Installation im Trockenbau

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Stewe
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Installation im Trockenbau

Beitrag von Stewe »

Einige Fragen zum Trockenbau,

habe neulich bei einer Hausbesichtigung (Haus im Bau) die Installation in der Metallständerwand interessiert betrachtet. In den Profilen sind ja Laschen vorgeprägt welche dann aufgebogen und die Leitung durchgezogen wird. Nun hat der Trockenbauer anscheinend die Profile so wie er sie in die Hand bekommen hat hingestellt, d.h mal ist der Durchgang 30 cm von der Decke, mal auch fast ein Meter. Die Frage: Ist es zulässig, dass der Elektriker die Leitungen in so einer Berg und Talfahrt verlegt, finden die üblichen Installationszonen hier keine Anwendung?
Wie ist das mit den scharfkantigen Blechkanten, unten ist ja die Lasche, aber an den Seiten ist keinerlei Schutz. Der Elektriker war auch nicht zimperlich beim einziehen der Leitungen, sieht man an den vielen sich kräuselnden PVC-Spiralen vom Mantel der Leitung. Nach dem einbringen der Dämmwolle werden die Leitungen richtig schön gegen die scharfe Kante gedrückt.
Gibt es eine Vorschrift oder Richtlinie wo eine zusätzliche Isolierung oder Kantenschutz an den Durchgängen gefordert wird ?
Kein Elektriker aus der 12Volt Ecke wird eine Leitung durch ein Karosserieblech ohne zusätzlichen Schutz verlegen, warum macht das die 1000Volt Zunft ?
Insgesamt sieht die Leitungsverlegung in der Gipskartonwand sehr abenteuerlich bis stümperhaft aus- was gelten hier für Vorschriften ?
Ist es vorgeschrieben oder wenigstens empfohlen die Metallkonstruktion mit in den örtlichen Potentialausgleich einzubinden ?
Was passiert, wenn in der einen Ecke des Hauses im Abstellraum die Leitung fürs Licht (ohne FI) durch diese, meiner Meinung nach nicht Sachgerechte Leitungsverlegung, beschädigt wird und eine Verbindung zur Metallkonstruktion besteht und in der anderen Hausecke jemand ein Handtuch vom Halter (den der Papa extra mit langen Schrauben bis ins Metallprofil befestigt hat) nimmt ? Ich hab auch gesehen, dass die Zuleitung zur Unterverteilung durch die Ständerwand geführt wird, da hat man die Löcher aufgeweitet- nur ist ja vor der Zuleitung 4x10 auch kein FI, und da könnte doch mächtig Fehlerstrom fliessen ohne dass es gleich bemerkt wird (ausser wegen Handtuch- oder Toilettenrollenhalter......).
Was gibt es hier für Vorschriften, wo kann man das eventuell nachlesen?
Danke für die Antworten.
Stewe
HPG
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Beitrag von HPG »

Guten Tag Stewe
solche Verlegeart wie Du beschreibst kenne ich nicht.
Eines ist aber Klar, es gilt immer:

Kabel und Leitungen sind so auszuwählen und anzuordnen, dass eine Gefährdung von Personen und Umgebung ausageschlossen ist. (Grundsatz)

Die befestigung von Kabel mit krumm geschlagenen Nägel, Hackennägel oder ähnlichem ist nicht zulässig.
Für das Befestigen von Kabel sind Materialien aus isolierendem Material wie Kabelbinder, Nagelbriden oder Aehnlichem zu verwenden, Scharfkantige Metalle dürfen nie zum Kabelbefestigen oder -aufhängen gebraucht werden.

Zum Potentialausgleich ist zu sagen;
In jedem Gebäude muss ein Hauptpotentialausgleich hergestellt werden, daran anzuschliessen ist unter anderem: Metallteile der Gebäudekonstruktion.

Gruss HPG
Stewe
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Beitrag von Stewe »

Hallo HPG,

danke für die Antwort,
aber das wirft gleich neue Fragen auf.

.."solche Verlegeart wie Du beschreibst kenne ich nicht.."

