Struktur der Vorgesetzen

Hier geht es um allgemeine Normen der Elektrotechnik, Auslegungen und deren Anwendung
Shayne
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Struktur der Vorgesetzen

Beitrag von Shayne »

Hallo ihr lieben Strippenzieher Kollegen,

ich war stiller Leser bzw. war das Forum für mich als Ideengeber tätig, aber nun habe ich ein kleines Problem mit eventuell größeren Auswirkungen.

Zu meiner Situatuion.

Ich bin gelernter Elektroinstallateur und bin seit 2004 in einen Industriebetrieb als Betriebselektriker tätig, war 10 Jahre in einem relativ kleinen Zweitwerk. Vor knapp 3 Jahren bin ich in unser Hauptwerk gegangen um dort eine neue Elektroinstandhaltung aufzubauen. Im großen und ganzen bekomme ich mittlerweile alles was dafür nötig ist, von Normen über Fachbücher, Messgeräte, Lehrgänge, Seminare, Software und natürlich auch Manpower. Das Unternehmen bezahlt mir auch die Meisterschule mit allem was dazu gehört damit ich später eventuell auch die vEFK bekleiden kann, wer immer meckert das keine Struktur, Organisation und kein Oberhaupt da ist sollte sich im klaren sein das man das dann eventuell machen soll.
Soweit alles gut und ich bereite mich im Vorfeld so gut vor wie es nur geht indem ich gewisse Umstände kund tue, Gefährdungsbeurteilungen schreibe, gewisse Sachen abreisse und neubaue und das organisatorische in die Hand nehme damit die erforderlichen Prüfungen gemacht werden.
Ich nehme an Audits teil, stelle unsere Konzepte vor, mache Begehungen mit dem Sachverständigen und und und...

Nun habe ich das Problem das mein direkter Vorgesetzter ein gelernter Industriemechaniker ist. Disziplinarisch kein Problem, er sagt mir halt was ich tun soll und ich gebe es ggf. weiter, fachlich ist er es ja defintiv nicht! Mein Betriebs bzw. Geschäftsleiter sieht das leider anders. Bei einigen Gesprächen wo die Reise hingehen soll ließ er verlauten das meine Disziplinarische Führungskraft (FK) auch meine fachliche sei, was ich natürlich verneinte...dann ging es einwenig hin und her und der Termin war vorbei. Meine FK sagt unter 4 Augen natürlich auch das er nicht mein fachlicher Vorgestzter sei. Nun hat meine FK demnächst wieder ein Termin da ich mit meiner Aufgabenbeschreibung nicht zufrieden bin.
Zum einen da nicht drin steht das ich Personal führe, was ich ja fachlich mache da ich meinen Elektrikern nicht nur sage was sie zumachen haben(diszi), sondern auch wie sie es zumachen haben (fachlich), im Moment habe ich den status eines "Vorarbeiters"...
In meiner Aufgabenbeschreibung steht das ich keine Leute führe, aber wenn sie nicht weiterkommen bei einem fachlichen Problem kommen sie ja zu mir, ich kümmere mich dann um Lösungenansätze. Zumal in meiner Beschreibung drin steht das mein fachlicher Vorgesetzter ein Meister ist, den ich nicht habe. Ich bin eigentlich der höchste fachliche in der Instandhaltung.

Kennt jemand vielleicht das Problem vom hören sagen oder selber erlebt und kann Tips geben?
Klar kenne ich die ganzen Normen über die im Elektrotechnischen Bereich tätigen Personen und kurze Schriftstücke etc.
Ich für mich muß das eigentlich niemanden erklären das ein Schlosser kein fachlicher Vorgestzter eines Elektrikers sein kann. Aber hier war das Jahrelang leider so...

