Off-Topic: Sind diese Drehstromstecker eigentlich noch erlaubt oder nicht?

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alexpa
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Off-Topic: Sind diese Drehstromstecker eigentlich noch erlaubt oder nicht?

Beitrag von alexpa »

Hallo Liebe Gemeinde,

durch einen Nachlass (ehem. Werkstatt eines Mühlenbauers, mein Großvater) bin ich nun im Besitz von etwas "älterern" Drehstromdosen, Buchsen und Steckern.

Eins Vorweg: Die Dosen wurden das letzte mal vor 1988 Benutzt, und sind seit 1994 Stromlos. Ich habe auch nicht vor jemals eine wieder in Betrieb zu setzen. Die ganze Anlage wurde '95 in Stand gesetzt (alles Neu), habe nur beim Aufräumen ein paar alte Reste gefunden und wollte mich nur informieren, bzw. eine kleine Diskussion anstoßen.

Hauptsächlich wurden in der Werkstatt 3Ph Drehstrommotoren genutzt, es gab aber anscheinend auch ein Adapter-Kabel auf Schuko (sagt mein Vater, verbleib dieses Kabels unbekannt, ist aber auch egal ;) )

Ich weiß das die "alten" Drehstrom-Flachstecker (3 oder 4 Pins gerade in einer Reihe, noch nie live gesehen) verboten wurden, da hier beim Drehen des Steckers um 180° sich nicht die Drehrichtung ändert, sondern der L1 der Buchse mit dem PE des Steckers verbunden wird. Man musste dazu zwar eine Nase abnudeln/abfeilen, aber anscheinend war das prinzipiell möglich.

Meinen Stecker finde ich nirgendwo, hier sind die Pins (L1-L3) Trapezförmig angeordnet. Ich würde vermuten: Jemand der diesen Stecker mit roher Gewalt um 180° in die Dose bekommt, bekommt auch einen Schukostecker um 90° gedreht in die Dose.

Habe mir erst gedacht, das der Stecker nur 4-Polig ist, und hier ein PEN Verbunden wird, die Dose ist aber 5 Polig, also getrennter N und PE. Letztendlich sehe ich jetzt keinen "großen" unterschied zu einem CEE Stecker, ausser vielleicht das beim CEE der PE definitv vorauseilend wäre, bei meinem Flachstecker bin ich mir da nicht so sicher. Mein Stecker ist nur bis 10A zugelassen, reicht auch für viele Anwendungen.

Am offenen Stecker sieht man schön, die 3 Pins sind L1-L3, unten ist der PE und N (was jetzt was ist, kann ich nicht sagen). Das die Kabelfarben teilweise völlig falsch sind, und mein Opa hier quasi falsch genullt hat ist mir klar!


Die Frage ist nun: Wäre das System noch zulässig (mit 10A Sicherung und 5 poliger Verdrahtung samt FI), oder nicht? Wenn Verboten, weiß jemand den wirklichen Grund?
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Freue mich schon auf eure Antworten!

Und nochmal: Ich will diese Steckverbindung nicht einsetzen, ich möchte nur mein Wissen erweitern!
alexpa
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Re: Off-Topic: Sind diese Drehstromstecker eigentlich noch erlaubt oder nicht?

Beitrag von alexpa »

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Trumbaschl
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Re: Off-Topic: Sind diese Drehstromstecker eigentlich noch erlaubt oder nicht?

Beitrag von Trumbaschl »

Habe mir erst gedacht, das der Stecker nur 4-Polig ist, und hier ein PEN Verbunden wird, die Dose ist aber 5 Polig, also getrennter N und PE. Letztendlich sehe ich jetzt keinen "großen" unterschied zu einem CEE Stecker, ausser vielleicht das beim CEE der PE definitv vorauseilend wäre, bei meinem Flachstecker bin ich mir da nicht so sicher. Mein Stecker ist nur bis 10A zugelassen, reicht auch für viele Anwendungen.
Meines Wissens wurde diese Bauart nie ausdrücklich verboten.

