Werbebroschüre VDE 0665-10 Beiblatt 1

Hier geht es um allgemeine Normen der Elektrotechnik, Auslegungen und deren Anwendung
Trumbaschl
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Re: Werbebroschüre VDE 0665-10 Beiblatt 1

Beitrag von Trumbaschl »

Feinsicherungen im Stecker gibt es standardmäßig nur dort, wo Steckdosenstromkreise weit über dem Nennstrom der Steckdosen abgesichert werden, so dass weder Überlastschutz der Steckdose noch Kurzschlussschutz von Gerätezuleitungen mit 0,75 und 1 mm2 gegeben sind. Konkret ist das das britische BS1363-System mit 13 A Nennstrom und im Stecker eingebauter Feinsicherung nach BS 1362. Diese Steckdosen wurden für Stromkreise mit 30 A (Schmelzsicherung wiederbedrahtbar) und einer Ringleitung mit einer Leitung etwa 2,5 mm2 entsprechend entwickelt. Heute werden sie häufig mit B32 an einem Ring aus 2,5 mm2 installiert, alternativ B20 und normaler Stromkreis mit 2,5 mm2. Selten sieht man auch 4 mm2 radial und B32. Der Hintergedanke dabei war, an einem Stromkreis möglichst viele Geräte mit je ca. 10 A Nennstrom nützen zu können. In der Frühzeit hatten viele kleine Einfamilienhäuser dann drei Stromkreise - 30 A Steckdosen, 5 A Licht und 15 A Warmwasserspeicher. Aktuell findet man eher B32 Steckdosen EG, B32 Steckdosen OG, B32 Herd/Kochfeld, B32 Steckdosen Küche, B6 Licht EG, B6 Licht OG, gerne als FI/LS. Eventuell kommt dazu noch B40 Durchlauferhitzer (9 kW einphasig). Hausanschluss zwischen 60 und 100 A einphasig.

In Irland sind Ringe eher unbeliebt, da wurde seinerzeit 20 A gL (DIazed II) favorisiert und heute B20. In Küchen sind Ringe ausdrücklich verboten, weil bei der Häufung von Großverbrauchern einseitige Überlastung befürchtet wurde. Weiß gar nicht, wie Ringe früher abgesichert wurden, eventuell 35 A DIII.

Schmelzsicherungen nach BS1362 sind so träge, dass Selektivität zu LSS nur sehr eingeschränkt gegeben ist, insbesondere bei der Kombination 13 A hinter B20. Laut einem irischen Kollegen sind nicht einmal 13 A BS 1362 zu 20 A gL selektiv! Die gesamte Idee hinter BS 1363 ist für mich ein typischer Fall von "Gut gemeint ist oft das Gegenteil von gut!".
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