Wie wird denn in einer 125mm Trockenbauwand sonst installiert, ausser man zieht die Leitungen durch die vorgestanzten Löcher der Metallständerprofile ?
Stein des Anstosses sind die scharfen Metallkanten, wo die Leitung seitlich anliegt sowie die nichtfluchtenden Durchgänge weil der Trockenbauer die Profile scheinbar nach Lust und Laune hingestellt hat, alle 60cm natürlich. Muss der Elektiker hier alles neu bohren oder darf er die Installationszone verlassen ?
Es ging nicht um die Befestigung der Leitungen, die liegen nämlich nur lose auf der umgebogenen Lasche auf (alle 60cm).

..."Kabel und Leitungen sind so auszuwählen und anzuordnen, dass eine Gefährdung von Personen und Umgebung ausageschlossen ist (Grundsatz).."

Das Leitungen so zu verlegen sind, dass niemand gefährdet wird, ist mir schon klar.Im Strassenverkehr muss ich mich auch so verhalten dass niemand zu Schaden kommt (Grundsatz), dennoch gibt es konkrete Vorschriften wie man sich z.B. an Kreuzungen zu Verhalten hat!

Gibt es konkrete Richtlinien nach dem die Installation in der Trockenbauwand zu erfolgen hat?
Müssen die Durchgänge der Metall-Profile "entschärft" werden, sind dafür irgendwelche Schutztüllen vorgeschrieben?

..."In jedem Gebäude muss ein Hauptpotentialausgleich hergestellt werden, daran anzuschliessen ist unter anderem: Metallteile der Gebäudekonstruktion. ..."

Bin gerade um das Eigenheim eines Freundes gesaust und habe die Verbindung des Regenfallrohres zum Hauptpotenzialausgleich gesucht, zumindest aber einen dicken Draht vom Blitzschutz der eventuell an das Rohr oder Dachrinne angeschlossen sein könnte- leider Vergeblich. Hat man das vergessen?
Die Stahl-tragekonstruktion seiner offenen Holzbohlentreppe ist auch nicht angeschlossen. Kein Konstruktionsteil??
Das Metalltreppengeländer unseres MFHses geht auch ununterbrochen über mehrere Etagen und hängt "elektrisch in der Luft".
Wo sind die Grenzen beim ".. Metallteil der Gebäudekonstruktion..? Wer schliessst die Stahlarmierung der Kellerwände und Deckenplatten an??

Wenn es um den örtlichen PA geht, dann werden auch explizit "Badewanne, Warm- und Kaltwasserleitung, Heizung und BERÜHRBARE Metallteile" genannt.
Gibt es eine Vorschrift oder Richtlinie oder auch nur Empfehlung wo konkret die Ständerprofile im Trockenbau angesprochen werden und wie damit zu verfahren ist um z.B eine Gefährdung durch Potenzialverschleppung zu verhindern?

Ich stehe in wenigen Monaten vor dem Problem "Hausbau" und brauche Infos, seitdem ich die Arbeit dieses Elektrikers gesehen habe, mache ich mir ernste Sorgen.

Grüsse
STEWE
HPG
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Beitrag von HPG »

wohw, Stewe
Du willst es genau wissen, ich würde in diesen Hohlwänden Schläuche verlegen und dann Drähte einziehen, hat auch den Vorteil Leitungen auswechseln zu können.
Die Installationszonen sollten schon eingehalten werden, sonst wirst Du beim Befestigen eines Bildes sicher diese Leitung treffen! Also instruiere den Bauer der Wände vor dem Bauen.
Sind die Metallkanten oben unten und Seitlich und darauf werden die Gipsplatten montiert ? Sofern die Metallkanten vollständig unter Gips kommen und nicht berührbar sind brauchts kein Potentialausgleich.
Backsteinwände sind nicht mehr In ? Na jedenfalls wünsch ich Dir viel Glück beim Häuschenbauen, jedenfalls würd ich die vorgehensweise mit den Elektriker vorgängig besprechen, dabei merkst du auch ob er seriös Arbeit gewohnt ist.
Gruss HPG
Volker
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Beitrag von Volker »

Moin zusammen,

Schläuche einziehen ist nicht erforderlich und wahrscheinlich ja wohl sehr kostenaufwendig. Frag mal, wie die anderen Elektroinstallateure die Installation handhaben. Die Aussparungen in den Metallständern sind extra für die Elektroleitungen vorgesehen. Mit NYM-Leitungen passiert da nichts. Die Leitungen werden durch die Isolierung nicht an den Kanten gequetscht.