Vielleicht habt ihr ja ein paar Tips für mich.

dank1
Meister_Stefan
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Beitrag von Meister_Stefan »

HI,

ganz einfach, so kenne ich es von meinen Kunden.
Der Industriemechaniker führt seinen Bereich und du als VEFK deinen.
Darüber steht der Leiter der Instandhaltung.
Du bist weisungsungebunden.
Solange du nicht als VEFK bestellst wurdest und irgendwie was passieren sollte, bis du erstmal aus der Sache raus.
Funker
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Beitrag von Funker »

Meister_Stefan hat geschrieben:HI,

ganz einfach, so kenne ich es von meinen Kunden.
Der Industriemechaniker führt seinen Bereich und du als VEFK deinen.
Darüber steht der Leiter der Instandhaltung.
Du bist weisungsungebunden.
Solange du nicht als VEFK bestellst wurdest und irgendwie was passieren sollte, bis du erstmal aus der Sache raus.
Soweit die Theorie und manchmal auch die Praxis

Ich hatte vor vielen Jahren auch die Struktur

Direktor Grundfondswirschaft
Hauptmechaniker
Abt. Leiter Elektroinstandhaltung

In vielen Maschinenbaubetrieben wird es ähnlich sein.
Chef ist zumeist der Mechaniker und der Elektriker das Beiwerk.
Wenn man da etwas ändern will muß man sich zu Anfang damit abfinden und dann allmählich bei jeder konkreten Sache wo die alte Struktur zu Fehlern oder nicht lösbaren Problemen führt versuchen die Rechte des Elektrikers auszubauen, bis einmal die Unterstellung weg und die Gleichstellung vorhanden ist.
Nach der Darstellung ist der Anfang ja gemacht.
Jörgi-1911
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Beitrag von Jörgi-1911 »

Das Problem ist doch, das Schei§§e immer nach unten fällt.
Soll heißen: wenn es dann doch ein Problem gibt und irgendwer
durch Strom in die Knie gegangen ist, wird der (Ober)mechaniker
sagen: "War doch Dein Gebiet!" Ich habe gesagt: "Kümmer Dich drum"
Wenn Du im Vorfeld Deinen Standpunkt nicht vertreten konntest und
den Weisungen nachgibst, bist Du trotzdem der Ausführende mit
besserem Wissen (auf dem Gebiet). Also der Schuldige.

Ich habe auch einen Kollegen mit dem "was soll schon passieren"-
Standpunkt. Wenn er beweist das andere Leute besser sind und dies
lauthals kund tut, hebe ich die Hände und kümmere mich um dieses
Projekt garnicht mehr. Es ist nicht die Frage ob es aufläuft, sondern wann...
Allerdings muß er dann alleine rausrudern.
Diesem Kollegen passiert aber nie etwas. Er ist völlig fehlerfrei und
sein Wort hat Gewicht.
Also halte ich meinen Stall sauber, alles andere interessiert mich nicht.
Shayne
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Beitrag von Shayne »

Da ich noch nichts unterschrieben habe und im Moment eh noch nicht die Vorraussetzungen habe die vEFk zu bekleiden könnte es mir von der Sache her fast schon egal sein...ich schreibe meine Kladde, halte das was ich mache sauber und melde nach oben.
Die Idee hinter diesem Thread war das der ein oder andere diese Thematik vielleicht selber erlebt hat oder sie kennt und diejenigen mitteilen wie sie sie gelöst haben.
jf27el
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v EFK

Beitrag von jf27el »

verantwortliche ........?

Legst Du Wert darauf VEFK zu werden?

Dann gehört dazu, dass Du neben Pflichten auch Rechte hast.

Recht bestimmte Teile der Produktion stillzulegen.
Recht auf Sperrung bestimmter Teile oder Abläufe.

Nur mit dem Recht bestimmte Dinge in Ordnung <soweit das nichts kostet> zu bringen lässt sich die Funktion nicht ausüben.

IMPO wächst Du da in eine ganz normale Position in der Metalindustrei, in der mindestens das Gehalt einer VEFK eingespart wird.

