Mädchen lädt Handy im Bad auf – tödlicher Stromschlag

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troete
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Mädchen lädt Handy im Bad auf – tödlicher Stromschlag

Beitrag von troete »

Hallo Gemeinde,

da ich, man glaubt es kaum, wirklich Urlaub habe, habe ich auch viel Zeit um diverse Artikel zu lesen und hier auch mal wieder ein wenig zu schnusen (zu stöbern)
Mir ist folgender Artikel auf der sozialen Plattform Fa***** unter die Finger gekommen.
Leider wurde der Artikel schon heraus genommen. Auf der Internetseite ist er (aktuell) noch zu finden.

Ich finde einige Punkte in dem Artikel seltsam. Und ja, es ist schlimm das so etwas passiert. Dennoch habe ich eine Frage:

Kann man wirklich, rein theoretisch und alle "unglücksfaktoren" mit einkalkuliert durch 5VDC und max. 1500mA Ladestrom zu Tode kommen?!

Meine Zahnräder im Kopf haben sich schon ziemlich rund gedreht, und ich bin zu einem Entschluss gekommen. Aber bevor ich diesen hier kund tun werde, wäre ich über den ein oder amdren Kommentar dankbar.


Artikel:
Hans-Christian Dirscherl | 26.02.2020 um 10:49

Das Forum Mobilkommunikation warnt mit Nachdruck davor, Handys im Bad aufzuladen. Anlass für die Warnung ist ein aktueller tödlicher Unfall.

Mädchen lädt Handy im Bad auf - tödlicher Stromschlag      

Das Forum Mobilfunkkommunikation FMK, eine freiwillige Interessensvertretung der österreichischen Mobilfunkbranche im Netzwerk des Fachverbandes der Elektro- und Elektronikindustrie (FEEI), warnt mit Nachdruckdavor, in Nassräumen Handys oder Smartphones aufzuladen. Der Grund für diese Warnung ist ein aktueller tragischer Unfall.

Der tödliche Unfall ereignete sich laut FMK am Sonntag, 23. Februar 2020, gegen 16:42 Uhr in Dornbirn im österreichischen Vorarlberg. Ein 11 Jahre altes Mädchen hatte ihr Handy in der Badewanne benutzt, während das Mobiltelefon an das Ladekabel angeschlossen war. Offensichtlich, so das FMK, fiel dem Mädchen das Mobiltelefon in das Badewasser. Die junge Frau erlitt dadurch einen tödlichen Stromschlag, wie die Obduktion ergab:Das Mädchen hatte starke Verbrennungsspuren.

Das FMK betont, dass Handys oder Smartphones, die für sich allein genommen ins Wasser fallen, keine Gefahr für die in der Badewanne sitzende Person darstellen. Die Mobiltelefone können durch das unfreiwillige Bad allenfalls kaputtgehen. Die niedrige Spannung des Akkus stellt laut FMK keine tödliche Gefahrenquelle dar.

Doch ganz anders stellt sich die Situation dar, wenn das Mobiltelefon mit der Netzsteckdose verbunden ist und dann ins Wasser fällt. In diesem Fall droht ein tödlicher Stromschlag. Denn in diesem Fall besteht über das Ladegerät in der Steckdose eine indirekte Verbindung zum Netzstrom. Diese Gefahr verschärft sich noch, wenn das Ladekabel in einer Steckdose steckt, die nicht geerdet ist. So etwas entspricht zwar nicht den seit Jahrzehnten geltenden Sicherheitsstandards, kommt aber mitunter bei Altbauten oder nach unfachmännisch durchgeführten "Bastelarbeiten" vor. In so einem Fall kann der Schutzschalter nicht schnell genug auslösen und die Stromzufuhr wird dadurch nicht schnell genug unterbrochen. Ein solcher Fall scheint sich ebenfalls in Dornbirn in Voralberg, allerdings bereits im Februar 2019, zugetragen zu haben:Damals starb eine junge Frau in der Badewanne.

