Prüfdienstleister - Alles Lug und Betrug? Oder Unfähigkeit?

Hier geht es um allgemeine Normen der Elektrotechnik, Auslegungen und deren Anwendung
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-Claus-
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Beitrag von -Claus- »

IH-Elektriker hat geschrieben:Böse gesagt sollte man sowas wie Sicherungen oder RCDs abschaffen. Denn wenn jemand anstelle nur einen „Schlag“ zu bekommen weil bevor ihm was passiert der RCD auslöst auf einmal einen tödlichen Stromunfall hätte – oder das Haus abbrennen würde aufgrund eines Isolationsfehlers oder Kurzschlusses anstelle „nur“ die Sicherung auszulösen – dann würden die Menschen die Gefahren des elektrischen Stromes begreifen.
Hallo IH
Selbst wenn Du alle Laien in deine Spur bringen könntest, was räts Du dann den Fachkräften?
Es muss ausser "Dummheit" noch was anderes geben wodurch Unfälle entstehen.
Zum Nachdenken schau mal hier rein.
http://www.elektrofachkraft.de/fachwiss ... ermonteure
Gruß
Claus
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Spannungsfall
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Beitrag von Spannungsfall »

Floriani hat geschrieben:Hallo

ich habe zu Prüfdienstleistern eine gespaltene Meinung. Das hängt leider damit zusammen, das diese Firmen (wenn es anders sein sollte, lasse ich mich gern belehren), nur nach Stückpreis anbieten und abrechnen. Das bedeutet im Klartext, das bei mehr Prüfungen auch mehr verdient wird. Und genau das ist mehr als kontraproduktiv.
Also bei uns gibt es einen Stückpreis für normale 230V Schukostecker und einen Preis für die anderen Stecksysteme (CEE, Perilex, etc.)
Wenn ich durch Zeiten, die nicht direkt mit der Messung zu tun haben, einen erheblichen Mehraufwand habe, fallen zusätzlich Regiestunden an. Wobei ich das, für normale Schreibtische, mit meiner jetzigen Erfahrung, mittlerweile nicht mehr in Anspruch nehmen muss.
Floriani hat geschrieben:Die Prüfungen werden mit EM8 und gesteuertem Meßgerät durchgeführt. Ich muß aber die Prüflinge selbst demontieren und nach der Prüfung wieder montieren. Es wird mit Sicherheit kein Mitarbeiter einer Bank o.ä. Firmen seinen Schreibtisch selbst zerpflücken. Nach Abschluß der Arbeiten muß der Arbeitsplatz wieder funktionsbereit sein.
Unter diesen Bedingen komme ich am Tag im Schnitt auf etwa 40 bis 50 geprüfte Geräte. Da dürfen aber keine anderen Arbeiten (z.B. Störungen) dazwischen kommen.
Als ich vor gut 5 Jahren mit dem EM anfing und für jeden Typen die Tätigkeit anlegen, bzw. erstellen musste, kam ich ungefähr auf die selbe Tagesleistung! 40-50 Stk.
Mittlerweile sind wir mit der Software absolut vertraut, und können die Vorzüge voll ausnutzen. Und mit diesem System können wir unglaublich rationell und wirtschaftlich arbeiten. Und das (De)-Montieren ist in der Regel auch mit drin.
Floriani hat geschrieben:Durch die hohe Anzahl von Umzügen innerhalb der Bank ist es zwingend notwendig, alle Komponenten separat zu prüfen. Es werden viele Zuleitungen mit Wieland-Stecksystem verwendet und es kann nicht garantiert werden, das z.B. eine Zuleitung und eine Steckdosenleiste immer zusammen bleiben.
Eine Prüfung ohne Demontage der Prüflinge ist zumindest hier nicht möglich. Der Unterschied zwischen Erst- und Wiederholungsprüfungen ist von Zeitaufwand daher relativ gering.
Meiner Meinung nach ist es IMMER notwendig, alle Komponenten separat zu Prüfen und zu demontieren. Grad ich als Dienstleister kann doch nicht wissen, was in grade diesem Schreibtischkanal an Isolationsfehlern so vorherrscht, oder ob die Leitung der Spülmaschine einen defekt aufweist.
Um eine Umfangreiche Besichtigung komme ich, zumindest beim ersten mal, nicht herum. Wenn die Spülmaschine bei der nächsten Prüfung noch immer in der gleichen Küche steht, kann ich u.U. auf das Ausbauen verzichten.
Hier, und beim optimalen ausnutzen des EM, habe ich schon einen gewaltigen Unterschied zwischen Erstaufnahme / -prüfung und den Folgemessungen an diesem Gerät.

