Preisdumping bei BGV A3 Prüfung

Hier geht es um allgemeine Normen der Elektrotechnik, Auslegungen und deren Anwendung
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fusebox
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Preisdumping bei BGV A3 Prüfung

Beitrag von fusebox »

Hallo liebe Steckdösler,

wir vergeben im Haus die BGV A3 Prüfung extern. Nun wurde ich gefragt, ob etwas fachlich dagegen spricht einen Anbieter zu beauftragen, der die BGV A3 Prüfungen für unter 3 EUR :confused: anbietet.

Welche fachlichen Argumente, die auch die Kollegen aus dem Einkauf verstehen, gibt es da?

Übrigens, haben wir am Standort eine Firma, die mit diesem Anbieter seit ein paar Jahren erfolgreich zusammenarbeitet, dort werde ich mich in den nächsten Tagen erkundigen. Am Telefon wirkte der Kollege richtig begeistert von diesem Anbieter.

Bin gespannt auf Eure Argumente.

Viele Grüße

fusebox
Zitteraal
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Beitrag von Zitteraal »

Kommt immer darauf an, was und wie geprüft werden soll.

20 Stück Mehrfachsteckdosen, auf einem Tisch bereitgelegt und schon erfasst sind in einer Stunde locker zu schaffen.

Anders schaut das aus, wenn Geräte geprüft werden müssen, die noch nicht erfasst sind und einen Arbeitszyklus zur vollständigen Prüfung aller Komponenten benötigen, wie z. B. ein Geschirrspüler (Heizung, Pumpe/n, Ventile usw.) oder ein Analyse/Laborgerät, das eine vorgegebene Lauf/Nachlaufzeit benötigt. Zusätzliche Arbeiten wie ausstecken/einstecken der Zuleitungen, Geräte zur Messung zurechtrücken, unter den Tisch krabbeln, usw. nicht zu vergessen.

Dann sind pro Stunde maximal 2 bis 3 Prüfungen möglich, als 6.- € bis 9.- € für die prüfende Firma.

Wirtschaftlich nicht möglich.
Liebe Grüße, Bernd
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denizjustin
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Beitrag von denizjustin »

fusebox hat geschrieben:
Am Telefon wirkte der Kollege richtig begeistert von diesem Anbieter.

Bin gespannt auf Eure Argumente.

Viele Grüße

fusebox
Hallo fusebox,
weiß der Kollege auch wie und was geprüft wird?
Ich kann da Zitteraal nur Recht geben. Wenn alles schön parat liegt, könnte ich für 3 Euro prüfen.
Ich z.b. muss unter dem Tischen erst einmal den Kabelsalat auseinander sortieren. Dann die Geräte in Position rücken um richtig prüfen zu können.
Unsere Fa. weiß warum sie intern prüfen lässt. Bei 3 Euro kannst Du bei uns nichts verdienen.
Gruß dj
Ich helfe gerne, und jedem weiter. Was daraus gemacht wird liegt nicht in meinem ermessen.
Strom ist gefährlich.richt1
Ich gehe grundsätzlich davon aus, das jeder weiß was er tut, und Ahnung davon hat, wie er das hier erfahrene
umsetzt.
C_T

Beitrag von C_T »

...und es wird immer irgendjemanden geben, der irgendeine Arbeit billiger anbietet als andere.

Zum Problem (und teuer) wird das ganze erst dann, wenn ein Richter die Prüfprotokolle verwirft, weil nicht richtig geprüft wurde...
Zitteraal
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Beitrag von Zitteraal »

C_T hat geschrieben:Zum Problem (und teuer) wird das ganze erst dann, wenn ein Richter die Prüfprotokolle verwirft, weil nicht richtig geprüft wurde...
Für 3.- €/Prüfling kann niemand "richtig" prüfen, jedenfalls nicht bei komplexeren Prüfungen/Prüflingen.

Daher kann bei solchen Preisen nichts vernünftiges herauskommen.
Liebe Grüße, Bernd
meisterglücklich
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Beitrag von meisterglücklich »

Abwarten, ich würde mir die Prüfbedingungen ansehen, alles schön auf dem Rolltisch, richtige Reihenfolge der vorhandenen Doku, dann geht das auch seriös.
Aber sobald der Prüfer unter den Tisch krabbeln muß, kann die Prüfung nicht gründlich sein - oder die Prüfmarken werden zusätzlich zum Stückpreis von 2 Euro verkauft, dann paßt es wieder...:D
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kabelmafia
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Beitrag von kabelmafia »

Moin,

der Einkäufer muss sich auch im Klaren sein, was er einkauft und ob die Leistung überhaupt zu dem Preis erbringbar ist. Wenn man dann hier schon fragt, weil man Zweifel hat - da ist die Antwort schon klar!

