Seite 1 von 2

60204-1: Verdrahtung über Klemmen

Verfasst: Samstag 19. Januar 2019, 18:53
von Gelbschnalbel
Guten Tag!

Bei meinem jetzigen Studium der Materie der EN 60204-1: Elektrische Ausrüstungen von Maschinen – Teil 1: Allgemeine Anforderungen, bei der mir dieses Forum bisher immer hilfreich zur Seite Stand, gibt es unter Abschnitt 13: Verdrahtungstechnik einen Satz der mir bei unseren Schaltschränken Bauchschmerzen verursacht.
Klemmenleisten müssen so angebracht und verdrahtet sein, dass weder die interne noch die externe Verdrahtung über die Klemme verläuft (siehe IEC 60947).
Aus: EN 60204-1; Kapitel 13.1.1; letzter Abschnitt

Bisher (d.h. bevor ich mich mit der Normenthematik beschäftigte) wurde mir als "Frischling" auf Anfrage mitgeteilt, das wir eine interne Verdrahtung von benachbarten Klemmen (maximal 3-4 Klemmenbreiten von jew. 5,2 mm von einander entfernt, auf der selben Hutschiene z.B. https://www.phoenixcontact.com/online/p ... dede&tab=1) über die Federzugklemmen dazwischen führen um:

1. Übersichtlichkeit zu gewährleisten; man erkennt sofort, dass z.B. die Klemmen gebrückt sind
2. Die Aderanzahl im Kanal zu reduzieren; Erweiterungsfähigkeit, Wärmeverhalten im Kanal, mehr Platz für andere Leiter etc...

Wenn ich mir den Normenabschnitt aber ansehe und wörtlich nehme wäre so etwas streng verboten. Dies ist kein informativer oder empfehlender Abschnitt sondern ein "muss".

Auf Ansprache zu dem Thema meinten meine Kollegen die schon Jahrzehnte auf dem Kerbholz haben, dass sich der Abschnitt eher auf Verdrahtungsausführung zwischen horizontalen Kabelkanälen bezieht, also dass man nicht einfach von Kabelkanal zu Kabelkanal "springt" ohne einen senkrechten Kabelkanal zu ziehen und dort die Leiter unterzubringen.

Leider werden zwar viele "Schnipsel" der 60204-1 in meinen Lehrbüchern, die ja eher für Praktiker ausgelegt sind behandelt, aber dieser Punkt konnte ich bisher nirgends finden wie das in der Praxis gemeint ist.

Ich kann diesen Satz der Norm insofern nachvollziehen, dass externe Leiter oder "zu viele" interne Leiter über Klemmen zu führen, da meiner Ansicht nach:

1. Die Übersicht leidet (sieht auch blöd aus)
2. Der weitere Installationsprozess, d.h. die Weiterverdrahtung erschwert wird (z.B. keine herausschauenden Litzen, Isolationsmaterial mitdruntergeklemmt, man muss die Leiter zur Seite schieben/drücken
3. Der Prüfer die Klemmen weniger gut auf saubere Ausführung prüfen kann

Andererseits müssen meine Kollegen und ich doch eine oder mehrere Sachlagen übersehen, wenn die Norm gar keine Auslegung bezüglich "viel/wenig" zulässt.

Steht eventuell in der im Normensatz verwiesenen DIN EN 60947-7-1 (Niederspannungsschaltgeräte
Teil 7-1: Hilfseinrichtungen – Reihenklemmen für Kupferleiter) mehr zu dem Thema (Gründe?).

Gruß

Gelbschnabel

Re: 60204-1: Verdrahtung über Klemmen

Verfasst: Samstag 19. Januar 2019, 18:57
von Gelbschnalbel
Dieser Post war ein missglückter Fehledit.

bluescr1

Re: 60204-1: Verdrahtung über Klemmen

Verfasst: Samstag 19. Januar 2019, 19:42
von Elt-Onkel
Hallo,

leider verstehe ich die Frage nicht.

Ich kann nur diesbezüglich auf eine interne Norm der Fa. Bahlsen verweisen.