Gruß Volker
franke
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Beitrag von franke »

Hallo Volker,

ja, GEQUETSCHT werden die Leitungen sicher nicht.
Aber - wenn man nicht sehr sorgfältig (bzw. mit genügend Helfern) verlegt - schon gerne mal eingeschnitten wie Sau!

Besonders, wenn die Ständerwände nicht nur in einer Richtung verlaufen oder jemand an einem Auslaß noch etwas Länge nachgezogen hat.
Ich habe da schon Fälle gesehen, wo so nicht nur der Mantel zerschnitten wurde (was die Schutzisolierung der NYM und damit die Erlaubnis zur Verlegung am Metallständer aufhebt), sondern es lagen stellenweise sogar bereits einzelne Adern blank!!!

Und das, wo die Unterkonstruktion tatsächlich nicht in den Potentialausgleich einbezogen werden muß.
Da habe ich mich auch schon ab und zu gefragt, wann auf diese Weise die erste kritische Spannungsverschleppung passiert.

Es empfiehlt sich daher, zumindest im Bereich von Bädern die Metallständer in den örtlichen Potentialausgleich mit einzubeziehen. Ist dort ein recht geringer Mehraufwand, aber mit - wie ich finde - hohem Schutzwert.


Der ausführende Elektriker müßte eigentlich die ganze Zeit mit dem Trockenbauer vor Ort sein. Dann bekäme man die Durchbrüche in die richtige Lage und könnte auch für korrekten Sitz der Leitungen in der Dämmung sorgen.

Oder man verlegt dort überhaupt nur noch im Rohr.
Minimum sollte ein Kantenschutzprofil sein, denn so richtig lustig wird es erst dann, wenn an der benötigten Stelle gar kein Durchbruch ist. Dann wird entweder mal kurz mit der Flex ne Lasche improvisiert oder gleich nur ein Loch gebohrt. Da liegt dann die Leitung mit erheblichem Druck auf (minimale Fläche, aber großes Gewicht wegen der beidseitig mit zu tragenden Längen). Wenn man "Glück" hat, stopft der Isolierer die Matten so hinein, daß diese noch zusätzlich auf die Leitung drücken...


Stewe hat da mit seinen Befürchtungen die Problematik schon gut erfaßt. Leider scheint diese - gar nicht so seltene - Sache die zuständigen Onkels vom VDE bisher nicht so recht zu interessieren.

Schade eigentlich...


Gruß,
franke
(der sowieso ein Fan von Massivbauten ist)
Stewe
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Beitrag von Stewe »

Hallo Franke,

alles klar, Du hast den Pfusch auch schon 'mal gesehen und weisst was Sache ist.

Offensichtlich gibt es wirklich keine konkreten Richtlinien oder gar Vorschriften. Wenn jemand im Forum fragt wie 'ne Steckdose angeschlossen wird, gibt's Antworten zu Hauf. Hier ist wohl eine Grauzone, der verantwortungsvolle Elektriker denkt weiter, der andere macht nur (wenn überhaupt) das was in der Vorschrift steht, "anerkannte Regeln der Technik", unbekannt.
Im Keller, wo die Leitungen auf Kabelpritschen liegen ist auch jeder seitliche Auslass entgratet und mit Kantenschutz versehen, PA ist auch aufgelegt. Das freut den Elektro-Inspektor, denn in die Wände kann eh niemand mehr schauen wenn erst mal die Beplankung drauf ist. Ich glaubte, dass gerade bei hinterher unzugänglichen Installationen besonders sorgfältig gearbeitet wird-Fehlanzeige. Das hat wohl die Elektro-Installationsbranche vom Bauhauptgewerbe "gelernt".

