Notstromaggregat

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Lichtbogen
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Notstromaggregat

Beitrag von Lichtbogen »

Hallo,
mein Schwiegersohn stellte mich neulich vor die Tatsache, er habe sich einen Notstromer gekauft .... kannst du mal....

Er will ihn für die Versorgung der Heizungspumpen, Gasheizgerät, vielleicht auch für ein wenig Licht und den Fernseher, Kühl-Gefrier-Kombi bei Netzausfall nutzen. Und damit das Ding auch "ab und zu" getestet wird, nimmt er ihn mit in den Garten (10km entfernt) und mäht damit den Rasen usw.

Vom Gerät ist mir nur bekannt: Max. 1600VA (kurzzeitig (???)), Dauerstrom 5A, 230V. Es sind 2 Schukosteckdosen dran, keine Sicherung, kein FI. Erdungsbolzen für Staberder, na gut! Es scheint ein DC-Generator mit nachgschaltetem WR zu sein, aus der Beschreibung ist das geflissentlich anzunehmen, mehr aber auch nicht! (Kein CE-Zeichen!)

Die Verwendung handelsüblicher Kleinverteiler scheidet aus, weil die mit 16A Sicherungen bestückt sind, ok könnte man umbauen, dann ist Garantie und CE futsch...

Was ich vorhabe:
Transportablen Schutzverteiler bauen, Sicherung 4A (D01), Fi 30mA und ganz kurze Verbindungsleitung vom Notstromer zu diesem Verteiler. Alles was dahinter "kommt" ist dann wenigstens "geschützt"..... damit habe ich auch kein Problem.
Transportabel deshalb, weil er ihn auch im Garten nutzen will. Hier wäre dann der Erdspies zu setzen.

Wäre das eine gangbare Lösung?

Gruß Claus
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Elt-Onkel
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Re: Notstromaggregat

Beitrag von Elt-Onkel »

Hallo,

mein Beileid.

Soooo einfach wird das nicht.

Eine grobe Daumenregel sagt,
daß so ein Aggi mindestens doppelt, besser dreifach so groß auszulegen ist, wie die Last.

Wenn kein CE dran ist, kann man auch kein CE kaputt machen.

Mal ganz grob:

1500 / 2 = ca. 700 VA

700 / 230 = maximal 3 Ampere

Meißt ist die Wicklung vom Aggi das Strombegrenzende Bauteil.
Mit anderen Worten:
Die Abschaltbedingungen der LS werden nicht erfüllt.
Die Wicklung brennt durch, bevor ein LS es merkt.

Noch schwieriger ist das Händeln der neumodischen Stromerzeuger mit eingebautem Inverter.
Mal abgesehen davon. daß der wunderschöne Sinus (den man problemlos erzeugen könnte) nicht da ist,
muß man ein Auge auf die Elektronik haben.
Ein Oszilloskop bringt Aufschluß über die Wellenform der abgegeben Spannung.
Bei Billiggeräten kann das schon mal ein 'modifizierter' Sinus sein.
Ob die Verbraucher das verdauen können, müsste man prüfen.

Dann müsste man sich mal Gedanken über die Netzform machen.

Die DGUV über Baustellen-Stromerzeuger ist bekannt ?

Dann lese ich was von Kühl-Gefrierkombination.

Ich nehme an, es ist konventionelle Technik mit Kompressor.
Da müsste man mal die Einschaltströme messen.
Ich fürchte, da hat ein (Standard) 800 Watt - Gerät so an die 10 Ampere Einschaltstrom.
Ergo dürfte das Aggi etwa 3 Nummern zu klein sein.


Stromerzeuger_DGUV_2.jpg
Olaf S-H
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Re: Notstromaggregat

Beitrag von Olaf S-H »

Moin Lichtbogen,

diese Geräte sind nicht für die Speisung fester Installationen geeignet.

Ohne CE darf das Gerät hier nicht betrieben werden. Den von Dir beschriebenen "Verteiler" musst Du auch CE-kennzeichnen (als Hersteller). Insofern würde ich Herrn Schwiegersohn viel Spaß mit dem Schnäppchen wünschen und mich da komplett raushalten.

