Sickerschacht

Für alles was nicht in die anderen Boards passt
Olaf S-H
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Sickerschacht

Beitrag von Olaf S-H »

Moin zusammen,

gestern war Starkregen und heute habe ich ein neues "Projekt". Ich muss einen Sickerschacht (Rigole) bauen. Die alte Versickerung tut es nicht mehr.

Bisher sind mir 3 Bauformen bekannt:

Betonringe mit ca. 2 m Druchmesser und einem Kiesbett
durchlöcherter Kunststoffschacht mit Kiesfüllung außerhalb des Schachtes
"umgedrehte Getränkekisten"

Mein Problem: Mit einem Bagger wird es ohne größeren Kollateralschaden nichts.

Wir haben eine ca. 1 m bis 1,5 m mächtige Mutterbodenschicht. Danach kommt Sand. Für Ideen und Gedanken hierzu bin ich aufgeschlossen.

Gruß Olaf
Dies ist keine rechtsverbindliche Auskunft sondern meine Meinung bzw. mein Tipp für den Bereich der Bundesrepublik Deutschland! Die einschlägigen Normen/Vorschriften (z. B. DIN, VDE, TAB, DGUV, TRBS, BekBS, NAV, EN, LBO, LAR, ArbStättV, BetrSichV, ProdSG, ...) sind zu beachten. Ein Rechtsanspruch kann hieraus nicht abgeleitet werden. Die Nennung von Fundstellen in Regelwerken stellt keine Rechtsberatung sondern nur die Sichtweise des Verfassers dar.
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Für elektrotechnische Laien gilt: Dieser Beitrag erläutert die technischen Zusammenhänge. Die Umsetzung obliegt den konzessionierten Fachbetrieben (§13(2)NAV).

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karo1170
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Re: Sickerschacht

Beitrag von karo1170 »

Olaf S-H hat geschrieben: Sonntag 28. Juni 2020, 16:50 Moin zusammen,

gestern war Starkregen und heute habe ich ein neues "Projekt". Ich muss einen Sickerschacht (Rigole) bauen. Die alte Versickerung tut es nicht mehr.
Ich denke, mit dieser Anfrage duerfte nebenan im expertenforum-bau.de der bessere Platz sein, um fundierte Auskunft zu erhalten. Dort sind einige aktiv, die mit Rigolen und Wassertechnik fit sind.
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Elt-Onkel
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Re: Sickerschacht

Beitrag von Elt-Onkel »

Hallo,

man wende sich an einen Bauingenieur seines Vertrauens und frage ihn.
Am Besten einen mit Bauvorlageberechtigung - so wie ich.

Mein Wasserbauprofessor hat immer erzählt,
man könne in jedem Boden versickern - es ist nur eine Frage der Zeit.

Rigolen sind schön anzusehen - man braucht aber viel Fläche.

Eine Schachtversickerung braucht Tiefbau, und jobbt immer.

Ein Schluckbrunnen muß bis zum zweiten GW-Stockwerk abgeteuft werden.

Es gibt also Mittel und Wege...


...
Olaf S-H
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Re: Sickerschacht

Beitrag von Olaf S-H »

Moin Elt-Onkel,

GW-Stockwerk 2 haben wir vermutlich in 3 m Tiefe.

Ich werde die nächsten Tage mal die Liegenschaftsdaten aufnehmen - z. B. Dachfläche, Geändeprofil, ... Dann sehe ich, in welcher Tiefe ich ungefähr am Versickerungsbauwerk ankomme.

Der Größenwahn hat auch schon wieder zugeschlagen: Rigole als begehbarer Betonhohlkörper aus Ortbeton. Mal sehen, was am Ende rauskommt.

Gruß Olaf
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ThomasR
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Re: Sickerschacht

Beitrag von ThomasR »

1996 hatten wir ein Haus gekauft, bei dem der Garten noch nicht fertiggestellt war. Im Kaufvertrag stand etwa "das Oberflächenwasser wird im hinteren Teil des Gartens in einer Muldenrigole versickert". Da haben wir uns nichts dabei gedacht, bis irgendwann der große Bagger anrückte und anfing uns den Garten umzugraben. Von da ab wußte ich was eine Rigole und ihre Varianten sowie ein "Bemessungsregen" ist. Das Stichwort kann man bei Wiki nachschlagen. Das Ganze stammt aus dem "Landeswasserhaushaltsgesetz NRW" von 1995.

Dann kommt da noch die Schluckfähigkeit des jeweiligen Bodens. Und die Wasserschutzzone nicht vergessen!

