Schutzleiter zweckentfremden?

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edison
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Beitrag von edison »

kevcali hat geschrieben:
Ich weiss ja nicht, ob Du selbstständig bist oder irgendwo angestellt. Jedenfalls kannst Du/Deine Firma nicht viel Geld verdienen, wenn man für jede Steckdose so nen "ta-ra" macht. Nemmen wir an, eine Steckdose bei Dir Zuhause ist kaputt, Du wechselst diese aus und hast gerade kein Gerät zum messen zur Verfügung. Rufst Du dann nen Betrieb an und lässt DIE messen?
Wenn ich sowas lese werd ich wütend !
Die Messung muß genmacht werden und zwar von allen!
Ansonsten verschafft man sich gegenüber denen, die wirklich messen einen Vorteil auf kosten der Sicherheit des Kunden!

Der Sinn eines solchen Gerätes liegt ja nicht darin es nur zu besitzen und vorzeigen zu können, man muß es auch benutzen.
raftinthomas
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Beitrag von raftinthomas »

mahlzeit,

erlaubt, dass ich mich an dieser stelle mal einblende, auch wenns ot wird.
ich selbst bin tischlermeister und habe darf mich seit etwa 2 jahren elektrofachkraft im tischlerhandwerk nennen. so ganz ohne vorahnung bin ich aufgrund meiner schulischen ausbildung auch nicht, und bevor ich tischler wurde, habe ich für eine elektrofirma gejobbt.
seit ich og "ausbildung" (darüber lässt sich auch trefflich streiten) genoss, habe ich es mir zu eigen gemacht, mal auf baustellen so "rumzuschnüffeln", wie denn die verschiedenen elektriker(unternehmen) so arbeiten. 1 guckt man ja gern mal rechts und links, um nicht dumm zu sterben, und 2. ist es ja immer interessant, wie die praxis aussieht.
ich habe für die gleich folgende aussage mal in dem "anderen" forum ne menge schimpfe eingefahren, aber: ich habe bisher KEINEN einzigen elektriker erlebt, der solche messungen nach installation vornahm. keine abnahme/übergabeprotokolle nach 0100, keine gerätemessungen nach 701.
OT:sowas machen wir nur in schulen, kindergärten oder krankenhäusern.
natürlich ist es möglich, dass meine stichprobengruppe mit 10 unternehmen zu klein ist, zufällig genau nur schwarze schafe erwischt hat und hier im westzipfel eh nur geproscht wird, aber ganz ehrlich: ist das wahrscheinlich ?
und dann fragt doch mal jetzt, fast mitte des 3. lehrjahres in einer berufsschulklasse nach, wer von den azubis solche prüfgräte überhaupt schon mal im betrieb GESEHEN hat...
und insofern bin ich immer etwas skeptisch, wenn hier auf solche messungen bei erweiterung einer 2. steckdose insistiert wird.
ich weiss, ausgangspunkt war ursprünglich der missbrauch von einem schutzleiter, und bloss weil andere scheisse bauen, muss es nicht jeder tun, und redlich wirds dadurch auch nicht. man sollte aber auch nicht so tun, als käme da jemand auf eine VÖLLIG abstruse idee.


soweit denn mal mein senf, grüsse vom thomas

edit: als problem taucht dann nämlich nach der forenempfehlung "fachbetrieb" folgendes auf: der kunde ruft den elektriker, der ihm die steckdose anklemmt und nach duspolmessung sagt: "alles in ordnung. nee, da brauch nicht weiter gemessen zu werden, zumal die alte steckdose ja in ordnung war, oder?" resultat: der kunde denkt "das hätt ich auch gekonnt" und fühlt sich vom forum "suboptimal informiert".
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harmi
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Beitrag von harmi »

raftinthomas hat geschrieben:mahlzeit,

erlaubt, dass ich mich an dieser stelle mal einblende, auch wenns ot wird.
ich selbst bin tischlermeister und habe darf mich seit etwa 2 jahren elektrofachkraft im tischlerhandwerk nennen.
Hi Thomas,

verzeih meine Neugier:

Wie wird man das?
Bist du schriftlich ernannt oder hast du gar eine Prüfung abgelegt?
Bist du elektrotechnisch unterwiesene Person oder Elektrofachkraft für festgelegte Tätigkeiten?
Ist dein elektrotechnisches Aufgabengebiet schriftlich festgelegt?

