Reparatur Röhrenradio, Chassis erden?

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Dipol
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Re: Reparatur Röhrenradio, Chassis erden?

Beitrag von Dipol »

tm90 hat geschrieben: Dienstag 26. Juli 2022, 16:46 Hier sieht man deutlich, dass die Erde-Buchse direkt mit auf Masse geht. Also würde ich in dem Fall sagen, das hier eine dreipolige Zuleitung gerechtfertigt ist. Schließlich ist die Gefahr hier größer, dass die Erdung nicht extra mit angeschlossen wird. Ich glaube, nur so kannst du dich vorarbeiten.
Entweder hast du den Hinweis von @Olaf S-H nicht gelesen oder nicht verstanden, was mit solchen Änderungen auf den "Hersteller" zukommt.

Die Mitarbeit in einem RPC ist auch ohne derart grundlegende Manipulationen ein Ritt auf des Messers Schneide, da sind noch so sachlich begründete Umbauempfehlungen ohne neue Konformitätserklärung und Eigentümerzustimmung nach Aufklärung fehlplatziert. Ich weiß als RFT-Meister nur, dass eine fällig ist, was die beinhaltet müssen User erläutern, die in der Materie zuhause sind.

Wenn @Kabelmafia noch mitwirken würde, hätte er hier vermutlich die Blutgrätsche gemacht.
tm90
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Re: Reparatur Röhrenradio, Chassis erden?

Beitrag von tm90 »

Ich habe sehr wohl verstanden, was das bedeutet.

Für einen RFT Meister sollte an der Stelle eine kurze Erklärung für die Funktion des Erdungsanschlusses am Radio ein leichtes sein oder? Wenn die Buchse mit Erdungssymbol (im verlinkten Schaltplan) so sinnfrei ist, warum gibt es diese?
Dipol
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Re: Reparatur Röhrenradio, Chassis erden?

Beitrag von Dipol »

tm90 hat geschrieben: Dienstag 26. Juli 2022, 22:07 Wenn die Buchse mit Erdungssymbol (im verlinkten Schaltplan) so sinnfrei ist, warum gibt es diese?
Ich hatte beim Ersatz von Neonröhren gegen LED an meinen eigenen Lampen keine Hemmungen die Innereien auszubauen, das würde ich aber bei keinem anderen so machen.

Weder in meiner eigenen Werkstatt noch beim RPC würde ich aus den bekannten Gründen ein Radio von SK 2 auf SK 1 umbauen und auch wenn wir offiziell ja nur beratend agieren (Haha, ich weiß schon nicht mehr wie lange bei uns wegen Covid die Geräteeigentümer nicht mehr zusehen durften) würde ich das auch keinem handwerklich begabten Laien empfehlen.

Wenn du das ohne Konformitätserklärung nebst dokumentierter Belehrung und schriftliche Zustimmung des Eigentümers freihändig machst, steht es dir mit allen Konsequenzen frei.
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Elektromann
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Re: Reparatur Röhrenradio, Chassis erden?

Beitrag von Elektromann »