Um es kurz zu machen: das kann beliebig kompliziert werden und etwas professionelle Hilfe wäre angebracht. Sonst baust du dir unnötigerweise eine riesige unterirdische Kaverne, bekommst Ärger mit dem Wasserwerk oder im anderen Extrem immer noch nasse Füße.

Wir hatten die Stadt und den Bauträger verklagt (weil aus dem Kaufvertrag der Flächenverbrauch nicht ersichtlich war) und uns letztlich auf eine Lösung mit Zisterne und nachgeschaltetem Beregner geeinigt. Bei einem bestimmten Wasserstand in der Zisterne beginnt die Pumpe zu fördern und bringt das Wasser über mehrere Regner großflächig auf dem Grundstück aus. Damit wurde das ganze Grundstück zu einer Muldenrigole und alle Auflagen waren erfüllt. Das war sogar etwas billiger und erzeugte vor allem keinen Flächenverbrauch. Natürlich kann man (verbotenerweise) den Wasserstand in der Zisterne steigen lassen und erst später die Beregnung einschalten. Oder unterirdisch einen (verbotenen) Überlauf ins Kanalsystem schaffen. Oder, oder, oder....
Olaf S-H
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Re: Sickerschacht

Beitrag von Olaf S-H »

Moin Thomas,

vielen Dank mit dem Hinweis auf das Baurecht. Dies ist hier aber kein Problem, da der Bebauungsplan angiebt, dass auf den Grundstück versichert werden muss. Einige Grundstücke weiter haben die Häuser aus gutem Grund eine weiße Wanne oder keinen Keller. Diese Grundstücke müssen an die Regenwasserkanalistion angeschlossen werden.

Gruß Olaf
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ThomasR
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Re: Sickerschacht

Beitrag von ThomasR »

Hallo Olaf,

das hat mit Baurecht nur wenig zu tun. Hier in NRW waren die Grünen ab 1995 in Regierungsverantwortung und haben dieses Gesetz zur Regelung der Regenwassernutzung vorangebracht. Aber auch in deiner Kommune in SH (Vermutung?) wird es eine "Oberflächenwasserentsorgungssatzung" geben, die das im Detail regelt. Daraus ergeben sich dann die Auflagen im Bebauungsplan der Gemeinde.

Eine UNTERIRDISCHE Versickerung (ohne vorgeschalteten Filter) ist die schlechteste Möglichkeit, weil damit sämtliche gesammelten Partikel im Regenwasser ungefiltert in den Untergrund gehen. Je nach Umgebung/Eintrag durch Industrie etc. kann das zur regelrechten "Vergiftung" des Grundwassers führen. Daher werden heute überwiegend "Muldenrigolen" vorgeschrieben. Dabei wird das Oberflächenwasser AUF den Mutterboden in einer Mulde geleitet, durch den es dann in den Untergrund sickert. Ist der Boden darunter nicht aufnahmefähig, würde das ein See (mit Mückenplage etc.) Daher wird in diesen Fällen darunter ein großvolumiges Kiesbett gelegt, um das gefilterte Wasser solange aufzunehmen. Aus diesem "Speicher" wird das Wasser dann langsam in den Boden ringsum abgegeben. Daher muß auch die Größe dieses Kiesspeichers gut bedacht werden, sonst ist der zu schnell voll und man hat wieder den See an der Oberfläche. Der Mutterboden an der Oberfläche bildet dabei einen guten Filter, der nach vielen Jahren auch mal voll sein kann. Dann ist der Filter verstopft und muß ausgetauscht werden. Dazu wird einfach der Oberboden bis auf die Geotextilie abgezogen und durch eine frische Lage ersetzt. Das hält je nach Verschmutzungsgrad des Oberflächenwassers 10 bis 20 Jahre.

Wenn Häuser in der Gegend eine weiße Wanne brauchen, ist das ein Warnhinweis auf unterirdische Wasserströme, die "drückendes" Wasser bewirken. Gleichzeitig würden diese Wasserströme ungefiltert eingebrachtes Oberflächenwasser weiträumig verteilen und ggf. die Funktion von Wasserwerken stören. Das ist dann gar nicht lustig und sollte unbedingt vermieden werden. Daher verlangen die Kommunen auch regelmäßig Nachweise über den Verbleib des Oberflächenwassers, bei uns kommen die alle paar Jahre und werfen Farbpatronen in die Dachrinnen und Hofabläufe. Wehe, man kann die Farbe irgendwo nachweisen wo sie nicht hingehört 8o

