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Sind Berufsgenossenschaften in der Praxis aktiv?

Verfasst: Montag 15. Juni 2020, 20:27
von E-Jens
Hallo,
mein Chef ist seit Jahren hartnäckig der Meinung, dass beschaffte neue Arbeitsmittel nicht geprüft werden müssen. verd1 Er führt an, dass sei mit dem Berater unserer Berufsgenossenschaft so abgesprochen. hair1
Habt ihr solche Aussagen der Berufsgenossenschaften schon erlebt?

Re: Sind Berufsgenossenschaften in der Praxis aktiv?

Verfasst: Montag 15. Juni 2020, 21:09
von SPS
Hallo,
ich finde dazu nur sehr alte Beiträge der Fachzeitschriften.

Vorteil einer Erstprüfung sind Vergleichswerte für die nächsten Prüfungen.
Ich denke da auch an Geräte die neu viel zu hohe Schutzleiterwiderstände (200mA) haben und der Herstelller dann mit 10A oder mehr A Prüft und alles OK ist.
Auch Ableitströme von neu Geräten können später hilfreich sein.


Außerdem fällt ein Fehler rechtzeitig auf.
Sonst ist später bei der Wiederholungsprüfung die "Garantie" schon abgelaufen ...

Über den Vermeintlichen Absprachen der BG, die Wahrscheinlich nicht schriftlich vorligen, steht die Vorliegende DGUV Vorschrift und Betriebssicherheitsverordnung.
Die Betriebssicherheitsverordnung darf ein BG Angestellter nicht einschränken.

Dazu das neuste was ich gefunden habe.
Elektrofachkraft hat geschrieben:Während der oben bereits erwähnte § 5 Abs. 1 Nr. 1 der DGUV Vorschrift 3 Erstprüfungen verbindlich vorsieht, geht § 4 Abs. 1 der Betriebssicherheitsverordnung lediglich von einer Überprüfung der Schutzmaßnahmen aus
https://www.elektrofachkraft.de/pruefun ... gspruefung

Edit
Sorry war wohl mehr für feste Anlagen. da muss ich immer doppelt lesen was bei Ortsveränderlichen Arbeitsmittel gilt.

Erstprüfung elektrischer Arbeitsmittel 17. Januar 2018
https://www.sifa-sibe.de/sicherheitsing ... itsmittel/

Hier finde ich jedoch auch keinen Hinweis auf die VDE 0701-0702 sondern wieder auf die der Anlagenprüfung.
VDE 0701-0702 hat geschrieben:Prüfung nach Instandsetzung, Änderung elektrischer Geräte – Wiederholungsprüfung elektrischer Geräte
Passt ja Wörtlich nicht in eine Erstprüfung obwohl die in VDE 0701-0702 Aufgeführten Messungen wohl am besten passen. Oder ist es eine Eingangsprüfung ... help1

Re: Sind Berufsgenossenschaften in der Praxis aktiv?

Verfasst: Dienstag 16. Juni 2020, 07:39
von bo_93
E-Jens hat geschrieben: Montag 15. Juni 2020, 20:27 Hallo,
mein Chef ist seit Jahren hartnäckig der Meinung, dass beschaffte neue Arbeitsmittel nicht geprüft werden müssen. verd1 Er führt an, dass sei mit dem Berater unserer Berufsgenossenschaft so abgesprochen. hair1
Habt ihr solche Aussagen der Berufsgenossenschaften schon erlebt?
Moin E-Jens,
meinst damit, dass die "Eingangsprüfung " ausgelassen wird, oder generell gar nicht geprüft?

Bei uns (Automobilindustrie) hat man sich z.B. dazu entschieden als Eingangsprüfung nur eine Sichtprüfung zu machen und alle 2 Jahre Komplettprüfung (also auch messtechnisch) - ich kenne die dazugehörige Gefährdungsbeurteilung leider nicht, aber ich finde dass sehr fraglich, da auch nicht zwischen "Büroumgebung" und z.B. Fertigung mit Ölablagerungen etc pp unterschieden wird.

