VDE Normen priorität

Hier geht es um allgemeine Normen der Elektrotechnik, Auslegungen und deren Anwendung
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felix1096
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VDE Normen priorität

Beitrag von felix1096 »

Hallo zusammen,

gibt es eine Liste über die VDE Normen die zeigt welche Norm Vorrang bei der Einhaltung hat. Ich weiß nicht wie ich mich verhalten soll.

In der VDE 0100-100 steht für IT-Systeme das Körper in Gruppen oder einzeln geerdet werden dürfen.
siehe Bild A.31G2 in der VDE 0100-100.
Das bedeutet das ich einen Verbraucher über ein NYY-O versorge und diesen einzeln z.B. mit der Stahlkonstruktion des Gebäudes ins Schutzleitersystem einbinden kann (Motor neben Stahlstütze der Halle 50m Kabel, 30cm Schutzleiter). Das sich hierdurch die Abschaltzeiten ändern ist klar.

In der VDE 0100-540 steht unter 543.8
"Anordnung von Schutzleitern
Wenn Überstrom-Schutzeinrichtungen für den Schutz gegen elektrischen Schlag verwendet werden, muss der Schutzleiter in demselben Kabel bzw. in derselben Leitung integriert sein wie die aktiven Leiter oder in unmittelbarer Nähe zu diesen verlegt sein."

Wie passt das zusammen
Wie würdet Ihr euch verhalten

Gruß felix1096
E-Jens
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Re: VDE Normen priorität

Beitrag von E-Jens »

für mich sind Schutzleiter und Potentialausgleich zwei verschiedene Sachen.
Schutzleiter - Fehlerstrom zur Erde ableiten
Potentialausgleich - alle berührbaren leitfähigen Teile auf Erdpotential halten.
Gruß Jens
IH-Elektriker
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Re: VDE Normen priorität

Beitrag von IH-Elektriker »

felix1096 hat geschrieben: Freitag 21. Dezember 2018, 07:47 In der VDE 0100-540 steht unter 543.8
"Anordnung von Schutzleitern
Wenn Überstrom-Schutzeinrichtungen für den Schutz gegen elektrischen Schlag verwendet werden, muss der Schutzleiter in demselben Kabel bzw. in derselben Leitung integriert sein wie die aktiven Leiter oder in unmittelbarer Nähe zu diesen verlegt sein."
Das hat ja auch einen ganz handfesten Grund. Bei einer getrennten Verlegung von Schutzleiter und Netzanschluss ist die Gefahr wesentlich größer das jemand den Schutzleiter abklemmt oder beschädigt und das Betriebsmittel dahinter weiter betrieben wird.

Da reden wir noch nicht von EMV oder sonstige physikalischen Dingen. sondern davon das bspw. eine einadrige Leitung (Schutzleiter) welcher an einen Hallenträger o.ä. führt und dort auch für Laien erkennbar angeklemmt ist ohne Skrupel auch mal abgeklemmt aber das zugehörige Betriebsmittel weiterbetrieben wird. Läuft doch auch ohne – eine Netzzuleitung abzuklemmen, da haben viele Laien dann schon ein bisschen mehr Angst, vor allem wenn das dann mal Querschnitte jenseits von 4mm² oder 6mm² sind ;)
OChatter
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Re: VDE Normen priorität

Beitrag von OChatter »

Du kannst im IT auch mit RCD abschalten. Brauchst "nur" einen separaten für jedes SK I-Betriebsmittel.

Anderer Sonderfall ist Zusammenbruch unter 50V bei Doppel-Körperschluss. Da hat der Personenschutz auch nichts mit dem Überstromschutzorgan zu tun.
felix1096
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Re: VDE Normen priorität

Beitrag von felix1096 »

Hallo ochatter,

deine Vorschläge sind ja okay kann ich aber leider nicht verwenden. Ich rede von weit ausgedehnten und leistungsstarken IT-Systemen 500 oder 220V und im Durchschnitt 1MVA. Also ist eigentlich immer ein Überstrom Schutzorgan vorhanden. Deshalb meine Frage ob eine Norm Vorrang hat.

Gruß felix1096
Olaf S-H
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Re: VDE Normen priorität

Beitrag von Olaf S-H »

Moin felix,

gucken wir doch mal in die VDE 0100-410:2018-10, Abschnitt 411.6.4.

Unter Punkt a) steht dort: "Wenn die Körper durch Schutzleiter miteinander verbunden und gemeinsam über dieselbe Erdungsanlage
geerdet sind ...".

Unter Punkt b) finden wir: "Wenn die Körper gruppenweise oder einzeln geerdet sind ...".

Im IT-System wird die Erdung der Körper nicht bis zum Trafo geführt. Ähnlich wie im TT-System werden die Körper einzeln oder Gruppenweise geerdet - dies deckt sich mit den oben aufgeführten Punkten. Folglich ist ein Schutzleiter in der Ableitung des Trafos nicht vorhanden. Auch das von Dir ziterte Bild A.31G2 der VDE 0100-100:2009-06 zeigt einen PE, der direkt zum Erder geführt ist.

Die VDE 0100-540:2007-06 fordert im von Dir zitierten Abschnitt 543.6, dass der Schutzleiter mitgeführt werden muss. Dies kann aber nur für den Teil der elektrischen Anlage gelten, in dem der Schutzleiter mitgeführt wird, weil er in der Leitungsanlage benötigt wird. In Deinem Fall "biegt" der PE jedoch Unterwegs ab und wird auf einen Erder geführt. Er wird folglich in der Kabelanlage nicht benötigt. Was nicht da ist, kann man auch nicht mitführen.

Soweit meine Lesart hierzu. Ich bitte hierbei zu beachten, dass meine IT-Erfahrungen aus dem Bereich medizinischer Einrichtungen stammen. Industrie-IT-Systeme sind für mich nur ein Tätigkeitsfeld "am Rande".

Gruß Olaf
Dies ist keine rechtsverbindliche Auskunft sondern meine Meinung bzw. mein Tipp für den Bereich der Bundesrepublik Deutschland! Die einschlägigen Normen/Vorschriften (z. B. DIN, VDE, TAB, DGUV, TRBS, BekBS, NAV, EN, LBO, LAR, ArbStättV, BetrSichV, ProdSG, ...) sind zu beachten. Ein Rechtsanspruch kann hieraus nicht abgeleitet werden. Die Nennung von Fundstellen in Regelwerken stellt keine Rechtsberatung sondern nur die Sichtweise des Verfassers dar.
vde1
Für elektrotechnische Laien gilt: Dieser Beitrag erläutert die technischen Zusammenhänge. Die Umsetzung obliegt den konzessionierten Fachbetrieben (§13(2)NAV).

"Wer eine Handlung begeht, der übernimmt auch alle daraus folgende Pflichten." §33 I-3 prALR 1794
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