Mädchen lädt Handy im Bad auf – tödlicher Stromschlag

Alles Rund um das Thema Elektrotechnik das nicht über eigene Foren abgedeckt ist.
Probator
Null-Leiter
Beiträge: 729
Registriert: Montag 19. September 2016, 15:15

Re: Mädchen lädt Handy im Bad auf – tödlicher Stromschlag

Beitrag von Probator »

troete hat geschrieben: Mittwoch 26. Februar 2020, 14:40Ich finde einige Punkte in dem Artikel seltsam. Und ja, es ist schlimm das so etwas passiert. Dennoch habe ich eine Frage:

Kann man wirklich, rein theoretisch und alle "unglücksfaktoren" mit einkalkuliert durch 5VDC und max. 1500mA Ladestrom zu Tode kommen?!
Nein, definitiv nicht.
So ein Handyladegerät muss über ZWEI Schutzmaßnahmen verfügen:
1. Schutzkleinspannung
2. Schutztrennung (galvanische Trennung)

Bei gefälschten Billignetzteilen ist oft die Schutztrennung nicht gegeben, weil man den Transformator eingespart hat. So ein Gerät dürfte natürlich nie verkauft werden, man kann es trotzdem problemlos über die gängigen Versender im Internet kaufen.
meisterglücklich
Null-Leiter
Beiträge: 1662
Registriert: Mittwoch 26. Juli 2006, 15:18
Wohnort: Berlin

Re: Mädchen lädt Handy im Bad auf – tödlicher Stromschlag

Beitrag von meisterglücklich »

Ich habe letztes Jahr einen Fachvortrag eines Sachverständigen gehört, wo es um einen tödlichen Badewannenunfall mit Handyladegerät einer 16-jährigen ging. Die Ursache für Netzspannungspotential in der USB-Leitung war ein durchgeschlagener Kondensator zwischen Primär- und Sekundärkreis des Ladegerätes, wenn ich mich recht erinnere. So ganz galvanisch getrennt scheint es also nicht zu sein, denn ich dachte immer, die hohe Frequenz wird in einen von der Bauform sehr kleinen (Trenn-)Trafo eingespeist, für den die gleichen Sicherheitsanforderungen gelten, wie für klassisch gewickelte 50Hz-Trafos, also entweder räumlich getrennte Wicklungen auf Isolierkörper und Kopplung durchs Eisen oder eine Zwischenwicklung mit Schutzleiteranschluß, um einen Durchschlag von Primär auf Sekundär zu verhindern.
Daraufhin habe ich mir einen Prüfadapter für USB gebaut, um diesen Fehler bei Geräteprüfungen zu erfassen.
Jedoch kann so ein Bauteil jederzeit versagen, so daß die Geräteprüfung nicht als Lebensversicherung taugt.
Deshalb: Laden in der Badewanne nur mit Powerbank, aber natürlich nicht den Litiumakku in die Wanne fallen lassen, den dann... :D
Probator
Null-Leiter
Beiträge: 729
Registriert: Montag 19. September 2016, 15:15

Re: Mädchen lädt Handy im Bad auf – tödlicher Stromschlag

Beitrag von Probator »

Die Ursache für Netzspannungspotential in der USB-Leitung war ein durchgeschlagener Kondensator zwischen Primär- und Sekundärkreis des Ladegerätes, wenn ich mich recht erinnere. So ganz galvanisch getrennt scheint es also nicht zu sein, denn ich dachte immer, die hohe Frequenz wird in einen von der Bauform sehr kleinen (Trenn-)Trafo eingespeist, für den die gleichen Sicherheitsanforderungen gelten, wie für klassisch gewickelte 50Hz-Trafos, also entweder räumlich getrennte Wicklungen auf Isolierkörper und Kopplung durchs Eisen oder eine Zwischenwicklung mit Schutzleiteranschluß, um einen Durchschlag von Primär auf Sekundär zu verhindern.
Das ist richtig.
Ein ordentliches Netzteil muss so aufgebaut sein
- galvanische Trennung durch Trafo
- ausreichend Abstand zwischen Primär- und Sekundärkreis.