Ladegeräte und -kabel sind laut FMK nicht für den Gebrauch in Nassräumen geeignet und üblicherweise auch nicht wasserdicht. Deshalb haben Ladegeräte generell in Nassräumen nichts zu suchen. In jedem Fall sollten nur Ladegeräte und Ladekabel mit dem CE-Prüfzeichen benutzt werden. Darauf sollte man besonders beim Kauf im Internet achten.

www.pc-welt.de
Funker
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Re: Mädchen lädt Handy im Bad auf – tödlicher Stromschlag

Beitrag von Funker »

Das Thema hatten wir aus aktuellem Anlaß schon einmal vor einem Jahr

viewtopic.php?f=16&t=17256&p=205685&hil ... ad#p205685

Der VDE Ausschuß Unfallforschung hat auf seiner Web Seite zu analogen Fällen folgendes bekanntgeben

https://www.vde.com/de/suf/todesfall-kassel-2013

Aus den bisherigen Untersuchungen lassen sich die folgenden Schlüsse ziehen:

•Eine Forderung zur Änderung der Schutzklasse für Haartrockner und Rasierapparate sowie die Einführung einer zusätzlichen Schutzleiters (PE-Elektrode) in den Geräten, damit die RCD-Auslösung bei zufälligem Betrieb im Wasser wahrscheinlicher wird, lässt sich nicht ableiten.
•Die Absenkung des Bemessungsfehlerstromes von RCD in Badstromkreisen von 30 mA auf 10 mA, wie in den USA üblich, könnte für verschiedene Unfallszenarien vorteilhaft sein.
•Es besteht keine Notwendigkeit, in den Normen den Einbau von 10-mA-RCD in die betreffenden Geräte – Haartrockner, Rasierapparat usw. – zu fordern.
•Die Annahme eines Unfalls, der wegen eines RCD mit zu geringer Empfindlichkeit für beide Kinder tödlich ausging, ist nach den Untersuchungen nicht gegeben. Auf Grundlage des untersuchten Unfalls ist deshalb keine Änderung der (bewährten) Normen nötig.

Im Rahmen der Untersuchungen ergaben sich für den VDE|SUF weitere Fragenstellungen, die in zusätzlichen Untersuchungen und Simulationen geklärt werden sollen.

https://www.vde.com/resource/blob/15981 ... d-data.pdf

Im Untersuchungsbericht wird erwähnt, daß folgende Probleme weiterabgeklärt werden sollen

A2 Auch weitere medizinische Evidenzen für tödliche Unfälle bei I < 10 mA sollten ver-folgt werden. Ebenso ist zu klären, welche Hintergründe zur Festlegung eines Bemes-sungsfehlerstromes (Bemessungsdifferenzstrom, früher Nennfehlerstrom In) Ir = 10 mA in den USA geführt haben.
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Wulff
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Re: Mädchen lädt Handy im Bad auf – tödlicher Stromschlag

Beitrag von Wulff »

Funker hat da wohl die wichtigen Links zitiert.

Weiterhin bitte ich zu bedenken, dass mit der Pressemeldung vielleicht nicht alle Fakten vollständig oder richtig dargestellt sind.

Mir fällt ein:

Kann es sein, dass eine Mehrfachverlängerung dazwischen war?

Kann es sein, dass ein Netzgerät minderwertiger Güte benutzt wurde und dieses ein derartiges Szenario verusacht hat? Ich habe bei dem Artikel (Hatte ich letzte Woche auch in Österreich gelesen) gestutzt, als die Rede von "starken Verbennungsspuren" war.

Siehe dann eben auch im zitierten Link von Funker.
E-Jens
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Re: Mädchen lädt Handy im Bad auf – tödlicher Stromschlag

Beitrag von E-Jens »

Hallo,

Kabel für Handyladegeräte habe eine sehr begrenzte Länge. Es liegt schon sehr nahe, dass eine Verlängerungsleitung genutzt wurde und diese auf den Badewannenrand gelegt wurde. Dann fehlt nur noch eine ungeschickte Bewegung und die 230 V liegen im Wasser. Leider auch mit einem tragischen Verlauf. Jeder denkende Mensch sollte wissen, dass so eine Konstruktion sehr gefährlich ist.
Gruß Jens
chris_hh
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Re: Mädchen lädt Handy im Bad auf – tödlicher Stromschlag

Beitrag von chris_hh »

Moin,
E-Jens hat geschrieben: Mittwoch 26. Februar 2020, 18:06 Kabel für Handyladegeräte habe eine sehr begrenzte Länge.
Im Zubehör sind ohne Probleme 2 und 5 Meter lange Lade- / Anschlusskabel (Leitungen) zu bekommen.