Somit bist Du eigentlich genau auf dem richtigen Weg Dinge die Dir auffallen nach oben zu melden und nur bei "Gefahr in Verzug" handlungsberechtigt.
Das sollte allerdings auch so besprochen und dokumentiert sein.

Die besondere Verantwortung des (jedes) Elektrikers, Gefahren zu sehen und entsprechend zu handeln ist nicht gleichbedeutend mit VEFK.

Gruß
jf27el
der hofft dass einer der Spezialisten sich mit einer Arbeitsplatzbeschreibung (Pflichten und Rechte) einer VEFK hier meldet.
„Gedanken ohne Inhalt sind leer, Anschauungen ohne Begriffe sind blind.“ (I.Kant)
Shayne
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Beitrag von Shayne »

Klar lege ich wert dadrauf das zumachen. Sicherlich ist das ein verantwortungsvoller Job mit div. Rechten und Pflichten, wo man sich auch in gewisser Weise die Karten mit legen kann. Es ist aber auch eine Chance ein Unternehmen wo es Elektrotechnisch kreuz und quer ging nach vorne zubringen und neu aufzustellen.
Es muß auch Leute geben die vor der Verantwortung nicht zurück schrecken und es als womöglich einzigartige Chance sehen mal was zubewegen indem sie gewisse Sachen aufzeigt, Dinge anstößt und auch mal mit dem Finger in die Wunde drückt. Lapidar gesagt die auf sowas Bock haben.

Wie schon oben geschrieben mache ich vieles was eine vEFK auch macht. ATM habe ich nur das Problem das ich die Schlosserblockade mit den Argumenten die ich zur Zeit habe leider nicht durch brechen kann.
Wenn ich auf Sachen zeige die Sicherheitstechnisch mehr als kritisch sind haben wir bis jetzt auch immer eine sofortige Lösung gefunden, dadrum geht es auch nicht.

Deswegen die Idee hinter diesem Dinge das Leute mir eventuell Argumente aufzeigen die mir vielleicht nicht einfallen oder mir Absätze nennen im Paragraphen Dschungel die mir nicht einfallen oder die ich sogar noch garnicht gelesen habe und mir helfen meine Argumente zu unterstützen oder zu erhärten.
E-Jens
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Beitrag von E-Jens »

Ich finde es sehr gut, dass du Spaß an der Arbeit hast und auch bereit bist Verantwortung zu übernehmen. Das ist schon mal für alle Anderen gut. Ob es von den Vorgesetzten gewünscht ist und ob es für dich gut ist, wird sich zeigen.

Immer gute Argumente zu finden ist fast unmöglich. Menschen sind sehr verschieden. Jeder hat einen anderen Charakter, einen anderen Wissenstand und andere äußere Zwänge. Einige sind sehr interessiert, umsichtig und können Wissen auch anwenden. Einige wissen sogar schon „ALLES“. Andere hatten schon mal ein Erfolgserlebnis mit Strom, vielleicht beim Anschließen einer Lampe oder Wechseln einer Schmelzsicherung und sehen sich nun als die waren Fachleute. Und, und, und……

Aber eigentlich geht es nur um die Einsicht und den Rückhalt deiner Vorgesetzten bei dieser Aufgabe. Dabei sind Vorgesetzte oft unter hohen wirtschaftlichen Druck, so dass eine hohe Risikobereitschaft der „Anderen“ gefordert wird. Oftmals ist die Spezies Elektriker in der Minderheit. Da wird der Elektriker schnell zum universellen Sündenbock. Angefangen mit dem Kleinreden des „bisschen Strom“ und „den paar Kabeln“ in der Anlage bis hin, wenn etwas schief geht, dass der Vorgesetzte genau weiß, wer der Elektriker war. Da bist du auf ein Mal der allwissende Fachmann, der alles von der Planung, über Materialbeschaffung, Bau und Abnahme alles macht, der auch die ganze Unterstützung bekommt, der auch alle Vollmachten hat und das schon immer so war. Das an dem nicht so ist und dort Mister Möchtegern Elektriker dran rum gemacht hat, ist auf ein Mal dein Problem.