Hallo zusammen, hier mal der Blick aus einem "Nachbarbereich": Bei den Maschinen und Anlagen gibt es eine Regelung, man wird zum Hersteller wenn man eine 'wesentliche Veränderung' durchführt.https://www.baua.de/DE/Themen/Anwendung ... erung.html. Das Diagramm lässt sich nicht ohne weiteres für die Fälle im RPC anwenden, gibt aber so in etwa die Idee dahinter wieder. Wenn man die Sicherheit einer Anlage verbessert - ist das zumeist keine wesentliche Veränderung, eine Leistungserhöhung oder die Änderung des Einsatzes dann schon. Kunden von mir haben Anlagen die von normalen Anlagen zu überwachungsbedürftigen Anlagen mutieren (weil z.B. ATEX Atmosphäre entsteht). In diesen Fällen machen wir auch eine komplette Rezertifizierung mit CE Zeichen und allem drumrum. Das geht bei den Industrieanlagen auch bis in die 50er Jahre, wo dann so eine alte Anlage auf einmal ein CE Zeichen bekommt. Das ist aber viel Arbeit und für ein einfaches gerät nicht finanzierbar. In den letzten Tagen ist ein Unfall mit einer historischen landwirtschaftlichen Kreissäge passiert, hier wurde bei einer Vorführung einer der Umstehenden lebensgefährlich verletzt. Das ist schlimm... weshalb ich das hier erzähle? Es ist nicht so, dass historische Geräte oder Maschinen anders bewertet werden. Die Tatsache, dass diese Geräte keine Zertifizierungen des Herstellers haben, befreit nicht von der Betriebssicherheit Verordnung und den Betreiberpflichten - ok wie immer - wo kein Kläger ist ... Wenn also ein sicherer Zustand im RPC wieder hergestellt wird, dann ist alles prima. Wenn wir die Eigenschaft eines Gerätes grundlegend ändern - dann kann das ok sein, das muss ich auch als Fachkraft bewerten, ich muss aber auch dazu in der Lage sein und - das wurde hier schon gesagt - ich muss auch etwas Schriftkram neben dem technischen Umsetzen beachten und durchführen. Ich sammle Messgeräte, eigentlich funktionieren alle. Aber es gibt einige, die würde ich nicht mehr testen wollen :-) manchmal muss man auch sagen -Ohne Funktion- in einem privaten Bereich habe ich auch mit Maschinen/Geräten zu tun die aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts stammen, da rate ich bisweilen vom Betrieb ab, das ist ungeheuer schmerzlich für die Betreiber. Häufig sind es wunderschöne Schaustücke und ich finde es auch ganz toll so eine Maschine in Aktion zu erleben. Wenn sich aber jemand daran verletzt/zu Schaden kommt, wie will ich das rechtfertigen? Leider ist es bei heutigen Vorführungen so, dass viele Zuschauer die einleitenden Worte "halten Sie bitte den Abstand ein" gar nicht hören (wollen). Eines diese schönen alten Radios umzubauen, eine schöne Sache hier: http://www.roehrenklingklang.de/ gibt es sehr viel tolle Tipps und Beschreibungen zum Thema :-) leider ist Jochen vor ein paar Wochen verstorben, er hat aber viele sinnvolle gute Tipps in seiner Homepage hinterlassen. Also viel Gerede: Augenmaß, dann das notwendige tun und bei der Entscheidung sicher sein. Wenn es so ist, dass Ihr das nicht mit vollem Herzen unterschreiben könnt, dann den Mut haben auch mal -tut mir leid! zu sagen. mm:1
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Re: Reparatur Röhrenradio, Chassis erden?

Beitrag von tm90 »

Moin,
Dipol hat geschrieben: Mittwoch 27. Juli 2022, 00:21Radio von SK 2 auf SK 1
Das habe ich auch schon am Anfang geschrieben.
Ich habe hier eine Erklärung für diesen Erde-Anschluss gefunden:
https://www.welt-der-alten-radios.de/a- ... en-47.html

Fazit: wenn eine externe Antenne angeschlossen wird, braucht diese Antenne noch Erdpotential, sonst bleibt die Empfangsqualität schlechter als gewünscht. Der Erde-Anschluss kommt also aus den Anfangszeiten des Radios, als noch Antennen verlegt werden mussten, damit man etwas hört und hat nichts mit einer Schutzfunktion zu tun.
Elektromann hat geschrieben: Mittwoch 27. Juli 2022, 06:14 http://www.roehrenklingklang.de/
Gleich ein Lesezeichen gesetzt, Lesestoff für den Winter :D
ThomasR
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Re: Reparatur Röhrenradio, Chassis erden?

Beitrag von ThomasR »

Danke für eure Hinweise und Gedanken!

Wir nehmen jede Art von Gerät nur an, wenn der Kunde vorher einen Haftungsausschluss unterschreibt. Und alle elektrischen Geräte werden beim Eingang und vor dem Ausgang nach 701/702 getestet und dokumentiert.

Für den Umbau auf geerdetes Chassis werde ich das entsprechend ergänzen/erweitern.

Wenn tatsächlich an einem NICHT umgebauten Gerät nach einer Reparatur etwas passiert, werden doch dieselben Fragen gestellt.
Trumbaschl
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Re: Reparatur Röhrenradio, Chassis erden?