Auch ein Kondensator zwischen Primär- und Sekundärkreis kann vorhanden sein, dieser muss aber speziell für diese Anwendung gebaut sein (ähnlich wie bei Stichwort: X/Y-Kondensator). Im Fehlerfall muss er hochohmig werden, niemals durchschlagen. Wenn der Hersteller sparen will oder bei Materialmangel einfach andere Kondensatoren einbaut, ist das grob fahrlässig.

Es gibt sogar richtige Verbrecher, die sich den Trafo komplett sparen und ein Kondensatornetzteil verbauen. Dieses findet man legal in LED-Glühbirnen, aber dort hat man auch keinerlei berührbare Teile.
IH-Elektriker
Null-Leiter
Beiträge: 1840
Registriert: Mittwoch 9. Januar 2013, 11:18

Re: Mädchen lädt Handy im Bad auf – tödlicher Stromschlag

Beitrag von IH-Elektriker »

Probator hat geschrieben: Montag 2. März 2020, 11:20 Ein ordentliches Netzteil muss so aufgebaut sein
- galvanische Trennung durch Trafo
- ausreichend Abstand zwischen Primär- und Sekundärkreis.
Vor allem eine sichere galvanische Trennung, nicht nur "irgendeine" galvanische Trennung - sicher im Sinne einer SELV-Spannung.

Es macht Sinn nur namhafte Ladegeräte von Originalherstellern oder bewährten/bekannten Zubehörmarken zu kaufen und nich das billigste Teil vom Grabbeltisch oder Asiamarkt....und hoffen kein gefälschtes Gerät zu bekommen....
E-Jens
Null-Leiter
Beiträge: 710
Registriert: Freitag 16. Dezember 2016, 21:37
Wohnort: im Norden

Re: Mädchen lädt Handy im Bad auf – tödlicher Stromschlag

Beitrag von E-Jens »

Hallo,

leider finden immer wieder gefährliche Produkte ihren Weg zum Kunden.
Bei uns wurde vor einiger Zeit eine ganze Reihe Geräte Anschlusskabel mit C13 Steckdose ungeprüft in den in Umlauf gebracht. old-man1 Jetzt stellt sich heraus, dass der Schutzleiterwiderstand mit fast 0,4 mOhm nicht i.O. ist. :schimpf:
Diese Geräte Anschlusskabel kosteten auch nur ein viertel des jetzigen Preises. verd1
Gruß Jens
IH-Elektriker
Null-Leiter
Beiträge: 1840
Registriert: Mittwoch 9. Januar 2013, 11:18

Re: Mädchen lädt Handy im Bad auf – tödlicher Stromschlag

Beitrag von IH-Elektriker »

E-Jens hat geschrieben: Montag 2. März 2020, 16:49 leider finden immer wieder gefährliche Produkte ihren Weg zum Kunden.
Bei uns wurde vor einiger Zeit eine ganze Reihe Geräte Anschlusskabel mit C13 Steckdose ungeprüft in den in Umlauf gebracht.
Ich habe vor gut 10 Jahren mal mitbekommen das die Deutsche Bahn Dreifach-Steckdosenleisten eingekauft hat bei welchen in der Anschlussleitung mit zu geringem Querschnitt kein Schutzleiter vorhanden war. Die Steckdosenleisten trugen natürlich alle Prüfzeichen und das GS-Zeichen....

Ohne Erstprüfung fällt sowas nicht auf. Schaut ja augenscheinlich erst mal alles korrekt aus.

Um auf das Handyladegerät zurückzukommen: Wer macht im Privathaushalt schon eine Erstprüfung? Das dürften ein paar wenige "Freaks" sein, der Normalbürger kauft einfach und benutzt....
Heinrich
Null-Leiter
Beiträge: 127
Registriert: Montag 29. August 2016, 21:41

Re: Mädchen lädt Handy im Bad auf – tödlicher Stromschlag

Beitrag von Heinrich »

E-Jens hat geschrieben: Montag 2. März 2020, 16:49 Jetzt stellt sich heraus, dass der Schutzleiterwiderstand mit fast 0,4 mOhm nicht i.O. ist. :schimpf:
Das ist mir auch schon Untergekommen, das waren keine Kupferkabel, die Leiter waren aus magnetischen Stahl.
Man konnte aber schon aus der LeEitungsdicke abeliten das das niemals 3x0,75 sein konnte.

mfg
Antworten