Gruß Olaf
Dies ist keine rechtsverbindliche Auskunft sondern meine Meinung bzw. mein Tipp für den Bereich der Bundesrepublik Deutschland! Die einschlägigen Normen/Vorschriften (z. B. DIN, VDE, TAB, DGUV, TRBS, BekBS, NAV, EN, LBO, LAR, ArbStättV, BetrSichV, ProdSG, ...) sind zu beachten. Ein Rechtsanspruch kann hieraus nicht abgeleitet werden. Die Nennung von Fundstellen in Regelwerken stellt keine Rechtsberatung sondern nur die Sichtweise des Verfassers dar.
vde1
Für elektrotechnische Laien gilt: Dieser Beitrag erläutert die technischen Zusammenhänge. Die Umsetzung obliegt den konzessionierten Fachbetrieben (§13(2)NAV).

"Wer eine Handlung begeht, der übernimmt auch alle daraus folgende Pflichten." §33 I-3 prALR 1794
Lichtbogen
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Re: Notstromaggregat

Beitrag von Lichtbogen »

Hallo Elt-Onkel und Olaf S-H,
erst mal vielen Dank für eure schnellen Antworten. Und ja, die Bedenken wie ihr sie darlegt, hatte ich auch schon. Keine Ahnung, ob der Inverter (es ist mMn einer) die Sicherung auslösen kann. Man könnte es ja probieren..... traue ich mich aber nicht, weil die Transistoren des Inverters meist die schnelleren "Sicherungen" sind. (Und "blamieren" möchte ich mich nicht)
Elt-Onkel hat geschrieben: Mittwoch 19. Dezember 2018, 02:26 daß so ein Aggi mindestens doppelt, besser dreifach so groß auszulegen ist, wie die Last.

Mit 1200VA Dauerleistung ist der Notstromer praktisch reichlich bemessen. 200W für die 2 Kühlgeräte, ca.120W Licht, ca. 120W Fernseher, ca. 100W für Heizgerät incl. Pumpe = 560W. Mehr soll nicht sein. Ein Anschluß an die Hausinstallation ist nicht vorgesehen. "Fliegende" Installation mit Verlängerungsleitungen.....
Elt-Onkel hat geschrieben: Mittwoch 19. Dezember 2018, 02:26 Die DGUV über Baustellen-Stromerzeuger ist bekannt ?
Leider nein! Früher (vor 12 Jahren) habe ich in einem PSW gearbeitet. Dort standen ganz andere Aufgaben auf der Tagesordnung. Hausinstallation gehörte jedenfalls nicht zu meinen Aufgaben. Notstromanlagen auch nicht, jedenfalls nicht solche wie beschrieben....
Elt-Onkel hat geschrieben: Mittwoch 19. Dezember 2018, 02:26 Bei Billiggeräten kann das schon mal ein 'modifizierter' Sinus sein.
Ob die Verbraucher das verdauen können, müsste man prüfen.
Da kann ich meinen Oszie mal wieder benutzen, das bekomme ich raus.
Elt-Onkel hat geschrieben: Mittwoch 19. Dezember 2018, 02:26 Ich nehme an, es ist konventionelle Technik mit Kompressor.
Da müsste man mal die Einschaltströme messen.
Das Thema ist mir bekannt von meiner PVA. Der erste WR (2000W kurzzeitig Spitze) hat es nicht geschafft, mit seiner "Sanftanlauffunktion" hat er noch das Starter-Relais des KS zerstört.

Lange Rede..... werde mal versuchen ihm das Ding auszureden. Hoffentlich kann er es wieder zurückbringen, Geld zurück meine ich.
Wenn nicht, wird er sicher einen seiner Kumpels "bemühen", die können das. Da sehe ich noch das größere Problem.....