so ganz ohne vorahnung bin ich aufgrund meiner schulischen ausbildung auch nicht, und bevor ich tischler wurde, habe ich für eine elektrofirma gejobbt.
seit ich og "ausbildung" (darüber lässt sich auch trefflich streiten) genoss, habe ich es mir zu eigen gemacht, mal auf baustellen so "rumzuschnüffeln", wie denn die verschiedenen elektriker(unternehmen) so arbeiten. 1 guckt man ja gern mal rechts und links, um nicht dumm zu sterben, und 2. ist es ja immer interessant, wie die praxis aussieht.
kann sicher nicht schaden...
ich habe für die gleich folgende aussage mal in dem "anderen" forum ne menge schimpfe eingefahren, aber: ich habe bisher KEINEN einzigen elektriker erlebt, der solche messungen nach installation vornahm. keine abnahme/übergabeprotokolle nach 0100, keine gerätemessungen nach 701.
OT:sowas machen wir nur in schulen, kindergärten oder krankenhäusern.
natürlich ist es möglich, dass meine stichprobengruppe mit 10 unternehmen zu klein ist, zufällig genau nur schwarze schafe erwischt hat und hier im westzipfel eh nur geproscht wird, aber ganz ehrlich: ist das wahrscheinlich ?
und dann fragt doch mal jetzt, fast mitte des 3. lehrjahres in einer berufsschulklasse nach, wer von den azubis solche prüfgräte überhaupt schon mal im betrieb GESEHEN hat...
Ich vermute mal, dass du da nicht so ganz falsch liegst, aber es gibt auch "weiße Schafe". ]
und insofern bin ich immer etwas skeptisch, wenn hier auf solche messungen bei erweiterung einer 2. steckdose insistiert wird.
ich weiss, ausgangspunkt war ursprünglich der missbrauch von einem schutzleiter, und bloss weil andere scheisse bauen, muss es nicht jeder tun, und redlich wirds dadurch auch nicht. man sollte aber auch nicht so tun, als käme da jemand auf eine VÖLLIG abstruse idee.


soweit denn mal mein senf, grüsse vom thomas[/QUOTE]

Skepsis und Mißtrauen haben im rechten Moment noch niemandem geschadet ;)

gruß, harmi
Gruß, der Harmi

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raftinthomas
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Beitrag von raftinthomas »

hallo harmi !

zitat:
Hi Thomas,

verzeih meine Neugier:

Wie wird man das?
Bist du schriftlich ernannt oder hast du gar eine Prüfung abgelegt?
Bist du elektrotechnisch unterwiesene Person oder Elektrofachkraft für festgelegte Tätigkeiten?
Ist dein elektrotechnisches Aufgabengebiet schriftlich festgelegt?

zitatende

neugier ist (fast) immer gut, insofern gibts da nix zu verzeihen....

efk im tischlerhandwerk ist efk für festgelegte tätigkeiten. allerdings ist das wohl auch nicht sooo extakt festgelegt. jedenfalls lt unsers damaligen dozenten. ebenjener ist auch dozent an der meisterschule (für elektriker selbstverständlich).
der kurs bestand aus 80 stunden theorie und praxis, anschliessend ne prüfung. kernpunkt für uns holzverarbeiter ist eigentlich das anklemmen von e-herden, rolladen und der einbau von leuchten in möbel etc.
meiner natürlich unmassgeblichen meinung nach hätten von den 9 teilnehmern mindestens 4, eher aber 7 durch die prüfung fallen müssen.
für mich ist das, ähnlich wie im meisterschulbereich, reine geldmache.
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harmi
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Beitrag von harmi »

raftinthomas hat geschrieben:meiner natürlich unmassgeblichen meinung nach hätten von den 9 teilnehmern mindestens 4, eher aber 7 durch die prüfung fallen müssen.
für mich ist das, ähnlich wie im meisterschulbereich, reine geldmache.
Danke für die Antwort. Das muss ich jetzt erst mal verdauen...:(

Gruß, harmi
Gruß, der Harmi

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Olaf S-H
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Beitrag von Olaf S-H »

raftinthomas hat geschrieben:hallo harmi !
...
der kurs bestand aus 80 stunden theorie und praxis, anschliessend ne prüfung. kernpunkt für uns holzverarbeiter ist eigentlich das anklemmen von e-herden, rolladen und der einbau von leuchten in möbel etc.
...
Moinmoin raftinthomas,

hat der "Lehrer" Euch auch in die Anlagen- und Geräteprüfung eingewiesen?

Gruß Olaf
Dies ist keine rechtsverbindliche Auskunft sondern meine Meinung bzw. mein Tipp für den Bereich der Bundesrepublik Deutschland! Die einschlägigen Normen/Vorschriften (z. B. DIN, VDE, TAB, DGUV, TRBS, BekBS, NAV, EN, LBO, LAR, ArbStättV, BetrSichV, ProdSG, ...) sind zu beachten. Ein Rechtsanspruch kann hieraus nicht abgeleitet werden. Die Nennung von Fundstellen in Regelwerken stellt keine Rechtsberatung sondern nur die Sichtweise des Verfassers dar.
vde1
Für elektrotechnische Laien gilt: Dieser Beitrag erläutert die technischen Zusammenhänge. Die Umsetzung obliegt den konzessionierten Fachbetrieben (§13(2)NAV).

