Kapazitiver Leistungsfaktor
Verfasst: Sonntag 10. Mai 2020, 01:04
Guten Abend zusammen,
hier auch einmal ein Problem aus der Praxis, welches mich aktuell beschäftigt:
Das Objekt ist ein Gewerbebetrieb aus dem Beherbergungsgewerbe von nicht unerheblicher Größe (Übernachtungskapazität > 1000 Personen).
Dieses verfügt über eine eigene MS-Station mit zwei Trafos je 630 kVA. Eine dynamische Blindstromkompensationsanlage eines namhaften Herstellers aus dem schönen Schwarzwald ist vorhanden. Das vorhandene Netz ist ein TN-C-S.
Zur Umsetzung entsprechender Energiesparmaßnahmen wurden nach und nach fast sämtliche Glühbirnen, Halogenleuchtmittel (> 5000 NV-Spots mit Trafo) und Leuchtstoffröhren gegen LED-Alternativen ausgetauscht. Ebenso sollen die RLT-Anlagen, die bisher noch mit Motoren mit 2 Drehzahlen arbeiteten, gegen moderne, drehzahlgeregelte Varianten ausgetauscht werden. Großkältemaschinen mit leistungsstarken Verdichtern sind vorhanden, im Winter aber nicht in Betrieb, und werden ggf. in naher Zukunft aufgrund der F-Gas Verordnung ebenfalls erneuert, im Gespräch sind auch hier Maschinen mit drehzahlgeregelten Antrieben wie z.B. der Danfoss Turbocor, d.h. es wird in naher Zukunft ggf. kein nennenswerter Erzeuger von induktiver Blindleistung mehr vorhanden sein.
Das alles hat die vorhandene Kompensationsanlage selbst bei Volllastbetrieb der Großkälte nahezu überflüssig gemacht - wird aber langsam zu viel des Guten, d.h. der Leistungsfaktor nähert sich teilweise cos phi = 1 gefährlich oder droht sogar in den kapazitiven Bereich zu rutschen, wie in den angehängten Aufzeichnungen des Stromzählers (VNB-Zähler auf MS-Seite) gut zu sehen - dies wird ziemlich sicher spätestens nach der Erneuerung der RLT-Anlagen der Fall werden, wenn keine Maßnahmen getroffen werden.
VNB schreibt einen cos phi zwischen 0,9 und 1 induktiv vor.
Eine Nachfrage beim hauseigenen Elektroplaner zeigt, dass die Problematik eher unbekannt ist, der Hersteller der Blindstromkompensation (die natürlich nur induktiv kompensieren kann) bietet eine Netzqualitätsanlayse an, kann hier aber auch keine konkreten Lösungen oder vergleichbare Fälle aufzeigen.
Eigene Suche im Internet führt nur zu einem einzigen Anbieter, der für spezielle Anforderungen von Industriebetrieben tatsächlich Anlagen zur Kompensation kapazitiver Blindleistung anbietet.
Daher die Frage in die Runde: Wer kennt schon ähnliche Fälle und Lösungen, oder ist das bisher noch so "neu", oder interessiert es schlichtweg bisher niemanden oder sind keine nennenswerten Auswirkungen aus der Praxis bisher bekannt? Die Netzspannung ist nach wie vor konstant, befindet sich aber eher durchgehend im oberen Bereich (238V L-N / 411V L1-L2).
Vielen Dank.
hier auch einmal ein Problem aus der Praxis, welches mich aktuell beschäftigt:
Das Objekt ist ein Gewerbebetrieb aus dem Beherbergungsgewerbe von nicht unerheblicher Größe (Übernachtungskapazität > 1000 Personen).
Dieses verfügt über eine eigene MS-Station mit zwei Trafos je 630 kVA. Eine dynamische Blindstromkompensationsanlage eines namhaften Herstellers aus dem schönen Schwarzwald ist vorhanden. Das vorhandene Netz ist ein TN-C-S.
Zur Umsetzung entsprechender Energiesparmaßnahmen wurden nach und nach fast sämtliche Glühbirnen, Halogenleuchtmittel (> 5000 NV-Spots mit Trafo) und Leuchtstoffröhren gegen LED-Alternativen ausgetauscht. Ebenso sollen die RLT-Anlagen, die bisher noch mit Motoren mit 2 Drehzahlen arbeiteten, gegen moderne, drehzahlgeregelte Varianten ausgetauscht werden. Großkältemaschinen mit leistungsstarken Verdichtern sind vorhanden, im Winter aber nicht in Betrieb, und werden ggf. in naher Zukunft aufgrund der F-Gas Verordnung ebenfalls erneuert, im Gespräch sind auch hier Maschinen mit drehzahlgeregelten Antrieben wie z.B. der Danfoss Turbocor, d.h. es wird in naher Zukunft ggf. kein nennenswerter Erzeuger von induktiver Blindleistung mehr vorhanden sein.
Das alles hat die vorhandene Kompensationsanlage selbst bei Volllastbetrieb der Großkälte nahezu überflüssig gemacht - wird aber langsam zu viel des Guten, d.h. der Leistungsfaktor nähert sich teilweise cos phi = 1 gefährlich oder droht sogar in den kapazitiven Bereich zu rutschen, wie in den angehängten Aufzeichnungen des Stromzählers (VNB-Zähler auf MS-Seite) gut zu sehen - dies wird ziemlich sicher spätestens nach der Erneuerung der RLT-Anlagen der Fall werden, wenn keine Maßnahmen getroffen werden.
VNB schreibt einen cos phi zwischen 0,9 und 1 induktiv vor.
Eine Nachfrage beim hauseigenen Elektroplaner zeigt, dass die Problematik eher unbekannt ist, der Hersteller der Blindstromkompensation (die natürlich nur induktiv kompensieren kann) bietet eine Netzqualitätsanlayse an, kann hier aber auch keine konkreten Lösungen oder vergleichbare Fälle aufzeigen.
Eigene Suche im Internet führt nur zu einem einzigen Anbieter, der für spezielle Anforderungen von Industriebetrieben tatsächlich Anlagen zur Kompensation kapazitiver Blindleistung anbietet.
Daher die Frage in die Runde: Wer kennt schon ähnliche Fälle und Lösungen, oder ist das bisher noch so "neu", oder interessiert es schlichtweg bisher niemanden oder sind keine nennenswerten Auswirkungen aus der Praxis bisher bekannt? Die Netzspannung ist nach wie vor konstant, befindet sich aber eher durchgehend im oberen Bereich (238V L-N / 411V L1-L2).
Vielen Dank.