, wie du ja auch beschrieben hast.

Und wenn dann eine regelmäßige Prüfung der Anschlußkabel (--> Gefährdungneurteilung) durch die EFK durchgeführt wird? Der Prüfer kann dann ja auch ein Klemmbrett mit einer Anschlußklemme bauen, um prüfen zu können....

Prüfung anpassen und dokumentieren?
Funker
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Re: Disput mit der BG zur Prüfung einer Anschlußleitung

Beitrag von Funker »

Ich würde da einmal als grundsätzliches die BGI 891 Prüfstände / Prüfanlagen zu Rate ziehen bzw.
VDE 0104 Prüfanlagen.

Ansonsten gilt immer die VDE 0105 - 100 Kapitel, 5.3.
Die beschrieben Arbeit Anschluß eines Pumpenmotors ist üblicherweise ein Tätigkeit, die von
Mechatronikern oder vergleichsweise Schlosser mit EFffT Qualifikation durchgeführt wird.
Dazu zählt in jedem Fall die Messung des Anschlusses vor Inbetriebnahme entsprechend VDE 0100 - 600 bzw. VDE 0105 - 100.
Messwerte einer Prüfung müssen dazu aufgezeichnet werden.
Wenn ich ab Klemmenkasten Motor messe wird dadurch bei jeder Prüfung die bezeichnete Anschlußleitung mit erfaßt.
Damit ist der DGUV V3 ortsveränderliche BM mit DGUV I 203 - 070 genüge getan.
Challenger
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Re: Disput mit der BG zur Prüfung einer Anschlußleitung

Beitrag von Challenger »

Hallo zusammen

wenn ich ehrlich bin, hab ich das Problem noch nicht erkannt.
Ich habe auch solche Leitungen im Einsatz, bei mir heissen die Prüfadapter.


Jedes hat ne eigene ID und wird regelmäßig nach DIN VDE 0701-0702 geprüft (Sicht, RSL, RISO, Durchgang). Das Protokoll gehört zur Leitung.
Sinn der Prüfung? Es sollen keine defekten Prüfadapter verwendet werden.

Wenn ich Motoren nach Instandsetzung damit anschließe um sie zu Prüfen, prüfe ich die Kombination aus Motor und Leitung nach VDE 0105-100 (Sicht, RSL, RISO, IAbl). Das Protokoll gehört zum Motor.
Sinn der Prüfung? Sicherer Betrieb des Motors.

Gruß Challenger
Probator
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Re: Disput mit der BG zur Prüfung einer Anschlußleitung

Beitrag von Probator »

- Die VDE 0701/0702 war das erste was mir eingefallen ist, da Verlängerungsleitung danach ja auch geprüft werden. Aber ich habe ja offene Endanschlüsse in Form von Ringkabelschuhen und das tut mir Persönlich einer vollständigen prüffähigen Verlängerung widersprechen.
- Die VDE 0100-600 wäre eine Möglichkeit da die Kabel von EFK's an geklemmt werden, dabei ist Problem 1 das mir mit Sicherheit die Produktion aufs
Ist völlig egal, welche dieser zwei Normen du anwendest:
Wenn du was messen willst, ist es
- Schutzleiterwiderstand
- Isolation
Das muss man natürlich nicht vor jeder Anwendung messen, sondern vielleicht halb- bis jährlich.

Viel interessanter ist allerdings, was die Kollegen mit den Ringkabelschuhen am Motorklemmbrett machen.
Hier ist natürlich vor jedem Einschalten zu Prüfen.
Was heißt denn PRÜFEN? Das muss nicht MESSEN heißen. Das kann auch bedeuten, dass man gewissenhaft kontrolliert (per Auge und dran wackeln), dass (besonders) der grün-gelbe Draht sich an der Klemme befindet, wo er hingehört.
Das kann eine EFK machen, aber im Prinzip jeder, dem beigebracht wurde, wofür dieser grün-gelbe Draht da ist und was passieren kann, wenn man ihn nicht richtig anschließt (EFKffT).