Warum solche Geräte überhaupt im Geschäft/im Internet für "Jedermann" angeboten werden, erstaunt mich! Dazu die recht "aussagefähige" Beschreibung, wo und wie man Benzin auffüllt aber kein Wort zur Elektrik. Nicht der geringste Hinweis zur Absicherung, Erdung (Erdspies), Personenschutz (FI z.B.) .... NICHTS!
Gruß Claus
IH-Elektriker
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Re: Notstromaggregat

Beitrag von IH-Elektriker »

Lichtbogen hat geschrieben: Mittwoch 19. Dezember 2018, 10:18 Warum solche Geräte überhaupt im Geschäft/im Internet für "Jedermann" angeboten werden, erstaunt mich! Dazu die recht "aussagefähige" Beschreibung, wo und wie man Benzin auffüllt aber kein Wort zur Elektrik. Nicht der geringste Hinweis zur Absicherung, Erdung (Erdspies), Personenschutz (FI z.B.) .... NICHTS!
Ich erinnere mich noch lebhaft an den Jahreswechsel 1999 zu 2000. Stichwort Jahr2000-Problematik oder kurz Y2K, war damals in aller Munde. Man hatte Angst (echte Angst) das die Versorgungsnetzte wegen dem Datumsüberlauf in den Rechnern zusammenbrechen könnten.

Da boomte der Verkauf von Notstromaggregaten in den Baumärkten. Und schon damals waren die Dinger im unteren Preissegment von der elektrischen Seite her eher katastrophal – und die Dinger so gegen Ende November völlig ausverkauft, meistens an elektrotechnische Laien. Ohne großartige Anleitung wie so ein Moppel sicher zu betreiben ist.

Neu ist das Thema also nicht. Verschärft sich vielleicht nur dadurch das inzwischen immer mehr Geräte fernöstlicher Herkunft mit gefälschtem oder ohne CE in den Umlauf kommen, tlw. über Händler oder auch via „Direktimport“ auf Amazon oder Ebay….
Lichtbogen
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Re: Notstromaggregat

Beitrag von Lichtbogen »

Hallo,
nun habe ich mich seit paar Stunden damit beschäftigt, ein brauchbares Notstrom-Gerät zu finden. Fehlanzeige! Alles irgendwie genau so "gut oder weniger gut".

Wenn ich dem Schwiegersohn das Gerät "abschwatzen" kann, was biete ich ihm dafür als Alternative an? Ich finde nichts! Womöglich kann er es nicht einmal zurückschicken/zurückgeben.....
Ich glaube: Im Fall des Falles startet er den Notstromer, steckt den Stecker rein, verteilt den Strom mit div. Verlängerungen und Steckdosenverteilern auf die Geräte und ist "glücklich"! Alles ohne Personenschutz und mit viel Kabelsalat. (ich kenn doch meinen "Pappenheimer"!)

Es gibt doch Zwischensteckdosen mit PRCD! Mit "CE-Zeichen" und für den Außenbereich geeignet IP54! Den so präparierten Notstromer kann er dann auch mit in den Garten nehmen. idee1
Sicherung fehlt noch! Es kann ja sein, das die Invertertechnik bei Überlast abschaltet. Steht aber nirgendwo!

Ganz "hängenlassen" will ich ihn aber auch nicht!
Olaf S-H hat geschrieben: Mittwoch 19. Dezember 2018, 06:32 Insofern würde ich Herrn Schwiegersohn viel Spaß mit dem Schnäppchen wünschen und mich da komplett raushalten.
Einfach kapitulieren?

Gruß Claus
IH-Elektriker
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Re: Notstromaggregat

Beitrag von IH-Elektriker »

Lichtbogen hat geschrieben: Mittwoch 19. Dezember 2018, 14:25
Ich glaube: Im Fall des Falles startet er den Notstromer, steckt den Stecker rein, verteilt den Strom mit div. Verlängerungen und Steckdosenverteilern auf die Geräte und ist "glücklich"! Alles ohne Personenschutz und mit viel Kabelsalat. (ich kenn doch meinen "Pappenheimer"!)

Genau so würden das vermutlich die meisten normalsterblichen Privatnutzer tun. Ausgenommen sind vielleicht die EFK welche sich mit Aggregaten auskennen (was auch nicht alle sein dürften, außerdem haben die Schuster immer die schlechtesten Schuhe…. ;) ) sowie ein paar Leute welche den Umgang mit dem Moppel von Feuerwehr oder THW o.ä. Organisationen her kennen.