Unpraktischerweise gab es zwei Ausführungen des inneren Aufbaus. Im einen Fall waren beide Schleifkontakte werksseitig gebrückt und mit dem "Schutzleiterbäumchen" gekennzeichnet. Im anderen Fall waren sie getrennt oder nur mit einer schraubbaren Brücke verbunden und mit PE-Symbol und "Mp" beschriftet. Bei deinem Beispiel sollte die kupferfarbene Schraube PE sein und die messingfarbene N. Siehe Bild 12:
https://www.plugsocketmuseum.nl/Obsolete_3hd.html

Diese Brücke war nicht(!) nur in der Steckdose sondern auch im Stecker, also mit Sicherheit keine Nullungsbrücke! Außerdem waren diese Steckdosen auch im TT-Gebiet Wien häufig nur 4-adrig (3L+PE) angeschlossen. Ein FI, auch mit 300 oder 500 mA, hätte sich über eine Nullungsbrücke schön bedankt!

Eigentlich das einzige Problem sind durch den Zug der Leitung ausgeleierte Schleifkontakte, die nicht mehr zuverlässig Kontakt geben.
Probator
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Re: Off-Topic: Sind diese Drehstromstecker eigentlich noch erlaubt oder nicht?

Beitrag von Probator »

Ich habe diesen Stecker noch nie gesehen, aber auf den Bildern scheint es so, dass der Schutzleiter nicht voreilend ist. Und damit wäre von der Verwendung dieses Steckers dringendst abzuraten.

Ab ins Museum damit.
EBC41
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Re: Off-Topic: Sind diese Drehstromstecker eigentlich noch erlaubt oder nicht?

Beitrag von EBC41 »

Der Schutzleiter ist, soweit ich weiß, schon voreilend. Aber auch, wenn man das Ganze 5 adrig durchgehend verdrahten kann, ist es doch so, dass die zwei Federn, von den vieren, die den N bilden, für mein Gefühl nicht so intensiv dauerstromtragfähig sind.

Bei ausschliesslicher Verwendung als PE und Einsatz eines RCD wäre das eher unkritisch.

Aber ich kann mich erinnern, in meiner Kinderzeit wurden diese Steckdosen bei irgendeiner Überprüfung beanstandet und der Elektriker montierte dann 5 polige CEE 16A. Das war dann das erste mal, dass ich die CEE zu sehen bekam.


Dieses Stecksystem, nannte sich, wenn ich richtig informiert bin Walter. Es war auch der Vorläufer des Perilexsystems.
alexpa
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Re: Off-Topic: Sind diese Drehstromstecker eigentlich noch erlaubt oder nicht?

Beitrag von alexpa »

Hallo,

danke für die Antworten.

Eins Vorweg, ich hab auch nicht vor diese Dosen jemals wieder produktiv einzusetzen.... Ich hab auch nur noch die eine, und noch insgesamt 3 Stecker. Leider zu wenig für meine Bedürfnisse! Nachschub ist schwierig, und Verlängerungskabel kann ich keins bauen ohne Kupplung ;). Und für ne Wanddose müsste ich extra Kabel legen oder Aufputzkasten dass ich auf 10A Absichern könnte -> Aufwand viel zu hoch, ich bleibt bei CEE

Die zwei "Schleifkontakte" mit PE und N sind beide Vorauseilend, der Kontaktqualität würde ich nicht trauen, eher hätte ich die sorge bei einem Produktiven Einsatz ohne eines Drehstrommotors, also auf 230V Basis, dass ich eher einen Schwebenden Sternpunkt bekomme. PE und N werden beide gleichzeitig verbunden.

Anscheinend findet man doch noch was bei Ebay:
https://www.ebay.de/b/Kraftstrom-in-Ori ... 7004737641


Die englische Wikipedia hat diesen Stecker auch drin:
https://en.wikipedia.org/wiki/Industria ... Yugoslavia

Finde ich interessant, das diese Stecker anscheinend in Jugoslawien eingesetzt worden sind.
Der Funktort der Stecker (bzw. der Standort der Stecker) ist im Süd-Ost Bayerischen Raum (an der Donau) PLZ Bereich 94xxx im Landkreis Passau

Hat jemand eine schriftliche Quelle zum "Verbot"?
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Gernot
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Re: Off-Topic: Sind diese Drehstromstecker eigentlich noch erlaubt oder nicht?

Beitrag von Gernot »

Diese Steckdosen waren bei uns zu hause ("ehemalige") bis Ende der 80er Jahre im Einsatz.
Waren 4polig angeschlossen, da 3*220V TT-System.
Da die Teile 5polig angeschlossen werden können und das Gehäuse aus Isolierstoff besteht, glaube ich nicht an ein direktes Verbot.
Ich würde trotzdem auf CEE umstellen.