Heute (genau passend) habe ich auch über 800 Prüfungen verworfen. Der Einkauf war angehalten die Ausschreibung an den günstigsten zu vergeben. Der hat mehr als schlampig geprüft. Nun muss er seinem Chef erklären, warum er nochmal prüfen lassen muss...
Der Strom kann ruhig bunt sein-ohne Kabel nützt das nix.
Bild: NAKBA 3x95/50sm 0,6/1kV VDE U 0250:1936
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denizjustin
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Beitrag von denizjustin »

kabelmafia hat geschrieben:Moin,

der Einkäufer muss sich auch im Klaren sein, was er einkauft und ob die Leistung überhaupt zu dem Preis erbringbar ist. Wenn man dann hier schon fragt, weil man Zweifel hat - da ist die Antwort schon klar!

Heute (genau passend) habe ich auch über 800 Prüfungen verworfen. Der Einkauf war angehalten die Ausschreibung an den günstigsten zu vergeben. Der hat mehr als schlampig geprüft. Nun muss er seinem Chef erklären, warum er nochmal prüfen lassen muss...
Finde ich auch richtig so.dd1
Gruß dj
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C_T

Beitrag von C_T »

kabelmafia hat geschrieben:Moin,

der Einkäufer muss sich auch im Klaren sein, was er einkauft und ob die Leistung überhaupt zu dem Preis erbringbar ist. Wenn man dann hier schon fragt, weil man Zweifel hat - da ist die Antwort schon klar!

Heute (genau passend) habe ich auch über 800 Prüfungen verworfen. Der Einkauf war angehalten die Ausschreibung an den günstigsten zu vergeben. Der hat mehr als schlampig geprüft. Nun muss er seinem Chef erklären, warum er nochmal prüfen lassen muss...

Moin Michael,

ich denke, das ist genau so wie bei einem unschlagbar günstigen Preis für einen Gegenstand bei Ebay, zu dem ein Richter später sagte, dass dem Käufer klar gewesen sein muss, dass er hier Diebesgut kauft, und den Käufer wegen Hehlerei verurteilte.

Da ich ja weiß, was Du beruflich machst: Kannst Du denn so einfach Prüfungen verwerfen? Wie ist da der Ablauf / was sind Kriterien? Könnte der betreffende Unternehmer nicht die Verwerfung anzweifeln und so Deine Arbeit ad absurdum führen?

Mich würde da ein Fallbeispiel interessieren, um den Weg nachzuvollziehen.

Andererseits: Die meisten Einkäufer können gut Preise drücken, wissen aber nicht, weshalb Qualität teurer ist: Meine frühere Firma war mal einen ganzen Tag lang stillgelegt, weil ein RCD fiel. Als ich von einer Montage zurückkam, musste ich den Fehler suchen, nach dem zuvor schon andere erfolglos gesucht hatten. Ich fand nach einer Stunde einen Schluss zwischen N und PE in einem Büroraum, Ursache war eine vom Einkauf beschaffte Tischsteckdose mit Kindersicherung; Kindersicherung war intern zerbröselt, eine der zwei Federn hatte sich quer über einen Steckdosenkontakt und PE gelegt... Kontrolle anderer gleicher Tischsteckdosen zeigte, dass es sich um einen Serienfehler im Kindersicherungsbauteil handelt.
KarstenS
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Registriert: Dienstag 17. August 2010, 08:18

Beitrag von KarstenS »

Unbedingt! mal in den Anhang zum Angebot schauen und nachsehen, was alles in dem Preis drin ist, und was dagegen als Regiestunden abgerechnet wird.
Ich hab da mal was dolles von der Firma mit den 3 Buchstaben in der Hand gehabt. Am Angebot waren die allgemeinen Auftragsbedingungen nicht dran, da musste ich erst nachfragen und hab mich sehr erschreckt.
Das anfängliche Schnäppchen erwies sich dann als Fake, mit den nicht-inklusive-Leistungen wäre letztendlich mindestens der doppelte Preis rausgekommen.
Dabei hätte es bei uns nicht mal große Härten gegeben, alles reine Büroumgebung, allerdings mit ordentlichem Mobilar, Kabelwannen und Bündelung.
Also - aufpassen!
Viele Grüße aus LE
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