Im Werk Barsinghausen sitzen an den Back- und Verpackungsmaschinen Schaltschränke mit reichlich Klemmleisen.
Die Türen haben eine Klemmleiste, und der Schrank genau eine Gegenüberliegende.
Das führt dazu, daß eine große Vielzahl ca. 150 mm lange Brücken aus H05-vk von einer Klemmleiste zur anderen verlaufen.



Re: 60204-1: Verdrahtung über Klemmen

Verfasst: Samstag 19. Januar 2019, 20:58
von Gelbschnalbel
Elt-Onkel hat geschrieben: Samstag 19. Januar 2019, 19:42 Hallo,

leider verstehe ich die Frage nicht.

[...]
Hallo,

hier eine kleine Skizze:

Bild

Mich würde eure Meinung bezüglich roter Draht Nummer 2 interessieren im Bezug auf den Normenausschnitt, bei dem ich die oben genannten Interpretationsschwierigkeiten habe.

Re: 60204-1: Verdrahtung über Klemmen

Verfasst: Samstag 19. Januar 2019, 21:07
von Elt-Onkel
Hallo,

für Nummer 2 gibt es von Wago extra flexible Brücken.

Nummer 1 lege ich unter der Hutschiene durch.
(Deswegen baue ich Distanzhülsen zwischen Hutschiene und Tragblech.)


...

Re: 60204-1: Verdrahtung über Klemmen

Verfasst: Samstag 19. Januar 2019, 21:17
von Gelbschnalbel
Brücken werden auch verwendet nur nicht in den genannten Fällen.

Wenn Nummer 2 ausgeschlossen ist und wir uns als Hersteller auf die Norm berufen, dann bleibt eigentlich nur passende Brücken zu kaufen oder eben die in meiner Skizze grün gezeichnete Drahtverlegung (zurück zum Kanal).

Re: 60204-1: Verdrahtung über Klemmen

Verfasst: Samstag 19. Januar 2019, 21:22
von Elt-Onkel
Hallo,

nochmal:

Bei der (neuen) Wago-Serie gibt es flexible Draht-Brücken für Fall Nummer 2.

Kann man oben reinstöpseln.

Man kann sich die Drähte natürlich auch selber machen.



Re: 60204-1: Verdrahtung über Klemmen

Verfasst: Samstag 19. Januar 2019, 21:45
von Gelbschnalbel
Elt-Onkel hat geschrieben: Samstag 19. Januar 2019, 21:22 Hallo,

nochmal:

Bei der (neuen) Wago-Serie gibt es flexible Draht-Brücken für Fall Nummer 2.

Kann man oben reinstöpseln.

Man kann sich die Drähte natürlich auch selber machen.


Solche welche?
https://www.google.com/search?q=Drahtke ... 1&tbm=isch

ich kenne diese (selbstgemachten) Drahtbrücken bisher nur zum Brücken der Anschlussklemmen von Motorschutzschaltern/sonstigen Sicherungen, wenn sonstige Lösungen nicht zur Verfügung standen.

Bei Verwendung solcher Brücken über den Klemmen - "von oben reingestöpselt" - wird die Norm nicht berührt? Dann versteh ich jetzt mal gar nichts mehr... denn die interne Verdrahtung läuft dann doch über meine Klemme(n)...

Re: 60204-1: Verdrahtung über Klemmen

Verfasst: Samstag 19. Januar 2019, 21:49
von ego11
Wenn man sich an diese Norm halten wolle, dürfte man keine Doppel/Dreistockklemmen verwenden.

Welche aber Stand der Technik sind.

Re: 60204-1: Verdrahtung über Klemmen

Verfasst: Samstag 19. Januar 2019, 23:09
von Olaf S-H
Moin Gelbschnabel,

in der VDE-Schriftenreihe (Band 26, 6. Auflage - aktuell ist die 7. Auflage) findet man hierzu:
Die Anforderung, dass Klemmleisten frei zugänglich sein müssen und nicht durch die Verdrahtung verdeckt werden dürfen, ist eigentlich eine Selbstverständlichkeit und auch schon für die Erstmontage notwendig. Zum Problem kann dies eigentlich nur bei Mehretagen-Reihenklemmen führen, wenn dies nicht bereits bei der Leitungsführung im Schaltschrank berücksichtigt wird.
Tja, den letzten Satz kann man auch mehrdeutig deuten.

Gruß Olaf