Das eleganteste wäre natürlich, wenn die Schmierpumpen gleich einen Steckverbinder dran hätten (z.B. für Hartingstecker), dann kann niemand mehr etwas falsch anschließen (und bequemer ist es auch):

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ego11
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Re: Disput mit der BG zur Prüfung einer Anschlußleitung

Beitrag von ego11 »

Wulff hat geschrieben: Mittwoch 28. Oktober 2020, 14:25
Dennis L. hat geschrieben: Mittwoch 28. Oktober 2020, 14:08
Die VDE 0100-600 wäre eine Möglichkeit da die Kabel von EFK's an geklemmt werden
Hier liegt wohl das Problem, nämlich das Nicht-EFK den Anschluß vornehmen.
Hier läuft doch irgendetwas durcheinander????
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mikmik
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Re: Disput mit der BG zur Prüfung einer Anschlußleitung

Beitrag von mikmik »

Probator hat geschrieben: Mittwoch 28. Oktober 2020, 20:55 Das eleganteste wäre natürlich, wenn die Schmierpumpen gleich einen Steckverbinder dran hätten (z.B. für Hartingstecker), dann kann niemand mehr etwas falsch anschließen (und bequemer ist es auch):
Hartingstecker sind schon elegant, nur leider: Was ich schon alles mit undokumentiert umgeklemmten Harting-Steckern, etwaigen Codierstiften und irgendwelchen lustigen Betriebsnormen in diesem Zusammenhang erlebt habe. Ich traue keinem Harting-Anschluss, und sei es ab Werk, mehr über den Weg, da ist mir jedes offene Motorklemmbrett eindeutiger.
Probator
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Re: Disput mit der BG zur Prüfung einer Anschlußleitung

Beitrag von Probator »

Das mag schon sein, dass es diverse Belegungen gibt.
Aber warum sollte Dennis das interessieren?
Du kaufst immer die gleiche Schmierpumpe und das Kabel liegt fertig am Arbeitsplatz bereit (beschriftet mit "nur für Schmierpumpe").
Bedeutet: keine Verwechslungsgefahr.

Weil kein Aufklemmen nötig ist, kann das auch von jedem Nicht-Elektriker getan werden und weil man dabei nichts falsch machen kann, ist auch keine Prüfung nötig. Wenn du einen Toaster in die Steckdose steckst, prüfst du ja auch nicht jedes Mal.

Die Leitung wird halbjährlich bis jährlich wie jede andere Verlängerung geprüft (Sichtprüfung, Schutzleiter, Iso) und fertig ist die Laube.

Desweiteren kann man sich noch überlegen, ob wirklich eine Gefahr besteht, wenn bei Auflegen von Ringkabelschuhen etwas verwechselt wird.
Bei einem Großgetriebe stelle ich mir vor, dass da noch weitere elektrische Komponenten verschraubt sind bzw. dass es vielleicht sogar auch auf dem Prüfstand noch eine weitere Erdung bekommt.
Wenn dann die Schmierpumpe eine metallische Verbindung zum Getriebekörper hat, stellt sich vielleicht automatisch noch eine weitere Schutzleiterverbindung ein, die zusätzlichen Schutz bietet!?
E-Jens
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Re: Disput mit der BG zur Prüfung einer Anschlußleitung

Beitrag von E-Jens »

Hallo

alles Rätselraten nutzt nichts. Die BG sollte schon sagen welches Problem erkannt wurde und welche Lösung akzeptiert wird.
Gruß Jens
Dennis L.
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Re: Disput mit der BG zur Prüfung einer Anschlußleitung

Beitrag von Dennis L. »

Guten Morgen zusammen,

erstmal danke für die Geistigen Anregungen. Ich denke ich werde jetzt erstmal die Kabel immer bei der Inbetriebnahme prüfen lassen und dokumentieren, weiterhin werden die Kabel wohl weg gesperrt sein und nur EFK's zugänglich sein. Parallel dazu werde ich mal in der Konstruktion anregen die Pumpen mit festen Hartingsteckern auszurüsten, sollte ja auch später im Feld für die Service-Techniker das leben einfacher machen.


LG

Dennis
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