Floriani hat geschrieben: Ich denke also, das realistische Preise für Prüfungen an ortsveränderlichen Geräten bei etwa 10 Euro oder mehr pro Stück liegen dürften. Dabei muß wie gesagt, die Lage vor Ort berücksichtigt werden.
Leider versuchen die Prüfdienstleister zur Zeit sich preislich gegenseitig zu unterbieten um an Aufträge zu kommen.
Wir würden für 10€/Messung nicht einen einzigen Auftrag bekommen. Oder ich würde ein anderen Dienstwagen fahren:rolleyes:
:rolleyes:Wer zuletzt lacht, hat es vielleicht nur zu spät gerafft! :rolleyes:
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denizjustin
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Beitrag von denizjustin »

Wir würden für 10€/Messung nicht einen einzigen Auftrag bekommen. Oder ich würde ein anderen Dienstwagen fahren:rolleyes:[/QUOTE]

Als ich bei uns mit den Prüfungen anfangen sollte,(lt unserem SB ging es ja nur um ein paar Wasserkocher):D habe ich mal aufgelistet, auf wie viel Geräte wir
eigentlich kommen.
Ich kam auf 1.500 Geräte und habe pro Gerät zu Prüfen einmal 5,50 Euro angenommen.
Mit dieser "Statistik":D ging ich zu meiner GBL.
Hinter meinem Rücken haben die sich dann ein Angebot von unserer externen
SIFA eingeholt.
Hab das Angebot auf Umwegen eingesehen.

Diese Fa. verlangt ab 35 Geräten 6,50 Euro pro Gerät zu prüfen.
Dazu muss aber ein Mann von uns abgestellt werden, der die Geräte zum Prüfplatz bringt, und wieder zurück.

Da kann IH locker seine 10 Euro verlangen.

Vielleicht solltest Du doch einen anderen Dienstwagen Fahren. :D
Gruß dj
Ich helfe gerne, und jedem weiter. Was daraus gemacht wird liegt nicht in meinem ermessen.
Strom ist gefährlich.richt1
Ich gehe grundsätzlich davon aus, das jeder weiß was er tut, und Ahnung davon hat, wie er das hier erfahrene
umsetzt.
Floriani
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Beitrag von Floriani »

Spannungsfall hat geschrieben:Wir würden für 10€/Messung nicht einen einzigen Auftrag bekommen. Oder ich würde ein anderen Dienstwagen fahren:rolleyes:
Es gibt eben Unterschiede zwischen reinen Prüfdienstleistern (die nichts anders machen als prüfen) und z.b. FM-Dienstleistern, die die Prüfungen als zusätzliche Leistungen anbieten. Da gibt es große Unterschiede bei den Kosten, die für die Berechnung der Preise pro Gerät angesetzt werden.
Und leider gibt es auch große Unterschiede in der Qualität der durchgeführten Prüfungen. Aus Erfahrung muss ich sagen, das manche Prüfdienstleister nur die Stückzahl der Prüfungen interessiert.

Das sich mit dem EM sehr viel rationalisieren lässt ist vollkommen klar. Deswegen nutze ich ihn ja auch.

Bei uns hier kommt man mit 6,50 Euro pro Gerät definitiv nicht hin, wie gesagt, eine Großbank. Da kann ich nicht einfach mal einem Vorstand den "Saft" abdrehen, nur weil ich gerade in dem Büro bin. Da brauchts auch schon mal mehrere Anläufe. Diese Zeiten müssen irgendwie mit einkalkuliert werden, weil extra werden die nicht bezahlt. Da gebe es aber noch mehr Beispiele.
Was ist das Lied der Elektriker?
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Bödeker, Klaus
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Beitrag von Bödeker, Klaus »

Guten Morgen Ihr Prüfer

In meiner Frühstücksmorgenzeitung wurde heute erfreut berichtet, dass nun die Anzahl der Kontrolleure in den öffentlichen Verkehrsmitteln drastisch erhöht wurde. Dann las ich noch einen Prozessbericht, wo die fehlende Kontrolle als Anreiz und Ursache von Finanz-Manipulationen beklagt wurde. Der Bericht über gefährliche Erzeugnisse, die bisher 2013 entdeckt wurden lässt ja auch vermuten, dass da zu wenig kontrolliert wird. Bei Rossmann nebenan hängt das Schild mit den Rückruf ihrer Haartrockner und im Regal wird angepriesen "Haartrockner Neu"; hat der einen besseren Ausschalter und einen besseren Kontrolleur? Ist der NUN kein Billigprodukt?

Nun gehen unsere Diskussionen ja letztlich in die gleiche Richtung, führen zu der gleichen Schlussfolgerung: "Mehr Prüfen, mehr Prüfer".

Wohin führt das?
* Es fehlen das Wissen bei den Elektrolaien und die Qualität bei den Elektroprodukten (u.a.), aber
* alle und immer mehr prüfen mit und sollen immer mehr.......

Eine Diskussion darüber wäre vermutlich eine Nummer zu groß für uns? Oder?