"Wer eine Handlung begeht, der übernimmt auch alle daraus folgende Pflichten." §33 I-3 prALR 1794
geloescht

Beitrag von geloescht »

Ich kann dem, was Thomas geschrieben hat teilweise zustimmen. Dort wo ich tätig bin war das Messen und Prüfen über lange Jahre verpönt. Bis es einen Elektriker erwischt hat (nicht der Strom, sondern der Staatsanwalt) seitdem ist das Prüfen der Schutzmassnahmen Gegenstand der Abschlussprüfungen.

In anderen Regionen hat man diese Erfahrung wohl noch nicht gemacht!

Gruß

Karl
Olaf S-H
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Beitrag von Olaf S-H »

Moinmoin Karl,

in meiner Lehrfirma (sehr lange her) wurde auch kaum gemessen (Chef war im Prüfungsausschuß bei der Innung). Bei einem anderen Arbeitgeber (Chef ist "Würdenträger" bei der Innung) kam die Ausrede, daß das Material so gut sei, daß wir das Messen sparen. Soviel zum Thema Innung.

Ich empfinde das Prüfen (Besichtigen, Erproben, Messen) als sehr wichtig. Ich habe schon so einige unter Spannung stehende Schutzkontakte, vertauschte N- und PE-Leiter, fehlende Schutzleiter und fehlende aktive Leiter gefunden. Fehler macht jeder, auch ich. Aber die Messungen helfen, Fehler zu finden. Die Duspole zeigen auch Netzspannung an, wenn die Schleifenimpedanz so hoch ist, daß die Sicherung nie auslösen würde. Daher darf/kann/soll man so nicht prüfen.

Gruß Olaf
Dies ist keine rechtsverbindliche Auskunft sondern meine Meinung bzw. mein Tipp für den Bereich der Bundesrepublik Deutschland! Die einschlägigen Normen/Vorschriften (z. B. DIN, VDE, TAB, DGUV, TRBS, BekBS, NAV, EN, LBO, LAR, ArbStättV, BetrSichV, ProdSG, ...) sind zu beachten. Ein Rechtsanspruch kann hieraus nicht abgeleitet werden. Die Nennung von Fundstellen in Regelwerken stellt keine Rechtsberatung sondern nur die Sichtweise des Verfassers dar.
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geloescht

Beitrag von geloescht »

Hallo Olaf,

Du rennst offene Türen ein!

Gruß

Karl
raftinthomas
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Beitrag von raftinthomas »

der dozent war auch der prüfer (imho völlig daneben).
die prüfung bestand aus 3 stk prüfungen nach 701 mit protokollerstellung. aber da stand niemand dabei, wenn geprüft wurde...
ausserdem musste bei ner widerstandsreihenschaltung (ihr wisst, sone parallelschaltung ist einfach schon zu schwer, da kommt ja kehrwert drin vor) strom und spannung gemessen werden, und daraus die widerstände errechnet werden.
ausserdem gabs ne theorie, die sich vor allem mit schutzmassnahmen, schutzbereiche, gefahren durch körperströme etc befasste. waren aber WIRKLICH leichte aufgaben, jedenfalls zum bestehen.
ich bin mir sicher, dass bei der prüfung ausser mir (eigenlob stinkt!) keiner den unterschied zwischen strom und spannung hätte erklären können. was netzformen sind, hat auch bei der erklärung schon keiner verstanden.
die meisten der teilnehmer waren von ihrem chef hingeschickt worden und hatten seit mindestens 15 jahren keine prüfung mehr gemacht. bruchrechnen glückssache.
es wurde zur "auflage" gemacht, sich nach dem kurs ein 701/702 messgerät zu kaufen. lt dozent gibts alle 3-4 jahre ein "update" des kurses , und wer dann kein gerät hat oder nicht teilnimmt, muss seinen "lappen" zurückgeben. wers glaubt.
noch was zur meisterprüfung. ich wollte da keinem von euch zu nah treten, ich kann da natürlich erst mal nur für uns tischler sprechen. da aber kammerübergreifend, ich kenne keinen, der nur ansatzweise zufrieden war. imho erkennt man das auch daran, dass ich wirklich niemanden kenne, der meisterschule begonnen hat, und nicht auch irgendwann den brief in händen hielt. sowas gibts auf keiner hochschule.
ausserdem ist unsere prüfungsordnung und deren anforderungen etwa auf dem stand von 1965, völlig realitätsfremd. die vorbereitung auf eine selbstständigkeit (womit die kammern ja gern werben) ist unter aller sau, begründung ist, man müsse ja vor allem auf die PRÜFUNG vorbereiten. die lässt sich aber auch locker mit gesellenprüfungswissen besten.

so, genug abgekozt....
ich fänds natürlich auch interessant, wie das bei eurem gewerk so gesehen wird. soweit ich das mitbekommen habe, etwas anders. ihr seid ja allein durch normänderungen zu etwas mehr aktualität verpflichtet....

beste grüsse vom westzipfel, thomas
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