Wenn du von "Bierkisten" und ähnlichem schreibst wirst du vermutlich nicht den VORGESCHALTETEN Filter gesehen haben. Viele McDonalds und ähnliche Betriebe haben unter ihren Parkplätzen so eine Einrichtung. Bei der großen Versiegelung durch den Parkplatz gäbe es auf dem Grundstück überhaupt keinen Platz mehr für eine Muldenrigole. Also baut man unter dem Parkplatz den großen Speicher (die Dinger können tatsächlich wie Bierkästen aussehen) in den aber nur GEFILTERTES Wasser eingeleitet werden darf. Der Filter sitzt dann seitlich im Zuflußrohr und muß regelmäßig gewartet werden (Austausch von Filtermatten etc.)
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Elt-Onkel
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Re: Sickerschacht

Beitrag von Elt-Onkel »

Hallo,

ich habe mal 1986/87 in Potsdam 88 Wohnungen saniert.

9 Häuser mit je einem Innenhof, angeschlossen an eine Tiefgarage.

Unter der Tiefgarage musste das Wasser abgepumpt werden, weil sonst die TG überflutet worden wäre.
Alle Keller WU-Beton, minderer Qualität.

Aufgabe:
Das Wasser auf dem eigenen Grundstück wieder versickern !
Also Grube ausgehoben, Geotextil rein, Kies 8/16 rein, Pumpenleitungen dort angeschlossen.

Da wollen wir mal hoffen, daß in den nächsten 100 Jahren sich die Fließrichtung vom Grundwasser nicht ändert.
Dann schwimmen die Autos in der TG weg.

Die Stadt Hannover hat auch so ein Regenwasser-Versickerungs-Gebot.
Da habe ich vor 5 Jahren für ein Grundstück einen Anschluß an den Regenwasserkanal bauen lassen,
weil die Kosten einer Versickerungsanlage sich in 300 Jahren nicht amortisiert hätten.


...
Olaf S-H
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Re: Sickerschacht

Beitrag von Olaf S-H »

Moin Thomas,

diesen "Bierkasten" meinte ich: https://www.aco-selbstbau.de/produkte/r ... sickerbox/

Im Bebauungsplan steht:
Bebauungsplan A) 4. hat geschrieben: Im Baugebiet A ist das Oberflächenwasser der Baugrundstücke nach ATV-A 138 durch Versickerungsanlagen (z. B. Muldenversickerung, Schachtversickerung) abzuleiten. ...
Somit sind alle in der ATV-A 138 beschriebenen Versickerungsarten (Flächenversickerung, Muldenversickerung, Mulden-Rigolen-Element, Rigolen- und Rohr-Rigolenelement, Versickerungsschacht, Versickerungsbecken, Mulden-Rigolen-System) vorerst noch im Rennen.

Da die ATV-A 138 nicht datiert ist, gilt derzeit das Arbeitsblatt DWA-A 138 "Planung, Bau und Betrieb von Anlagen zur Versickerung von Niederschlagswasser" in der Ausgabe 2005 (korrigierte Fassung 2006). Wie beim Ausbeuthverlag ist dieses Regelwerk auch nur gegen Einwurf von Münzen zu beziehen. Hier sind es 43,- € zzgl. 4,95 € Versandkosten.

Gruß Olaf
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Re: Sickerschacht

Beitrag von Elt-Onkel »

Hallo,

das ACO-Dings sieht mir sehr nach Heimwerker aus.

Man braucht A) einen Kiesfilter, sonst landen die toten Vögel, pp. unten in den 'Bierkisten'.

Man muß B) seine Abwasseranlage trennen, sonst landet die Schmutzfracht der Wegeflächen im Boden.

Für A) baut man einen revisionierbaren Kiesfilter.

Wie geht das ?

Betonringe mit 1m - Innen-Durchmesser mit Zulauf (oben) und Ablauf (unten) versehen.
2 m³ Betonkies 0-16 (= Filterstabile Schicht) einfüllen.
Nach ca. 5 Jahren absaugen und entsorgen.
Dann neu füllen.

Für B) trennt man die Abwasseranlage in 3 Teile:

B1) Schmutzwasser
B2) Oberflächenwasser von befestigten Wegen und Straßen
B3) Dachentwässerung

Nur B3 eigent sich für Grauwasser und zur Versickerung.

B2 hat teils größere Schmutzfracht als B1.
(Sagte mein Abwasserprofessor in Hannover)
Also nach 1/4 Stunde Regen kann man nach B3 umleiten.
Niemals B2 direkt an B3 kuppeln.

Man erkennt, die Ansprüche an Steuerung, Verrohrung und Wartung steigen.


...
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