Gruß

bo_93

Re: Sind Berufsgenossenschaften in der Praxis aktiv?

Verfasst: Dienstag 16. Juni 2020, 08:09
von Masterelektrik1
Hallo,

wir im Unternehmen prüfen und inventarisieren jedes neu beschaffte Gerät. Ich berufe mich da auf die Betriebssicherheitsverordnung, §14 (1) :

"Der Arbeitgeber hat Arbeitsmittel vor der erstmaligen Verwendung prüfen zu lassen."

Re: Sind Berufsgenossenschaften in der Praxis aktiv?

Verfasst: Dienstag 16. Juni 2020, 18:44
von E-Jens
Hallo,

danke schon mal für die bisherigen Antworten. Ich glaube schon, dass meinem Chef die Rechtslage sehr bewusst ist. Nur ist mit Gefährdungsbeurteilung und Prüfung der eigenen Geräte kein Geld zu verdienen. Ich finde mit dieser Denkweise wird die Sicherheit der Mitarbeiter dem Geldsparen untergeordnet.
Daher meine Frage: Habt ihr solche Aussagen der Berufsgenossenschaften schon erlebt?
Ich kann die Frage noch erweitern: Welches Interesse haben die Berufsgenossenschaften an einer Erstprüfung elektrischer Geräte.

Re: Sind Berufsgenossenschaften in der Praxis aktiv?

Verfasst: Mittwoch 17. Juni 2020, 09:17
von IH-Elektriker
Meine Erfahrung mit Aussagen der BG ist das sich kaum jemand dort zu konkreten Aussagen im Rahmen einer Schulung oder einer Beratung hinreißen lässt. Man "empfiehlt" allerhöchstens Maßnahmen, wird sich aber i.d.R. davor hüten im Vorfeld zu sagen "Reicht aus" oder "Reicht nicht aus"...

Re: Sind Berufsgenossenschaften in der Praxis aktiv?

Verfasst: Mittwoch 17. Juni 2020, 12:51
von ThomasR
Die BG's sind die Versicherungen der Arbeitgeber für Arbeitsschutzfragen. Wenn dein Chef angeblich eine solche Aussage gehört haben sollte, müsste er den Wahrheitsgehalt genau so prüfen wie die Aussagen von Berufsunfähigkeitsversicherungen. Die weigern sich im Zweifel beharrlich über viele Instanzen irgendetwas zahlen zu müssen. Erst ein endgültiges Urteil zwingt diese dann dazu.

Falls ein Schaden passiert, könnte es sein, daß die BG genauso reagiert :D 8o und die Existenz deines Chefs an einem dünnen Faden hängt.

Re: Sind Berufsgenossenschaften in der Praxis aktiv?

Verfasst: Donnerstag 18. Juni 2020, 18:44
von Olaf S-H
E-Jens hat geschrieben: Montag 15. Juni 2020, 20:27 ... mit dem Berater unserer Berufsgenossenschaft so abgesprochen. ...
Moin Jens,

wer schreibt, der bleibt.
Wer telefoniert, der verliert.

Wer ist denn der Betreiber der Arbeitsmittel? Wenn Cheffe dies nicht delegiert hat, dann kann er sich die Suppe auch selbst auslöffeln. Wenn er die Betreiberschaft delegiert hat, dann hat er hierzu nichts zu melden.

Gruß Olaf

Re: Sind Berufsgenossenschaften in der Praxis aktiv?

Verfasst: Donnerstag 18. Juni 2020, 20:54
von E-Jens
Hallo,

den Firmenzweig gibt es schon mehrere Jahrzehnte. Auch ist dieser nicht klein. In der langen Zeit gab es auch Arbeitsunfälle. Nur gibt es keine Konsequenzen. Mich wundert das. Es scheint immer noch wirtschaftlich zu sein, wenn man auf Gefährdungsbeurteilungen und die Prüfung der eigenen Arbeitsmittel verzichtet. Auch scheint es keine weiteren ernst zunehmenden Konsequenzen zu geben. Der Cheffe macht das zum Glück alles selber.