Gruß KlausBö
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denizjustin
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Beitrag von denizjustin »


Bei uns hier kommt man mit 6,50 Euro pro Gerät definitiv nicht hin, wie gesagt, eine Großbank. Da kann ich nicht einfach mal einem Vorstand den "Saft" abdrehen, nur weil ich gerade in dem Büro bin. Da brauchts auch schon mal mehrere Anläufe. Diese Zeiten müssen irgendwie mit einkalkuliert werden, weil extra werden die nicht bezahlt. Da gebe es aber noch mehr Beispiele.[/QUOTE]


Genau auf das will ich hinaus.
Ich prüfe intern in unserer Fa, und muss die Leute praktisch hintenrum heben
damit ich prüfen kann.
Da sind keine großen Stückzahlen zu machen.
Also muss ein externer Prüfer einfach mit seinem Preis hoch.
Außer ich prüfe im Verbund und rechne jedes Gerät einzeln ab furios1
Gruß dj
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kaffeeruler
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Beitrag von kaffeeruler »

Als Interner hat man viele Hürden zu nehmen die einem Externen gar net gestellt werden, wohl auch weil man die Rechnung sieht und somit die kosten..


Wir kämpfen seit 6jahren damit und begrüßen letztlich den Externen Prüfer weil sie organisatorisch endlich etwas bewegt ;)
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denizjustin
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Beitrag von denizjustin »

[quote="kaffeeruler"]Als Interner hat man viele Hürden zu nehmen die einem Externen gar net gestellt werden, wohl auch weil man die Rechnung sieht und somit die kosten..


Wir kämpfen seit 6jahren damit und begrüßen letztlich den Externen Prüfer weil sie organisatorisch endlich etwas bewegt ]

Hallo Kaffeeruler,
ich habe als interner Prüfer 2 Jahre gebraucht um etwas zu bewegen.
Und glaube mir das ist im öD nicht leicht, denn die wollen keine Veränderungen.
Jetzt ist bei uns alles organisiert und ich bin nicht mehr der Kronprinz :D
Aber was solls ich habe erreicht was ich wollte, und was richtig ist.
Das zählt.
Gruß dj
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zebra-ma
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Beitrag von zebra-ma »

denizjustin hat geschrieben:Hallo Kaffeeruler,
ich habe als interner Prüfer 2 Jahre gebraucht um etwas zu bewegen.
Und glaube mir das ist im öD nicht leicht, denn die wollen keine Veränderungen.
Jetzt ist bei uns alles organisiert und ich bin nicht mehr der Kronprinz :D
Aber was solls ich habe erreicht was ich wollte, und was richtig ist.
Das zählt.
Gruß dj
Hallo Deniz,

ich habe vor einiger Zeit einen Berufskollegen kennen gelernt, der genau das macht, was du anprangerst. Wobei er einen Großteil seiner Kunden in der Nacht besucht. Und dann ist da durchaus auch die Menge zu machen.... wobei ich alles unter 5 € für absolut unrealistisch halte.....

Gruß
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kabelmafia
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Beitrag von kabelmafia »

Moin,

wir müssen immer unterscheiden WO und WAS geprüft wird.
Es ist schon ein bedeutende Unterschied ob die Prüflinge gitterboxenweise an meinen hochautomatisierten Prüfplatz gefahren werden und alle 95 sek kommt ein neues Schuko-Verlängerungskabel "bis 2 m" dran.
Überwiegend wird wohl an die übliche Büroumgebung gedacht, bei der neben der raumweisen Erklärung "ja, wir sind´s schon wieder, bitte alles ausschalten, nein, wir stellen auch alles wieder zurück..." auch einiges den Prüffluss behindern kann.
Und dann sind da noch die Baustellen, die Geprüft werden müssen - der Prüfer sucht seine Prüflinge, sucht eine Steckdose, muss alles geländegänig mitschleppen, auspacken, einpacken, umziehen und kommt eigentlich garnicht vorwärts.
In der Chemieindustrie sieht das ähnlich aus, bis da ein Arbeitserlaubnisschein und eine Gefährdungsbeurteilung und letztendlich eine Arbeitsfreigabe ausgestellt und erteilt sind ist der halbe Tag vergangen...

Während im ersten Fall durchaus Stückpreise von 2 € denkbar sind, wird im letzten Fall durchweg mit Stückpreisen von <10 € kalkuliert.
Man beachte: für eine saubere und qualitativ hochwertige Prüfung. Ich spreche jetzt nicht von 69 ct-Betrügern oder IEA-Unwissenden. Irgendwo dazwischen bewegt sich die Wahrheit - nur wo, das weiss man nicht so genau...

Noch ein ganz anderer Schnack sind Dinge wie Schweißgeräte (da ist mir zwischen 5,50 € und 116 € schon alles untergekommen), Stromerzeuger (ganz buntes Thema) und Medizingelumpe.
Der Strom kann ruhig bunt sein-ohne Kabel nützt das nix.
Bild: NAKBA 3x95/50sm 0,6/1kV VDE U 0250:1936
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