Beitrag von Trumbaschl »

H03VH-H (Zwillingsleitung) ist soweit ich weiß immer noch für Netzspannung zulässig (leichte Haus- und Handgeräte, etwa Leuchten etc.). Ebenso H03RT-F, also historisch korrekte Textilleitung mit gummiisolierten Adern.

Das Konzept der Schutzisolierung besteht schon erstaunlich lange, mir ist kürzlich die Werbung für einen Staubsauger aus den 1930ern begegnet, der als "vollisoliert und daher erdschlusssicher" bezeichnet wird. Die entsprechende Kennzeichnung ist aber schätzungsweise 30 Jahre jünger und damit an der Röhrenradio-Ära recht spurlos vorbeigegangen.

Ein Umbau auf Schutzklasse 1 birgt, wie mir diverse berufenere Menschen erklärt haben, das Risiko von hörbaren Störungen (Brummen) und sollte daher aus funktionaler Sicht eher unterlassen werden.
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Re: Reparatur Röhrenradio, Chassis erden?

Beitrag von IH-Elektriker »

Elektromann hat geschrieben: Mittwoch 27. Juli 2022, 06:14 Hallo zusammen, hier mal der Blick aus einem "Nachbarbereich": Bei den Maschinen und Anlagen gibt es eine Regelung, man wird zum Hersteller wenn man eine 'wesentliche Veränderung' durchführt.....
Man muss allerdings dazu sagen das eine „wesentliche Änderung“ bei Maschinen so dass ein neues CE nötig wird im Regelfall doch schon erhebliche Umbauten und Veränderungen voraussetzt. Kleinere Änderungen und Funktionserweiterungen ohne Auswirkung auf die Maschinensicherheit sind normalerweise fast immer möglich ohne ein neues CE zu vergeben.

Das nur als Anmerkung da viele ja meinen das bereits kleinste Änderungen wie z.B. der Anbau einer Steckdose damit der Maschinenbediener sein Smartphone laden kann bereits eine neue CE nötig machen. Zudem schreiben einige Maschinenhersteller in ihre Dokumentation das bereits kleinste Änderungen, egal welcher Art das CE erlöschen lassen was so definitiv nicht stimmt.

Zu dem Thema "wesentliche Änderung" gibt es auch eine gute Zusammenfassung von der BG RCI mit Fallbeispielen:

https://www.bgrci.de/fileadmin/BGRCI/Do ... chinen.pdf
ThomasR
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Re: Reparatur Röhrenradio, Chassis erden?

Beitrag von ThomasR »

Trumbaschl hat geschrieben: Mittwoch 24. August 2022, 00:18 H03VH-H (Zwillingsleitung) ist soweit ich weiß immer noch für Netzspannung zulässig (leichte Haus- und Handgeräte, etwa Leuchten etc.).
Ups, das überrascht mich aber! In den letzten >20 Jahren habe ich keine Geräte mit NYFAZ mehr gesehen, nur noch H03VVH2-F o.ä.
Trumbaschl
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Re: Reparatur Röhrenradio, Chassis erden?

Beitrag von Trumbaschl »

ThomasR hat geschrieben: Mittwoch 24. August 2022, 21:14
Trumbaschl hat geschrieben: Mittwoch 24. August 2022, 00:18 H03VH-H (Zwillingsleitung) ist soweit ich weiß immer noch für Netzspannung zulässig (leichte Haus- und Handgeräte, etwa Leuchten etc.).
Ups, das überrascht mich aber! In den letzten >20 Jahren habe ich keine Geräte mit NYFAZ mehr gesehen, nur noch H03VVH2-F o.ä.
Ja, ist nahezu ausgestorben, aber ich sehe die Leitung einzeln immer wieder im Handel, durchaus von namhaften Herstellern.

Kleine Randnotiz zum ursprünglichen Thema: für einige Märkte, z.B. Großbritannien, gab es diverse mitteleuropäische Röhrenradio-Modelle übrigens durchaus in einer Ausführung in Schutzklasse 1, war also vom Hersteller schon je nach Ziel-Markt so vorgesehen. Bei manchen Philips-Tonbandgeräten meine ich, mich aus Serviceanleitungen an Hinweise über 3-adrige Netzleitung für den britischen Markt erinnern zu können.
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