Es soll ja auch andere Vorgesetzte geben???

Nun ist es an Dir, abzuwägen welche Art Mensch deine Vorgesetzten sind.

Wenn du die Herausforderung annimmst,
beschäftige dich mal ganz allgemein, fast philosophisch mit dem Sinn der VDE Normen.
Wenn du dich mal fragst, wozu diese Normen in der Elektrotechnik da sind, wirst du sehr schnell darauf kommen, dass es sehr viel um die Sicherheit der Anwender geht. Das ist auf den ersten Blick nicht immer erkennbar. Auch sind die in diesen Sicherheits-Normen „festgeschriebenen“ Handlungsanweisungen durch negative Erfahrungen entstanden. Dabei sind sehr oft sehr viele Menschen zu erheblichen Schaden gekommen. Das gilt es in der Zukunft zu vermeiden.
Dort erschließt sich dir ein riesiges Feld an Argumenten.

Da ist es wieder dein Problem. Wie willst du für eine Sache um Verständnis werben, die man oft nur vom Hören Sagen kennt und für dessen Verständnis man eine passende Berufsausbildung benötigt.


Ich wünsche dir viel Erfolg und auch Glück bei dieser Aufgabe

Gruß e-Jens
Probator
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Beitrag von Probator »

Passt zum Thema:
&quot hat geschrieben:Für elektrotechnisch ausgebildete Führungskräfte stellen die Unternehmerpflichten kein Problem dar. Anders verhält es sich bei Führungskräften, die auf dem Gebiet der Elektrotechnik keine Ausbildung besitzen. Sie können der Organisations-, Fürsorge-, Auswahl- und Kontrollverantwortung gemäß Arbeitsschutzgesetz nicht in ausreichendem Umfang nachkommen. Um auch mit diesem Personenkreis die Unternehmerpflichten realisieren zu können, wurde in DIN VDE 1000-10 der Begriff Verantwortliche Elektrofachkraft aufgenommen.
Quelle: https://www.elektropraktiker.de/nachric ... fachkraft/

Einen Kommentar spare ich mir erst mal...
Kosthede
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Re: Struktur der Vorgesetzen

Beitrag von Kosthede »

@E-Jens:
sehr gut formulierter Beitrag. dank1

@Shayne:
ich bin Produktionsleiter Prozesssteuerung Schwerpunkt Elektrotechnik und VEFK in einem Betrieb im Sondermaschinenbau mit ca. 130 Mitarbeitern. Bei 40 Mitarbeitern bin ich der disziplinarisch Vorgesetzte (also bei allen Kollegen meiner Abteilung) und bei 16 Kollegen zusätzlich der Fachvorgesetzte. Ich habe noch keine schriftliche Bestellung als VEFK, führe aber diese Position aus. Von der Gesetzgebung her sieht es folgendermaßen aus: Mir wurden mündlich die Aufgaben übertragen und ich führe die Aufgaben aus - also bin ich in den Augen der Gesetzgebung die VEFK. Der Arbeitgeber steht mmer mit in der Haftung.

Ich empfehle Dir dringend euren Geschäftsführer zu sensibilisieren, was die Rechtssichere Organisation in der Elektrotechnik betrifft. Du hast die entsprechenden Informationen bezgl. VDE Normen und Vorschriften, BetrSichV, TRBS'n, ArbSichG, ProdSG. Suche das Gespräch und nehme deinen (Mechaniker) Fachvorgesetzten ruhig mit. Vorallem solltest Du bei diesem Gespräch versuchen darzulegen, dass wenn ein Mechaniker ein Teil falsch fertigt ein neues Teil angefertigt wird, aber wenn ein Elektriker etwas falsch anschleißt dies einem Mensch oder Tier das leben kosten kann.

Alles Gute und Gruss.
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