Viele Grüße
Gernot
Trumbaschl
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Re: Off-Topic: Sind diese Drehstromstecker eigentlich noch erlaubt oder nicht?

Beitrag von Trumbaschl »

In Wien sieht man diese Bauart sehr häufig in alten kleinen Gewerbe-Betrieben für Maschinen. Alle die ich bis jetzt zerlegt gesehen habe, waren mit 3L+PE angeschlossen. Stecker und Kupplungen gab es sowohl aus verschiedenen duroplastischen Werkstoffen als auch schlagfest und spritzwassergeschützt aus Gummi, die Steckdosen Aufputz und Unterputz, mit und ohne Klappdeckel. In den Grundzügen (noch ohne die Schleifkontakte für N und PE) scheint es dieses System schon sehr sehr früh (vor dem 1. Weltkrieg) gegeben zu haben, wobei ich diese Vorläufer nur von Zeichnungen kenne und daher nicht beurteilen kann, ob die Abmessungen identisch sind. Das Vorkommen in Jugoslawien spricht meiner Meinung nach dafür, dass diese Bauart schon vor dem 2. Weltkrieg existierte.

In der Landwirtschaft gab es in Österreich hingegen durchwegs die - meistens metallenen - Steckdosen nach DIN 49450 mit vier Stiften in einer geraden Reihe für 3L+PE. Die gängigsten Größen waren 25 A (entspricht VDE 15 A, TGL 25 A) und 40 A (VDE 25 A, TGL 40 A). 63 A war sehr selten und 100 A habe ich überhaupt noch nie in freier Wildbahn gesehen. Die letzten solchen Steckdosen kenne ich aus einer landwirtschaftlichen Garage Bj. 1978. In landwirtschaftlichen Betriebsstätten sind sie seit sicher um die 15 Jahren verboten und bis auf irgendwelche halb vergessenen Reste auch verschwunden. In Privathaushalten sieht man sie dagegen ab und zu noch und mir ist auch keine Nachrüstverpflichtung bekannt.

Spaß am Rande: ab und zu diskutiert man mit Menschen die der Meinung sind Kragenstecker seien verboten. Alle. Die staunen dann manchmal etwas wenn man sie darauf hinweist, dass CEE Kragenstecker sind...
Gerne wird dieses vermeintliche Kragensteckerverbot auch bei Fotos von Perilex-Steckdosen ausgesprochen, die ja wohl nun wirklich keine Kragenstecker sind... anders gesagt: es geistert viel Halbwissen herum, auch im Elektro-Handwerk!
alexpa
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Re: Off-Topic: Sind diese Drehstromstecker eigentlich noch erlaubt oder nicht?

Beitrag von alexpa »

Also vorm 2. WK war die Dose noch nicht montiert, das Gebäude entstand 48/49 ;)

Gab es damals schon Perilex?

Überlege mir gerade was ich mit der Dose machen soll, irgendwie an die Wand hängen? Irgendwas mit < 50 V. Müsst ich mal überlegen. Bring es irgendwie nicht übers Herz mich davon zu trennen (auch wenns komisch klingt, zu manchen sachen der "Vorfahren" hat man doch einen bezug)




Off Topic: Kenne auch dieses öminöse "Perilex" Verbot - (ja nur in der Industrie, und im Außenbereich). Für Privathaushalte aber weiterhin zulässig!

Bei Diskussionen fragen ich grundsätzlich nach der entsprechenden (VDE) Norm, wo das drin stehen soll!
Trumbaschl
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Re: Off-Topic: Sind diese Drehstromstecker eigentlich noch erlaubt oder nicht?

Beitrag von Trumbaschl »

Ich meinte auch nur, dass das System vermutlich schon vor dem Krieg erfunden wurde. Üblich gewesen sein dürfte es deutlich länger, die neuesten Teile in meiner Sammlung sehen nach frühen 70ern aus. Möglicherweise wurde es von Perilex allmählich verdrängt, die sind sich vom Leistungsprofil ja doch recht ähnlich. Wann Perilex erfunden wurde weiß ich nicht! Ich habe versucht, der DIN 49445 (Steckdose 16 A) nachzuspüren, aber mit der Ausgabe 1971 verliert sich beim Beuth-Verlag die Spur, man findet keine Vorgängernorm. Im ÖVE-Webshop verliert sich die Spur gar schon 1991. Wikipedia spricht von "den 60ern", aber ohne belastbare Quellen halte ich davon erst einmal wenig.
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