Und die netzteile können fehlerhaft sein, von den billig Dingern will ich gar nicht erst sprechen.
Besp:
http://www.produktrueckrufe.de/elektro- ... ilstecker2
http://www.produktrueckrufe.de/elektro- ... f-netzteil
Funker
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Re: Mädchen lädt Handy im Bad auf – tödlicher Stromschlag

Beitrag von Funker »

Danke für den Hinweis auf die Rückrufe.
Das hilft trotz gegensätzlicher Meinung des SuF beim weiteren Bohren dort,

Solange noch nicht jede Steckdose einen RCD davor hat, was erst in 70 Jahren so sein wird gehört kurzfristig der
portable RCD 10 mA beworben und analog zu den Forderungen auf Baustellen auch im privaten Bereich
in den Stecker jeder Verlängerungsleitung oder Stecker jedes Tischverteilers.
froebel88
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Re: Mädchen lädt Handy im Bad auf – tödlicher Stromschlag

Beitrag von froebel88 »

Im Jahr 2015 gab es 36 Stromunfälle mit Todesfolge in Deutschland. Demgegenüber stehen 3.459 Verkehrstote, also 100 mal so viele.
Sicher ist jeder Stromunfall einer zuviel. Allerdings sollte man vielleicht auch die Kirche im Dorf lassen. Eine 100%ige Sicherheit gibt es nicht. Dann hat man überall einen FI, aber aufgrund einer fehlerhaften Installation trotzdem Spannung auf dem Schutzleiter..
E-Jens
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Re: Mädchen lädt Handy im Bad auf – tödlicher Stromschlag

Beitrag von E-Jens »

Hallo,

es kommt darauf an, wie man solche Zahlen zusammenstellt. Man kann auch weitere durch die Nutzung von elektrischer Energie Geschädigte dazurechnen. Z.B. Brandopfer durch im weiteren Sinne elektrisch verursachte Brände oder Sekundärunfälle in Folge von Stromschlag.
Gruß Jens
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mikmik
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Re: Mädchen lädt Handy im Bad auf – tödlicher Stromschlag

Beitrag von mikmik »

E-Jens hat geschrieben: Mittwoch 26. Februar 2020, 21:24 es kommt darauf an, wie man solche Zahlen zusammenstellt. Man kann auch weitere durch die Nutzung von elektrischer Energie Geschädigte dazurechnen. Z.B. Brandopfer durch im weiteren Sinne elektrisch verursachte Brände oder Sekundärunfälle in Folge von Stromschlag.
In der Tat, Fehlerstromschutzeinrichtungen (RCDs) mit einem Bemessungsdifferenzstrom kleiner gleich 30 mA sind ja nicht nur Personenschutz, sondern gleichzeitig auch Brandschutz. Es ist mir zwar unverständlich, aber viele Wohnungseigentümer und Bauherren haben anscheinend intellektuell eher einen Zugang zum Thema Brandschutz. Personenschutz ist wohl zu abstrakt und triggert daher nicht, aber Brandschutz lässt die Leute hellhörig werden.

Es klingt zwar paradox, aber vielleicht gelingt es als Elektrofachkraft eher, den Kunden vom Brandschutz eines RCDs zu überzeugen und so in Situationen ohne Nachrüstforderung durch die Hintertür den Personenschutz zu erhöhen.

"Mach einen 10-mA-RCD ins Bad dann kokelt da nichts." zieht eher als "Mach einen 10-mA-RCD ins Bad, nicht dass noch jemand stirbt."
Funker
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Re: Mädchen lädt Handy im Bad auf – tödlicher Stromschlag

Beitrag von Funker »

Für die Interessenten einmal ein paar statistische Daten ohne großen Kommentar
Statistik_Brand_Elektrotote_1998_2017.pdf
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Statistik_Brand_Elektrotote_1998_2017.pdf
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