Ich sehe allerdings solche Konstrukte mit quasi fliegender Verkabelung auch als fragwürdig an. Zu schnell besteht die Gefahr der Überlast – häng doch noch schnell dieses oder jenes Gerät mit einer Dreifachdose mit drauf – von den anderen Gefahren will ich gar nicht reden. Dazu kommt noch das so freifliegend verlegte Leitungen eine zusätzliche Gefahrenquelle darstellen durch Einklemmen in Türen, Fenster usw. oder ganz einfach auch durch die Verwendung ungeeigneter Leitungsmaterialien gerade jetzt im Winter, Stichwort Leitung mit PVC-Mantel und Minustemperaturen und sowas. Gerade wenn so freifliegende Netze von Laien betrieben werden ist das Verständnis warum man dieses oder jenes nicht tun sollte eben mangels Fachwissen nicht vorhanden und die EFK wird zum Trockenobstausscheider und Spaßverderber….
Olaf S-H
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Re: Notstromaggregat

Beitrag von Olaf S-H »

Lichtbogen hat geschrieben: Mittwoch 19. Dezember 2018, 14:25 ... Einfach kapitulieren? ...
Moin Claus,

ist es Dein Krieg? Warum neigen Elektriker immer dazu, sich anderer Leute Schuhe anzuziehen?

Wenn Du ihm gesagt hast, dass der Gedanke nicht gut ist, dann lass ihn doch machen, was er will. Oder glaubst Du ernsthaft, dass Du mit Deinen Argumenten eine Chance hast?

Gruß Olaf
Dies ist keine rechtsverbindliche Auskunft sondern meine Meinung bzw. mein Tipp für den Bereich der Bundesrepublik Deutschland! Die einschlägigen Normen/Vorschriften (z. B. DIN, VDE, TAB, DGUV, TRBS, BekBS, NAV, EN, LBO, LAR, ArbStättV, BetrSichV, ProdSG, ...) sind zu beachten. Ein Rechtsanspruch kann hieraus nicht abgeleitet werden. Die Nennung von Fundstellen in Regelwerken stellt keine Rechtsberatung sondern nur die Sichtweise des Verfassers dar.
vde1
Für elektrotechnische Laien gilt: Dieser Beitrag erläutert die technischen Zusammenhänge. Die Umsetzung obliegt den konzessionierten Fachbetrieben (§13(2)NAV).

"Wer eine Handlung begeht, der übernimmt auch alle daraus folgende Pflichten." §33 I-3 prALR 1794
OChatter
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Re: Notstromaggregat

Beitrag von OChatter »

Alles was (P)RCD-Schutz betrifft, wirst bei dem Aggri eh vergessen können.
Die Erdungsschraube ist völlig sinnfrei nur für das Erden des Gehäuses (und meinetwegen noch des PE im Leitungsnetz) nutzbar. L und N sind aber zu 99% isoliert dagegen. Da kann ein RCD beim Erstfehler nicht auslösen und beim Zweitfehler nur dann, wenn sich die Fehlerkombination auf beide Seiten des RCD verteilt. RCD-Schutz nur sinnvoll möglich, wenn jedes (SK I-)Gerät/Schuko-Abgang (auch an nachfolgenden Verteilern!) einen eigenen RCD bekommt.
Alternativ einen Pol bewusst erden (Schutzbox mit Brücke N-PE in der Einspeisung. Dann schützt ein RCd alles, was auf seiner anderen Seite als die Erdungsbrücke liegt) oder Isolationsüberwachung verbauen.
Probator
Null-Leiter
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Re: Notstromaggregat

Beitrag von Probator »

Es handelt sich bestimmt um einen schutzgetrennten Generator.
Also ist ein Erdspieß genauso sinnlos wie ein Fi für alle Steckdosen.

Ich würde ihm einen schönen Verteiler bauen mit einem 2-poligen FI vor jeder einzelnen Steckdose.
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