Die VDE lässt sich ja z.b. auch bei der Gestaltung des Hausanschlussraumes bis ins Detail aus, klar, den sieht man immer.

Ich bin auch ein "Massivhaus-Fan", aber mal ehrlich, wer schleppt denn Backsteine ins Dachgeschoss? (Selbst Wenn alle nichttragenden Wände im Trockenbau erstellt werden isses immer noch 'n Massivhaus- siehe diverse Baubeschreibungen)

Also, danke für die Antworten,
wenn's so weit ist, werde ich den Elektriker instruieren, mal sehen wie er reagiert. Besser wäre, ich könnte auf 'ne Vorschrift verweisen.

Grüsse
Stewe
Hoefo

Beitrag von Hoefo »

Hallo Stewe
wenn's so weit ist, werde ich den Elektriker instruieren, mal sehen wie er reagiert. Besser wäre, ich könnte auf 'ne Vorschrift verweisen.


Also wenn Du der Auftraggeber bist, dann kannst Du dem Elektriker ja sagen wie Du die Leitung verlegt haben willst. Wenn Du angibst das die Kabel im Rohr zu verlegen sein sollen, dann wird er dies auch machen. Ebenso mit dem örtlichen Potentialausgleich an den Stellwänden. Ist ja eigentlich nur eine Preisfrage - und wenn Du bereit bist den Mehraufwand (der in meinen Augen gerechtfertigt ist) zu bezahlen dann wird der Elektriker dies sicher auch machen.

Hoefo
bitz

Beitrag von bitz »

Hallo,

Ich möchte zwar nicht als korintenkacker dastehen aber ich denke, das verlegen in Konstruktionswänden ist in der VDE ganz gut (oder schlecht) beschrieben:

VDE 0100-520

522.8: Andere mech. Beanspruchungen:
Kabel und Leitungssysteme (-anlagen) müssen so ausgewählt und errichtet werden, daß während der Errichtung, der Nutzung und der Instandhaltung eine Schädigung am Mantel und an der Isolierung von kabel und Leitungen und ihren Anschlüssen vermieden wird.

522.8.1.3: ....müssen sie in geeigneten Maßnahmen in Abständen befestigt werden, daß eine Beschädigung durch Ihr Eiegengewicht vermieden wird.

522.8.1.7: .... Kabel und Leitungssysteme (-anlagen), die durch Konstruktionselemente geschützt werden, dürfen auf dem kürzesten Weg verlegt werden.

Also: Verlegeart in der Trockenbauwand ist meiner Auffassung nach egal, aber natürlich sollte es ordentlich aussehen.
Beim Verlegen durch besagte Konstruktionselemente (T-Träger, Metallgestell einer Trockenwand...) müssen Scharfe kanten etc.. entsprechend abgedeckt /gebrochen werden, damit das Kabel in keinster weise beschädigt wird.
Stewe
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Beitrag von Stewe »

Hallo Bitz ,

also klasse,
darauf kann man sich berufen ! Ist alles gesagt, bis auf PA, aber da gab es ja schon eine sachliche Meinung.
Wieso denn "korintenkacker", das ist doch genau das, worauf man sich im Ernstfall berufen kann.
DANKE

@Gast #1 ,
das isses ja, in der Baubeschreibung steht sinngemäss: "..(Installation)..nach den geltenden VDE Bestimmungen....."
Wenn z.B. der Fensterbauer mit viel Bauschaum hantieren würde, werde ich auch keinen Aufpreis zahlen wollen damit er nach den "anerkannten Regeln" arbeitet.
Also war die Installation welche ich gesehen habe nicht VDE gerecht (bezüglich der Beschädigungsgefahr), und niemand wird einen Aufpreis zahlen wollen für eine sachgerechte Verlegung.
PA wird gemacht, ist klar.
Ich glaube, Baupfusch in allen Varianten ist zu einer Landplage geworden, siehe diverse Internetseiten, aber das gehört nicht hierher.


Ich bedanke mich bei allen, die sich mit meiner Frage beschäftigt haben !

Viele Grüsse
Stewe
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